Köln – Johannes Nießen war es wichtig, die Sendung mit einer positiven Botschaft zu beenden. Die Pandemie werde früher oder später von der Endemie abgelöst. Die Perspektive mit einer Impfung pro Jahr und mit konsequenten Hygieneregeln mache ihm Hoffnung. In der Talkshow von Markus Lanz saß Nießen am Dienstagabend, um von seiner Arbeit als Kölner Gesundheitsamtsleiter zu berichten.
Impfpflicht abhängig von Omikron-Entwicklung
Die Omikron-Welle führe aktuell dazu, „dass wir so viele Fälle haben, dass wir nicht mehr hinterher sein können“, sagte Nießen (siehe Infokasten). „Die Gesundheitsämter machen einen guten Job, aber momentan fehlt uns einfach effektiv noch mehr Personal.“ Die Ministerpräsidenten hätten schon 2020 beschlossen, vier Millionen Euro in den öffentlichen Gesundheitsdienst zu stecken. Das Personal, dass damals beschlossen wurde, komme erst jetzt langsam an.
Die Stadt teilte auf Anfrage mit, auch aktuell werde weiteres Personal eingestellt. Es handele sich dabei überwiegend um Werkstudierende. Die Mitarbeitenden arbeiten laut Stadt von 8 bis 22 Uhr in einem Zweischichtsystem, auch an Sonn- und Feiertagen. Im Gegensatz zu anderen Kommunen kontaktiere das Kölner Gesundheitsamt weiterhin alle Index- und Kontaktpersonen.
Nießen sitzt im Expertenrat der Bundesregierung
Nießens Meinung als Leiter des größten deutschen Gesundheitsamts ist im Land nicht nur in Talkshows geschätzt. Im Sommer des vergangenen Jahres erläuterte er der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen per Videoschalte die Kölner Digitalstrategie zur Bekämpfung der Pandemie. Nicht umsonst sitzt er aktuell auch im neuen Expertenrat von Bundeskanzler Olaf Scholz. Dass die digitale Kontaktnachverfolgung, die Nießen in Köln eingeführt hat, aktuell an ihre Grenzen stößt, ändert daran nichts.
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Für Verwirrung sorgte Nießen bei Markus Lanz, als er sagte, dass in Nordrhein-Westfalen eine Regel geplant sei, nach der Geboosterte eine Woche warten müssten, bis sie bei der 2G-Regel ohne Test etwa ins Restaurant dürfen. Das Landesgesundheitsministerium dementierte eine solche Regel.
Die Impfpflicht für Gesundheitsfachpersonal ab dem 15. März bezeichnete Nießen als „den richtigen Schritt“. Der nächste Schritt sei eine Impfpflicht für ältere Menschen, etwa ab 60 Jahre. Der letzte Schritt, eine Impfpflicht für alle, sei abhängig von der Entwicklung der Omikron-Variante.