Streit um Toten WinkelFahrrad-Club sagt Info-Veranstaltung mit Polizei ab
Köln – Es begann harmonisch und es endete im Eklat: Gemeinsam wollten der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und die Polizei am kommenden Dienstag auf dem Rudolfplatz Fahrräder codieren, um sie besser vor Diebstahl schützen zu können. Eine verkehrspolitisch unverfängliche Aktion in trauter Zweisamkeit.
Doch dann eine Erklärung des ADFC. Man distanziere sich von der Veranstaltung, werde daran nicht teilnehmen. Der Grund für die Aufregung: Die Polizei will auf dem Rudolfplatz nicht nur Fahrräder registrieren, sondern auch über die Gefahren des Toten Winkels informieren. Für den ADFC ein Aufregerthema. Er kritisiert seit längeren, wie solche Infoveranstaltungen von den meisten Betreibern durchgeführt werden.
Streitpunkt ist Tote-Winkel-Information
„Wir bedauern das sehr“, heißt es lediglich am Sonntag aus der Pressestelle der Polizei zu dem Rückzug des ADFC. Dass die Ordnungshüter nachträglich und ohne Absprache mit dem Fahrrad-Club die Veranstaltung durch eine Tote-Winkel-Information ausgeweitet haben, begründet eine Sprecherin vor allem mit den Unfallzahlen dieses Jahres: „Jeder dritte Verletzte war ein Radfahrer.“ Dabei hat auch wieder der Tote Winkel eine Rolle gespielt.
Ein besonders tragischer Fall: Ende Mai wurde ein siebenjähriger Junge mit seinem Fahrrad von einem abbiegenden Müllwagen erfasst. Er starb an seinen Verletzungen. Die Ermittlungen laufen noch. Doch es scheint gesichert, dass der Junge sich zum Zeitpunkt des Abbiegens im Toten Winkel befand. Warum also ist der ADFC gegen Informationsveranstaltungen zu dieser Gefahr?
Werden LKW-Spiegel abgeklebt?
„Dass der Lkw-Fahrer Radfahrer oder Passanten im Toten Winkel nicht sehen kann, ist nicht richtig“, sagt Christoph Schmidt, Vorsitzender des ADFC in Köln. Die Gesetzeslage schreibe an jedem Fahrzeug über 7,5 Tonnen Spiegel vor, die auch Einblick in den Toten Winkel geben. „Doch bei den Informationsveranstaltungen dazu, in denen sich Menschen neben einen Lkw in den Toten Winkel aufstellen können, werden diese Spiegel abgeklebt“, kritisiert Schmidt. „Das kann man nicht machen, und da können wir auch nicht mitmachen“, erklärt er die Absage für kommenden Dienstag.
Auch die Polizei verfolge da ein Informationskonzept, das noch aus den 80er-Jahren stamme. „Das wurde nie angepasst. Ich glaube aber, wir sind an einem Punkt, an dem das angepasst werden muss.“
Es geht um die Haltung von Lkw- und Radfahrern
Doch was ist daran so schlimm, dass Radfahrer und Fußgänger auf die generelle Gefahr des „blinden Flecks“ vor allem bei Lkw hingewiesen werden? „Das wiegt den Lkw-Fahrer in trügerischer Sicherheit“, sagt der engagierte Radfahrer Schmidt. Er könne sich gar seiner Verantwortung entledigt fühlen. Andererseits werde der Radfahrer zu extremer Rücksicht aufgefordert nach dem Motto: „Verzichte lieber auf deine Vorfahrt.“ „Soll ich etwa nicht nur an jeder Kreuzung, sondern auch noch an jeder Einfahrt anhalten, um eventuell Lkw durchzulassen?“, fragt Schmidt. „Da kann ich ja gleich zu Fuß laufen.“
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Der ADFC wird für sich die Codierungsaktion ohne die Polizei in seinem Büro am Mauritiussteinweg 11 durchführen. Das Tischtuch ist laut Schmidt trotzdem nicht zerrissen. „Ich habe viel mit der Polizei seit unserer Absage gesprochen und durchaus auch Verständnis für unsere Haltung herausgehört.“