Die zentrale Streikkundgebung von Verdi auf dem Kölner Alter Markt verläuft wie geplant. Der Anschlag in München wird erst später bekannt.
Warnstreik2000 Streikende kommen zu Verdi-Kundgebung in Köln

Etwa 2000 Streikende kamen zur Kundgebung auf dem Kölner Alter Markt.
Copyright: Thomas Banneyer
Viel Solidarität auf dem Alter Markt: Nicht nur die Beschäftigten der städtischen Kitas, auch die der Bühnen, der Bäder, der Sozial-Betriebe, der Kreissparkasse und weiterer Betriebe hatte die Gewerkschaft Verdi am Donnerstag, 13. Februar, zum Warnstreik aufgerufen. Sie alle kommen zur zentralen Kundgebung, um sich gegenseitig den Rücken zu stärken - nicht ahnend, dass etwa zur gleichen Zeit in München ein 24-Jähriger sein Auto in eine Verdi-Veranstaltung lenkt.
Verdi-Demo in Köln: gute Stimmung, eisige Temperaturen
In Köln ist es zwar kalt, aber die Stimmung ist gut. Es geht um die acht Prozent mehr Lohn für den Öffentlichen Dienst, den die Gewerkschaften fordern, aber auch um Anerkennung für die Arbeit, die Beschäftigte in Kitas, in der Pflege, in Stadtverwaltung und Kultur leisten. „Die Wichtigkeit eurer Tätigkeit wird nicht gesehen, eure Arbeit nicht wertgeschätzt!“, ruft Andrea Becker von Verdi NRW von der Bühne: „Doch wer einen funktionierenden öffentlichen Dienst haben will, muss das auch bezahlen.“

„Fachkompetenz halten“: Kerstin Bartelt vom Personalrat der Stadt Köln.
Copyright: Thomas Banneyer
Zum 1. Januar 2024 hatte der öffentliche Dienst eine Erhöhung von 5,5 Prozent bekommen. Zuvor hatten lange Streiks in Kitas für eine angemessenere Eingruppierungen der Fachkräfte gesorgt. „Aber es hat sich nichts verbessert“, sagt Dita Kerschkamp, stellvertretende Leiterin einer Kita in Mülheim. „Wenn ich eine vierjährige Ausbildung mache, für die ich Abitur brauche, dann erwarte ich doch einen Beruf, bei dem ich mir keine finanziellen Sorgen machen muss.“ Dafür reichten die 2000 Euro netto, die eine Erzieherin bei Vollzeit bekäme, aber nicht. „Und die Ergänzungskräfte bekommen nur 1500, das geht gar nicht.“
Kerstin Bartelt, die nach langer Tätigkeit in den städtischen Kinderheimen und der Schulsozialarbeit jetzt im Personalrat sitzt, fürchtet vor allem die Abwanderung von Fachkräften in besser bezahlende Städte. Düsseldorf und Leverkusen zum Beispiel. „Ich bin hier, weil ich finde, dass die Fachkompetenz bei der Stadt bleiben soll und nicht in andere Kommunen gehen.“

„Für gerechtere und bessere Arbeitsbedingungen“: Maximilian Hülshoff.
Copyright: Thomas Banneyer
Doch es geht nicht nur um die Kitas. „Ich bin hier für gerechtere und bessere Arbeitsbedingungen“, sagt Maximilian Hülshoff von den Bühnen Köln und redet sich in Rage: „Seit 15 Jahren warten wir auf ein neues Opernhaus und müssen seitdem unter unmöglichen Bedingungen arbeiten.“ Außerdem wolle er seine Solidarität zeigen.
Genau wie Cassandra Dlugos. Die Fachangestellte für Medien und Informationsdienste sieht für sich selbst eigentlich keinen Grund zu klagen. Aber bei den Kitas, da müsse sich grundlegend etwas ändern. Während eines Praktikums dort habe sie erfahren, wie wenig Wertschätzung dem Beruf entgegengebracht werde: „Für mich war das ein Grund, dort keine Ausbildung zu machen.“

„Es müsste sich grundlegend was ändern“: Cassandra Dlugos.
Copyright: Thomas Banneyer
Der Anschlag in München wird auf dem Alter Markt kein Thema. Die ersten, noch ungenauen Nachrichten - so der Pressesprecher später - erreichen die Verantwortlichen erst kurz vor Schluss der Veranstaltung.