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Virtuelle ZeitreisenKölner Time Ride arbeitet an neuen Projekten in Corona-Zeiten

Lesezeit 3 Minuten

Bitte einsteigen: In der Bahn beginnt die Fahrt durch das historische Köln.

Köln – Im alten Cöln anno 1900 war Corona logischerweise noch kein Thema. Aber auch Reisen in längst vergangene Zeiten sind derzeit nicht möglich – selbst wenn diese nur virtuell stattfinden. Die Time Ride GmbH in der ehemaligen Schlecker-Filiale am Alter Markt bietet seit 2017 solche Zeitreisen an, bei denen die Besucher mit Hilfe von virtueller Realität in die Zeit von Kaiser Wilhelm II. zurückversetzt werden. Diese kann während einer simulierten Bahnfahrt hautnah miterlebt werden. Ein Geschäftsmodell, das sich von Beginn an als außerordentlich beliebt erwies: Mehr als 100 000 Besucher begaben sich im ersten Jahr alleine in Köln auf die historische Zeitreise. Filialen in Dresden, München und Berlin folgten, Ende März hätte eigentlich ein Standort in Frankfurt eröffnen sollen.

Einnahmen brechen komplett ein

„Das war schon irgendwie surreal, weil alles so schnell ging“, sagt Gründer und Geschäftsführer Jonas Rothe über die Anfänge der Corona-Maßnahmen. Besonders für die Freizeitbranche seien diese hart, weil Einnahmen komplett einbrechen. Time Ride gehört mit über 50 anderen Anbietern zu den Initiatoren des Offenen Briefs der NRW-Freizeitunternehmen an die Landesregierung – zu den Unterzeichnern zählt etwa auch die Lanxess-Arena, das Aqualand oder das Jumphouse. Sie äußern in dem Brief zwar Verständnis für die Maßnahmen, weisen aber auch auf ihre prekäre Situation hin: „Von heute auf morgen wurden alle Freizeitaktivitäten ausnahmslos eingestellt und alle Betriebe zum Wohle der Allgemeinheit zwangsgeschlossen, es fließen keinerlei Einnahmen mehr. Wir gehören fast alle zum typischen Mittelstand mit 11 bis 250 Mitarbeitern. Aktuell erreichen genau diese Unternehmen jedoch noch kaum konkrete Hilfen“, heißt es unter anderem.

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„Die Stimmung im Team ist trotz der Situation sehr solidarisch, wir haben auch sehr schnell und frühzeitig das für uns noch sehr unbekannte Instrument der Kurzarbeit eingesetzt“, erklärt Rothe die aktuelle Lage. Ohne dieses Instrument könnte er nicht sagen, wie die Situation aus unternehmerischer Sicht gerettet werden könnte. „Es ist gut und wichtig, dass das bereitgestellt wurde, ansonsten würde alles wohl viel chaotischer ausfallen“, erklärt Rothe.

Verkauf von Gutscheinen als Hilfe

Derzeit setzt TimeRide vor allem auf den Verkauf von Gutscheinen, die es von Anfang an auch im Sortiment gab. Die vor der Krise erworbenen Exemplare bleiben gültig und werden verlängert. „Man muss aber ehrlicherweise auch sagen, dass das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein darstellt – die Einnahmen, die wir sonst hätten, werden dadurch nicht annähernd kompensiert. Wir haben schließlich von heute auf morgen gut 90 Prozent unseres Umsatzes verloren“, erzählt Rothe.

Die Time-Ride-Gründer richten trotzdem ihren Blick weiter nach vorne und entwickeln Ideen für die Zukunft. Jonas Rothe: „Wir rechnen damit, dass eine vollständige Öffnung sich noch etwas hinziehen wird, weshalb wir gerade intensiv mit Ideen spielen, wie wir den Menschen auch zu Hause solche virtuellen Zeitreisen in ihre Städte anbieten können.“ Das Wichtigste für für die aktuelle Situation und die Zeit nach Corona sei für ihn, „Wirtschaft und Gesundheit in Einklang zu bringen“.

timeride.de