In der Kölner Stadtverwaltung fielen voriges Jahr erheblich weniger bezahlte Überstunden an als 2020. Grund sind schärfere Dienstvorschriften, aber auch Einschränkungen wegen Corona.
MehrarbeitBezahlte Überstunden bei der Stadt Köln stark rückläufig

Großeinsatz für die Kölner Feuerwehr beim Brand in der U-Bahnstation Ebertplatz am 8. Oktober 2022. Die Retter machen in der Kölner Stadtverwaltung bei weitem die meisten Überstunden.
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Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Köln haben im vergangenen Jahr deutlich weniger Überstunden ausbezahlt bekommen als im Vorjahr. Nach Rundschau-Informationen ging die Zahl der bezahlten Überstunden in der Gesamtverwaltung inklusive Eigenbetriebe unterm Strich um 21,4 Prozent auf 308 722 zurück. Das ist der tiefste Stand seit vielen Jahren (siehe Grafik).
Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Stadt die Regelungen zum Umgang mit Überstunden im Mai 2021 verschärft hat, nachdem zuvor zahlreiche Verstöße bekannt geworden waren. Seitdem dürfen nur noch Überstunden bezahlt werden, die zuvor angeordnet wurden. Ob 2021 tatsächlich weniger Mehrarbeit geleistet oder nur weniger ausbezahlt wurde, konnte die Stadt auf Anfrage nicht sagen. Man könne nur Angaben über angeordnete und bezahlte Überstunden machen, aber nicht über angesparte Überstunden, die mit Freizeitausgleich abgegolten werden müssen. Ein Überblick.
14 bezahlte Überstunden pro Kopf haben die rund 21 600 Beschäftigten der Stadt voriges Jahr im Schnitt erbracht. Das ist laut Stadt weniger als der bundesweite Mittelwert von 18,8 Überstunden pro Arbeitnehmer, den die Bundesagentur für Arbeit für 2021 ermittelt hat.
Retter haben die meisten Überstunden
139.903 bezahlte Überstunden fielen bei der Berufsfeuerwehr samt Rettungsdienst an, damit war sie erneut das städtische Amt mit dem höchsten Bedarf. Im Schnitt arbeitete jeder Retter voriges Jahr 97 Stunden zusätzlich. Die vergütete Mehrarbeit ging jedoch auffällig stark zurück – die Gesamtzahl der Überstunden sank im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel. Fast die Hälfte aller Überstunden in der Stadtverwaltung (45,3 Prozent) entfällt auf die Feuerwehr. Zu den Gründen zählen laut einer internen Übersicht der Stadt, die der Rundschau vorliegt, viele unbesetzte Stellen sowie hohe Personalausfälle wegen Corona-Infektionen, die von der restlichen Belegschaft aufgefangen werden müssen.

Die Grafik zeigt die bezahlten Überstunden in der Kölner Stadtverwaltung seit 2017
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28 bezahlte Überstunden pro Mitarbeiter wurden 2021 im Ordnungsamt erbracht. Insgesamt wurden 26 351 Stunden ausbezahlt – ein Drittel weniger als im ersten Corona-Jahr 2020 (39 272 Überstunden). Mehrarbeit entstand für die Ordnungsdienstkräfte etwa durch Evakuierungen nach Bombenfunden, Rheinhochwasser, FC-Spiele, Karneval und die Durchsetzung von Corona-Regeln. Der Rückgang der bezahlten Mehrarbeit geht laut Stadt maßgeblich darauf zurück, dass pandemiebedingt zeitweise keine Veranstaltungen stattfanden und gemeinsame Dienste mit der Polizei aus Gründen des Infektionsschutzes teilweise eingestellt wurden. Corona-bedingter Personalausfall im Ordnungsamt habe ebenfalls dazu geführt, dass weniger Überstunden abgerechnet wurden.
9930 bezahlte Überstunden fielen 2021 im Amt für Straßen und Radwegebau an. Das waren 25 Stunden pro Mitarbeiter und 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Hauptanlass für Mehrarbeit ist Verkehrssicherung nach Unfällen und Sturmschäden oder bei Veranstaltungen. Auch Winterdienst gehört dazu.
Starker Anstieg im Gesundheitsamt
17 Prozent mehr bezahlte Überstunden als im Jahr 2020 leisteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamts – insgesamt 7857 Stunden. Den erneuten Anstieg begründet die Stadt mit den Herausforderungen der Pandemiebekämpfung. 2020 habe Corona das Amt erst ab April stark belastet, dagegen sei das gesamte Jahr 2021 davon geprägt gewesen.
34.552 Stunden Mehrarbeit wurden im Grünflächenamt ausgezahlt (plus 10 Prozent), damit ist es das Amt mit den meisten bezahlten Überstunden nach der Feuerwehr. Gründe seien etwa die Wartung und Pflege von Fahrzeugen und Maschinen, die Versorgung von Pflanzen bei Hitze und Trockenheit sowie Bestattungen an Samstagen.
35.886 Überstunden bekamen Kräfte im Bereich des Kulturdezernats vergütet, davon leisteten Beschäftigte der Bühnen 3030 und Kräfte des Museum Ludwig 942 Stunden.