Mit einem neuen Rabattprogramm für ihre Beschäftigten kurbelt die Stadt Köln den Online-Kommerz an, statt lokale Geschäfte zu unterstützen, findet unser Autor.
KommentarStadt Köln begibt sich mit Rabattprogramm für Mitarbeitende auf dünnes Eis
Rechtzeitig zu Weihnachten hat die Stadt Köln für ihre mehr als 21.000 Beschäftigten ein Bonusprogramm aufgelegt. Und das auch noch ganz ohne Kosten und ohne extra Verwaltungsaufwand. Dank der Kooperation mit einem kommerziellen Anbieter, der auf Rabatte und Vergünstigungen für Mitarbeiter von Unternehmen spezialisiert ist, hofft die Stadt zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Man will die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöhen und auf dem hart umkämpften Markt für neues Personal als attraktiver Arbeitgeber punkten.
Wird jetzt bei der Stadt dem Kommerz Tür und Tor geöffnet? Soll das ein gelungenes Beispiel für die Modernisierung der Verwaltung sein? Die Stadtverwaltung betont, dass neben vielen Firmen auch andere Kommunen und öffentliche Arbeitgeber bereits solche Rabattprogramme nutzen. Dennoch begibt sich die Stadt Köln mit diesem Massenprogramm auf dünnes Eis. Den Hinweis auf die Neutralitätspflicht einer öffentlichen Verwaltung kann die Stadt nicht damit abtun, das Rabattprogramm sei ja nur eines von vielen und am Ende entscheide sowieso jeder Einzelne, wo und wie er sein Geld ausgibt. Das ist eine schwache Begründung.
Zudem steht zu erwarten, dass viele Nutzer die Rabatte primär für Online-Bestellungen einsetzen werden und nicht für einen Einkauf in Geschäften vor Ort. Nutznießer des Programms mit mehr als 21.000 potenziellen Kunden dürften vor allem große Unternehmen sein. Statt gezielt den lokalen Einzelhandel in der Stadt zu fördern, der in Köln Steuern zahlt, kurbelt die Verwaltung mit ihrem Rabatt-Programm den Online-Handel inklusive Paketflut womöglich noch zusätzlich an. Keine schöne Bescherung.
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