Seit 5. Dezember erhalten alle Mitarbeiter der Stadt Köln Rabatte bei mehr als 800 Firmen. Mit dem Programm will die Stadt für Bewerber attraktiver werden. Doch es gibt auch Kritik.
O du günstigeStadt Köln bietet ihren Beschäftigten ein neues Rabattprogramm an
„Neu: Angebote und Preisnachlässe für Sie alle“. Unter dieser Überschrift informierte die Stadt Köln vergangene Woche ihre mehr als 21.000 Beschäftigten im Intranet über ein neues Bonusprogramm. Seit 5. Dezember stehen allen Mitarbeitern Rabatte und Vergünstigungen bei mehr als 800 Anbietern von Produkten und Dienstleistungen offen. Dazu hat die Stadt Köln eine Vereinbarung mit der Berliner Firma „Corporate Benefits Germany GmbH“ getroffen. Das Angebot umfasst weite Bereiche des privaten Konsums – ob Unterhaltungselektronik, Kleidung, Möbel, Kosmetik, Reisen oder Mietwagen. Um in den Genuss der Rabatte zu kommen, müssen sich die Beschäftigten mit ihrer städtischen E-Mail-Adresse oder mit einem Registrierungscode auf dem Online-Portal registrieren.
Stadt will Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern
Corporate Benefits ist nach eigenen Angaben europäischer Marktführer für Vorteilsportale, in neun Ländern aktiv und bedient mehr als 23.000 Kunden. Darunter sind große Konzerne wie Bayer, Siemens und Lufthansa, sowie rund 380 Kommunen und andere Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes. Man biete maßgeschneiderte Portale für Mitarbeiterangebote, deren Einrichtung, Betrieb und Service kostenlos seien, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens. „Ebenso entstehen Ihnen daraus keine Verpflichtungen und kein Verwaltungsaufwand.“ Die Beschäftigten könnten sich über „attraktive Angebote von starken Marken“ freuen.
Auf Nachfrage der Rundschau bestätigte eine Stadt-Sprecherin die Einführung des Rabattsystems: „Das Ziel des Vorhabens war es, sowohl die Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden als auch die Attraktivität der Stadt Köln für Bewerber*innen weiter zu steigern. Vor dem Hintergrund, dass Zusatzleistungen ein wichtiges Auswahlkriterium bei der Arbeitgeber*innenwahl darstellen und als Ausdruck von gesteigerter Wertschätzung gelten, ist jede Erweiterung des eigenen Benefit-Portfolios für die Personalgewinnung wichtig.“ Damit werde die Konkurrenzfähigkeit der Stadt Köln gegenüber anderen Arbeitgebern gestärkt. Auch andere öffentliche Arbeitgeber würden derartige Rabatte anbieten, darunter die Bundesbank, die Bundeszollverwaltung und die Stadt Leverkusen.
Die Reaktionen der städtischen Beschäftigten fielen gemischt aus. Im Intranet begrüßten viele das Programm und dankten der Verwaltung für seine Einführung. Doch es gab auch kritische Kommentare. Ein Nutzer meinte, er hoffe, das Ganze sei ein Witz, „denn gerade der öffentliche Dienst muss sich doch freihalten von jeglichem Korruptionsgedanken“. Ein anderer fragte: „Hat hier die öffentliche Verwaltung nicht eine Neutralitätspflicht gegenüber den auf dem allgemeinen Markt agierenden Unternehmen? Einerseits beklagt man sich wegen der sterbenden Innenstädte und dann so was. Super.“
Rabatt-Plattform darf nur außerhalb der Arbeitszeit genutzt werden
Auf die Frage der Rundschau, wie man Korruption verhindere, sagte die Stadtsprecherin, die Rabatte würden pauschal allen Mitarbeitenden gewährt, „ausschließlich im privaten Bereich genutzt und stehen in keinem Zusammenhang zum dienstlichen Tätigkeitsbereich“. Vor Abschluss des Vertrags habe die Stadt „alle relevanten Rechtsfelder“, wie Compliance und Steuer, rechtlich geprüft. Die Antikorruptionsbeauftragte habe grünes Licht gegeben. Marken, die mit Corporate Benefits kooperieren, würden „keinerlei Vorteile in jedweden Belangen in Zusammenhang mit der Stadt Köln“ erhalten. „Die Stadt Köln zahlt weder Geld für die Teilnahme an dem Programm, noch bekommt sie welches dafür.“
Auch die Arbeit der städtischen Ämter und Behörden soll unter dem neuen Rabattprogramm nicht leiden. Die Plattform mit den Vergünstigungen dürfe nur außerhalb der Arbeitszeit genutzt werden, betont die Stadt. „Dies ist intern eindeutig kommuniziert.“
Einzelhandel sieht Programm kritisch
Zur Kritik, die Stadt verletze mit dem Rabattprogramm ihre Neutralitätspflicht und bevorzuge bestimmte Anbieter, erklärte die Sprecherin: „Das Portal ist lediglich eine weitere zusätzliche Rabattmöglichkeit neben vielen weiteren Sales-Aktionen der Unternehmen online wie offline.“ Letztlich bleibe es Sache der Beschäftigten, wo und auf welchem Wege sie sich mit welchen Konsumgütern eindeckten.
Er kenne das Programm der Stadt nicht, doch sollte es auf eine Ausweitung des Online-Handels hinauslaufen, fände er das schade, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbands NRW. „Eine Kommune muss sich fragen, ob das der richtige Weg ist. Schöner wäre aus unserer Sicht eine Lösung gewesen, die insbesondere lokale Geschäfte unterstützt.“ Laut Corporate Benefits sind die Angebote in Online-Shops und Filialen einlösbar. Finanziert werden die Rabattportale von den Firmen, die dort ihre Produkte und Dienste verkaufen. Denen verspricht Corporate Benefits einen Wettbewerbsvorteil: „Wir öffnen den Zugang zu einer Premiumzielgruppe.“ Die mehr als 11,2 Millionen registrierten Nutzer verfügten „über eine überdurchschnittlich hohe Kaufkraft“.