Mit der Erweiterung der „Wirtschaftszonen“ für Handwerker-, Pflege- und Lieferdienste will Köln die Parkplatzsituation verbessern. Die neuen Zonen sollen sich auf die Bezirke Ehrenfeld, Südstadt und Kalk verteilen.
Mehr Gratisparkplätze für HandwerkStadt Köln weitet Konzept der „Wirtschaftszonen“ auf neun weitere Standorte aus
Parkplatzsuche in Köln ist häufig ein schwieriges Unterfangen. Davon können vor allem diejenigen ein Lied singen, die Tag für Tag mit dem Auto oder Transporter in der Stadt unterwegs sind, um Kunden zu bedienen. Handwerkern, Lieferdiensten und Pflegekräften bleibt häufig gar nichts anderes übrig, als in zweiter Reihe zu parken oder auf andere Weise ein Knöllchen zu riskieren, wenn sie ihren Job machen wollen.
Um diesen Berufsgruppen das Leben ein bisschen zu erleichtern, hat die Stadt Köln im September ein Pilotprojekt gestartet (wir berichteten). An der Venloer Straße 259 wurden drei Parkplätze in eine „Wirtschaftszone“ umgewandelt, die werktags nur von Handwerks-, Pflege- und Lieferdiensten genutzt werden darf. In der entsprechend ausgeschilderten und mit blauen Piktogrammen versehenen Zone dürfen sie kostenlos parken, wenn sie eine Ausnahmegenehmigung (Handwerkerparkausweis) haben oder ihr Fahrzeug durch seine Beschriftung klar einem Handwerks-, Liefer- oder Pflegebetrieb zuzuordnen ist. Sonn- und feiertags stehen die Plätze allen kostenlos zur Verfügung.
Nun will das Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung das Pilotprojekt ausweiten. Dieses Jahr sollen neun weitere Wirtschaftszonen eingerichtet werden – je drei in Ehrenfeld (Stammstraße, Vogelsanger Straße), in der Südstadt (Alteburger Straße, Teutoburger Straße) und in Kalk (Kalker Hauptstraße, Rolshover Straße, Vorsterstraße). Die konkreten Standorte (siehe Grafik) sollen in Kürze in den Bezirksvertretungen Ehrenfeld, Innenstadt und Kalk beschlossen werden.
Laut Verkehrsdezernat soll das neue Konzept „die Lade- und Liefersituation vor Ort“ verbessern und „die Verkehrssicherheit insbesondere für den Fuß- und Radverkehr erhöhen“, da sie „dem oft behindernden Halten und Parken in zweiter Reihe“ vorbeuge. Jedoch passiert auf der zur Einbahnstraße umfunktionierten Venloer Straße oft genau das: Transporter halten mitten auf der Fahrbahn, anstatt die Wirtschaftszone zu nutzen. Der Anstoß zu dem Projekt kam von der Handwerkskammer (HWK). Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) war an der Entwicklung beteiligt.
Handwerker begrüßen das Projekt
„Wir begrüßen die Ausweisung weiterer dezidierter Wirtschaftsparkplätze in mehreren Quartieren im Stadtgebiet. Heute bereits bestehende Ladezonen werden oft von Pkw zugeparkt“, betont IHK-Verkehrsexperte Long Nguyen gegenüber der Rundschau. Die neuen Wirtschaftsparkplätze könnten „besser beschildert, markiert und vom Ordnungsamt kontrolliert werden“. Wichtig sei jedoch auch, „dass diese Flächenverteilung nicht zu Lasten von Kundenparkplätzen geschieht. Insbesondere in verdichteten Versorgungszentren ohne ausreichende Parkhäuser und Tiefgaragen müssen unsere Mitglieder ihren Kundinnen und Kunden weiterhin Parkmöglichkeiten im öffentlichen Raum anbieten können.“
Auch die Handwerkskammer begrüßt das Projekt. „Die Einrichtung der Pilot-Wirtschaftszone an der Venloer Straße war ein wichtiger, allerdings nur erster Schritt, um Handwerkerinnen und Handwerkern Fahrzeugstellplätze da zu bieten, wo sie sie mit ihren rollenden Werkstätten benötigen, nämlich an ihren Einsatzorten. Wir freuen uns, dass damit unsere Initiative aus Anfang 2023 in die Umsetzung gegangen ist“, erklärte Stephanie Bargfrede, Geschäftsführerin Unternehmensberatung, Handwerkspolitik und Internationales der HWK, auf Anfrage. Eine Evaluation der ersten Zone an der Venloer Straße stehe noch aus, hierfür müsse man „weitere Erfahrungswerte sammeln“.
Die Handwerksbetriebe würden das neue Angebot grundsätzlich begrüßen, so Bargfrede, es reiche jedoch „bei weitem nicht aus. Wir reden hier von ganz anderen Dimensionen.“ Die geplante Ausweitung sei positiv: „Neun weitere Wirtschaftszonen ermöglichen einen besseren Praxis-Check. Um den realen Bedarf abzudecken, braucht es allerdings deutlich mehr Wirtschaftszonen in Köln.“
Wichtig sei, dass sie „wirklich Gewerbe- und Handwerksbetrieben, dem Lieferverkehr, Paketzustellern und Pflegediensten zur Verfügung stehen – und dass die Stadt Falschparken ahndet. Zudem wäre es wünschenswert, dass die Wirtschaftszonen vorab digital gebucht werden können, um Parksuchverkehre zu minimieren“, so Bargfrede. Der Vorteil gegenüber Ladezonen sei, „dass Wirtschaftszonen nicht an anliegendes Gewerbe gebunden sind, sondern die Standortwahl deutlich freier und bedarfsbezogener möglich ist. Die Kunden des Handwerks wohnen überall – dementsprechend braucht es auch eine breite Auswahl an Wirtschaftszonen.“
Das Verkehrsdezernat will evaluieren, wie gut die Wirtschaftszonen angenommen und wie oft sie genutzt werden. Dazu fänden „weitere Gespräche mit einem Sensorhersteller und der TH Köln statt“.