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„Systematic Desensitization Zine“Pädagoge aus Köln-Porz schreibt Heavy-Metal-Blog

Lesezeit 3 Minuten

Waschechter Metalhead: Gerald Bauer auf seiner Harley Davidson.

Köln-Porz – Wenn Gerald Bauer Musik hört, dann sollte sie vorzugsweise „roh, brachial und ungestüm“ sein. Es ist dem 42-jährigen Sozialpädagogen aus Porz-Wahn vielleicht nicht auf den ersten Blick anzusehen – immerhin ist die hüftlange Matte schon lange einem adretten Kurzhaarschnitt gewichen –, aber in Bauer steckt noch immer ein waschechter Metalhead.

„Das fing so mit 12, 13 Jahren an, damals waren Guns n’ Roses ganz groß, und dann gesellten sich nach und nach Bands wie Metallica, Judas Priest, Megadeth, Black Sabbath sowie Slayer und Sepultura dazu. Eltern sagen ja gerne, dass das nur so eine Phase ist, die wieder vorbeigeht. Aber im Gegensatz zu so manchen Freunden bin ich bei den harten Sachen geblieben“, erzählt er lachend.

Von Fans für Fans

Es ist die „Mischung aus Härte, Atmosphäre und Emotionen“, die Bauer so sehr an dieser Musik liebt. Mit seiner Frau oder Tochter kann er diese Passion zwar nicht teilen („Die finden das ganz schrecklich, für die ist das nur Krach“), dafür aber im Internet, wo er unter dem Namen „Systematic Desensitization Zine“ ein Fanzine, also ein von Fans für Fans hergestelltes Magazin, als Blog betreibt.

Zugegeben: Besonders griffig ist der Name nicht, aus dem Kopf gehen wollte er Bauer dennoch nicht. „Systematic Desensitization“ bedeutet auf Deutsch „Systematische Desensibilisierung“ und bezeichnet eine Therapiemethode aus dem Bereich der Verhaltenstherapie, die häufig bei Angststörungen eingesetzt wird und die Konfrontation mit angstauslösenden Themen zum Gegenstand hat. „Zum ersten Mal begegnet ist mir der Begriff im Rahmen des Studiums und irgendwie fand ich das passend. Zudem waren mir solche im Metal inflationär gebrauchte martialische Begriffe einfach zu langweilig und klischeebehaftet“, erzählt Bauer.

Schwerpunkt liegt auf Interviews

Ins Leben gerufen hat er den Blog um 2016/17 herum. Schon davor hatte er gelegentlich beim Szenemagazin „Legacy“ geschrieben. „Das war mehr oder weniger ein Hobby, Geld gab es dafür keins, dafür aber CDs und Konzertbesuche.“ Irgendwann habe er Bands nicht mehr nur vorserviert bekommen wollen, sondern nach eigenem Gusto auswählen können. Der Schwerpunkt beim „Systematic Desensitization Zine“ liegt dabei auf Interviews. Über 30 hat er bereits mit Musikern aus zig Ländern geführt. Darunter Bands aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch aus Holland, Belgien, England, Schweden und Finnland oder aus Polen, Griechenland und vom amerikanischen Kontinent. Besonders freue ihn, dass Bands hin und wieder auch durchaus auf ihn zukämen.

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Eins der ersten Interviews für seinen Blog war für Bauer auch gleich ein absoluter Höhepunkt. Die deutsche Thrash-Metal-Band Kreator dürfte nämlich auch so manchen Nicht-Metalhead geläufig sein, stand deren letztes Album „Gods of Violence“ 2017 doch immerhin für einige Wochen an der Spitze der hiesigen Charts. „Das fand ich schon sehr cool, dass die sich die Zeit für mich genommen haben. Ich war und bin ja nur ein kleiner Blog.“

Auch Köln hat Gerald Bauer im Blick. So hat er etwa mit Christian Krieger von Chapel of Disease ein langes Interview über die hiesige Metal-Szene geführt. Auch die Band Ultha, die international einige Aufmerksamkeit erhielt, hält er für ein Aushängeschild Kölns. „Es gibt in Köln durchaus eine Metal-Kultur, auch wenn diese natürlich eher eine Nische abdeckt“, so das Fazit des Sozialpädagogen.