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Abmietung des Stadthauses geplantStadt Köln will Büros in der Messe-City in Deutz kaufen

Lesezeit 4 Minuten
Die Messe City von oben.

Die neue Messe-City in Deutz könnte auch Heimat der Stadtverwaltung werden. Der Rat entscheidet über den Kauf des ganz im Osten liegenden Bürokomplexes namens „Rossio“, über dem noch Baukräne schweben.

Nach zahlreichen Verzögerungen und Debatten über teure Mietobjekte und Hiobsbotschaften wie fehlende Kaufoptionen in den Mietverträgen des Stadthauses will die Stadt wieder mehr Flächen ihr Eigen nennen.

Wenn etwas nicht gut läuft, hilft häufig ein Strategiewechsel. Das dachte sich vermutlich auch die Stadt Köln, die bei ihren Büroflächen eine neue Richtung einschlagen will. Nach zahlreichen Verzögerungen und Debatten über teure Mietobjekte und Hiobsbotschaften wie fehlende Kaufoptionen in den Mietverträgen des Stadthauses in Deutz — die Rundschau berichtete — will die Stadt wieder mehr Flächen ihr Eigen nennen.

Den Anfang soll der Ankauf des derzeit entstehenden Bürobaus namens „Rossio“ in der neuen Messe-City in Deutz machen, das hatte der Kölner Stadt-Anzeiger als erstes berichtet. Die circa 26.000 Quadratmeter Nutzfläche sollen die Stadt 271,5 Millionen Euro kosten, zuzüglich der 6,5 Prozent Grunderwerbssteuer in NRW (17,6 Millionen Euro) und der Notarkosten. Am Ende stehen rund 289.300.000 Euro als Gesamtrechnung unterm Strich.

Diese Investition soll eine Alternative zum Ost-Gebäude des Stadthauses möglich machen. Der Rat hatte bereits im vergangenen Jahr entschieden, dass die Verwaltung den östlichen Gebäudetrakt abmieten darf. Dabei gibt es bisher nur einen Haken: In dem Mietvertrag von 1997 steht eine Klausel, die besagt, dass nur alle drei Gebäudeteile gemeinsam verlängert oder abgemietet werden können. Dazu gehören der Ost- und der deutlich größere West-Flügel sowie das Parkhaus.

Das Stadthaus-Ost aus Richtung Norden: Rechts davon liegt die Arena, im Hintergrund ist der Tüv-Wolkenkratzer in Poll zu sehen.

Das Stadthaus-Ost aus Richtung Norden: Rechts davon liegt die Arena, im Hintergrund ist der Tüv-Wolkenkratzer in Poll zu sehen.

Die Krux an dem Mietvertrag mit dem Stadthaus ist nicht nur die fehlende Kaufoption, die der Rat damals beschlossen, die Verwaltung aber nicht umgesetzt hat. Die Stadt muss das Gebäude auch noch auf eigene Kosten modernisieren und rechnet, wie die Rundschau erfuhr, mit nötigen Investitionen in Höhe von 129,2 Millionen Euro zuzüglich Kosten für ein Interim in Höhe von 23,4 Millionen Euro und weiteren 25,3 Millionen Euro fortlaufenden Sanierungskosten im Falle eines erneuten Mietvertrags über 30 Jahre.

Das größte Manko sind jedoch die Mietkosten an sich. Denn die sollen laut Rundschau-Informationen mehr als 10 Millionen Euro pro Jahr betragen. Auf Anfrage der Rundschau ließ Baudezernent Markus Greitemann die Mietkosten unkommentiert, sagte aber ganz deutlich: „Wir wollen aus den schlechten Altverträgen für die Vermietungen rauskommen.“

Wäre da nicht der Haken mit der Klausel. Und diese steht einem Kauf durch die Stadt insofern im Weg, dass die Politik angesichts der angespannten Haushaltssituation der Stadt Köln kaum einem Kauf zustimmt, wenn nicht klar ist, dass die Abmietung des Ost-Flügels unabhängig vom West-Flügel mit mehr als 70.000 Quadratmeter Fläche klappt. Der Rat soll am 27. Juni über den Kauf entscheiden. Dem Vernehmen nach laufen die Gespräche zwischen Verwaltung und Vermietergruppe diesbezüglich sehr konstruktiv.

Fast 2,5 Millionen Quadratmeter Fläche bei der Gebäudewirtschaft

Wenn die Stadt einen Ausweg aus dem 2029 auslaufenden Mietvertrag für das Ost-Gebäude findet und den für die Fertigstellung im Jahr 2025 geplanten Bürokomplex in der Messe-City kauft, würden beide gleichzeitig für vier Jahre zum Portfolio der Gebäudewirtschaft gehören. In dieser Zeit könnte sie das Stadthaus noch als Interim für mögliche Sanierungsmaßnahmen in anderen Häusern nutzen. Stand 31. Dezember verfügte die Gebäudewirtschaft über insgesamt fast 2,5 Millionen Quadratmeter Bürofläche. Dabei betrug der Leerstand laut Flächenbericht insgesamt 98.340 Quadratmeter (Leerstandsquote von 3,97 Prozent).

Dabei macht es der Verwaltung Probleme, dass ein großer Flickenteppich an Anmietungen nicht die geeigneten Flächen für ihren Bedarf bietet. Um zum einen diesen Bedarf besser abdecken zu können und zum anderen keine hohen externen Mietkosten mehr zu haben, soll wieder mehr Eigentum als Mietverträge her. Der Bürokomplex „Rossio“ könnte dabei nur ein Anfang sein.

Ein Anfang, der laut Stadt eine Einsparung von fast 72 Millionen Euro — gerechnet auf 30 Jahre — bedeutet. Zusätzlich zu den Einsparungen bei den Nebenkosten, denn das Ende der 1990er Jahre errichtete Stadthaus entspricht nicht mehr modernen und ökologischen Ansprüchen. Das „Rossio“ wird nach Effizienzhaus-Stufe 40 errichtet, benötigt also voraussichtlich wesentlich weniger Energie- und Heizkosten.

Derzeit bauen Strabag und ECE noch an dem neuen Gebäude, das den Abschluss der Messe-City hin zur Deutz-Mülheimer Straße darstellt. Seit 2020 ist das Areal Heimat des Versicherers Zürich, zudem gibt es zwei Hotels sowie zwei Gastronomiebetrieben. In das Hochhaus mit der hellen Fassade gleich neben dem „Rossio“ soll ab Oktober die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG einziehen.