Die Finanzierung einer Unternehmensgründung kann Gründerinnen und Gründer vor Probleme stellen.
Startups im FokusWie sich junge Unternehmen in Köln finanzieren

Viele Startups in Köln setzen auf digitale Neuentwicklungen. Aber auch Medizin, Spiele und der digitale Handelsverkehr sind stark vertreten.
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Köln gilt als Startup-Metropole, zumindest mischt man im Konzert der Big Four gemeinsam mit Berlin, Hamburg und München kräftig mit. Allerdings mit deutlichem Respektabstand zum Hauptstadt-Platzhirschen und auch hinter München eingereiht. Rund 800 Startups gibt es in Köln, nach Corona geht es wieder leicht, aber stetig aufwärts. Was aber ist ein Startup genau, und vor allem: wie finanziert es sich?
Grob gesagt sind Startups Unternehmen in der frühen Entwicklungsphase. Sie starten meist mit einem kleinen Team von zwei bis drei Personen und wachsen mit dem Erfolg. Im besten Fall erreichen sie den Scaleup-Status mit über 50 Mitarbeitenden. Diese Entwicklung kann vier bis fünf Jahre dauern, aber auch mehr als zehn Jahre in Anspruch nehmen. Bis dahin ist es ein weiter Weg, der über verschiedene Wachstumsphasen und Finanzierungsrunden führt.
Gründungskapital aus dem Freundes- und Familienkreis
In der „Pre-Seed“-Phase formiert sich das Gründungsteam. Das Kapital stammt aus eigenen Mitteln, vielleicht mit Unterstützung aus dem Familien- oder Freundeskreis. Zwischen 10.000 und 30.000 Euro sind nicht unüblich, erklärt Oscar Escalante, bei Kölnbusiness Experte für Gründungen und Startups. Allerdings gibt es auch Gründer, die sich langfristig vorbereiten: „Ich habe fünfeinhalb Jahre gespart und angelegt“, berichtet Philipp Nelte. Er hat kürzlich „MindElevate“ gegründet, ein Kölner Unternehmen, das App-basiert Strategien für die persönliche Entwicklung und das Wohlbefinden entwickelt. „Die Gründung muss Sinn ergeben“, erklärt er. Nelte hat sich ein sechsstelliges Startkapital zurechtgelegt.
Ein Laptop und ein Stuhl
Es gibt große Unterschiede beim Kapitalbedarf. „Bei Software kann unter Umständen ein Laptop und ein Stuhl reichen“, sagt Escalante. Haptische Produkte haben es schwerer, egal ob aus dem Lebensmittelbereich, der Mode oder dem Handwerk. Hier muss ein Prototyp gefertigt werden, und auch der Produktionsprozess kann sehr aufwendig werden. In der „Seed-Phase“ ist das Unternehmen bereits etwas weiter. Die Produkte werden in „Pitches“ vorgestellt, wie man sie vom Format „Die Höhle der Löwen“ kennt. Dabei geht es in der Regel um kleinere Beträge im fünfstelligen Bereich. „Business Angels“, Privatleute, die eine Anschubfinanzierung leisten können, investieren erstmals in das Unternehmen. Kampagnen zur Steigerung des Bekanntheitsgrades werden aufgesetzt, viele setzen auch auf „Crowdfunding“: Das Produkt wird digital vorgestellt, wer daran glaubt, spendet Kleinbeträge. Funktioniert die Kampagne, kann das einen bedeutenden Teil der Kosten einspielen.
Knackpunkte in den Unternehmen
Finanziell interessant wird es im dritten Schritt, „Series A“ genannt. Das Produkt ist markterprobt, wird skaliert, das Unternehmen befindet sich in einer starken Wachstumsphase. Venture-Capital-Fonds (VC) investieren Risikokapital. Die Umsätze sind bereits siebenstellig, die Investments ebenso. Die Belegschaft allerdings ist zu diesem Zeitpunkt noch übersichtlich, ein erweitertes Gründungsteam vielleicht mit zehn bis 20 Mitarbeitenden.
Der Übergang zu „Series B“ ist dann ein erheblicher Knackpunkt und für viele Unternehmen auch der entscheidende Schritt – oder eben nicht – in den nationalen und internationalen Markt. Die Millionenbeträge sind längst zweistellig. „Das bedeutet mehr Mitarbeitende, neue Strukturen und eine neue Herangehensweise“, erklärt Escalante. Das kleine, übersichtliche Geschäftsmodell weicht anderen Gesetzmäßigkeiten: Vertriebskanäle einrichten, Teams koordinieren, Standorte finden.
Impulse in die ganze Welt
Wird diese Phase überstanden, steht die Entwicklung zu einem der Großen der Branche offen. Einige Unternehmen überstehen das nicht, auch in Köln gibt es diese Fälle, erklärt Escalante. Manche verkaufen die Firma, manche müssen aufgeben, wieder andere gehen den letzten Schritt bewusst gar nicht mit. Schaffen sie es aber und halten Kurs, können von Köln aus Impulse in die ganze Welt gehen – bestes Beispiel zurzeit ist wohl das Übersetzungs-Tool „DeepL“.