Sorge um Chaos im VeedelKampf um Zukunft des Fort X im Agnesviertel

Im Fort X und dem umgebenden Park (Neusser Wall) soll laut BUND keine Vergnügungsstätte entstehen.
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Köln – „Wir haben erst aus der Zeitung erfahren, dass die Stadt die denkmalgeschützte Festungsanlage in Erbpacht an einen privaten Investor vergeben will“, erklärt BUND-Mitglied Dr. Helmut Röscheisen. Das Wort „Klüngel“ fällt. „Die Verwaltung wollte das Vergabefahren stillschweigend hinter den Kulissen über die Bühne bringen, wenn nicht unser Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke ein Interessenbekundungsverfahren durchgesetzt hätte“, erläutert Röscheisen.
Lutz Gebhard nennt die Sorgen der Anwohner um das Fort, das in einem 98 Hektar großen Park liegt, der Landschaftsschutzgebiet ist. „Die Nutzung soll gemeinwohlorientiert bleiben, also tagsüber als Oase der Ruhe, für Picknicks, Kindergeburtstage, gerne auch weiterhin für Veranstaltungen bis 22 Uhr wie den Singenden Biergarten. Das ist mit dem Schutz der Vögel, Füchse und Fledermäuse vereinbar“, führt Gebhard aus.
Sorge um Chaos im Veedel
BUND und Anwohner alarmierte die Formulierung „Veranstaltungen erwünscht“ in der öffentlichen Ausschreibung. „Wer in das Fort investiert, will auch, dass sich das rechnet, und das geht nur durch Großveranstaltungen“, glaubt Röscheisen. Erinnerungen an die Zeit bis Mitte der 90er-Jahre, als noch das Eisstadion im heutigen Lentpark in Betrieb war, werden bei Gebhard wach: „Tausende von Zuschauern überfluteten damals unseren Stadtteil mit ihren Autos und sorgten für ein Chaos bei der An- und Abfahrt, gerade in den Abendstunden.“
Eigentlich wollte Röscheisen nur die Presse und interessierte Anwohnerinnen und Anwohner über das kurzfristig angesetzte und bereits am 31. März endende Interessenbekundungsverfahren informieren. Doch Michael Gerhold, Präsident der Nippeser Bürgerwehr, ist zu dem Treffen erschienen. Die Karnevalisten haben eine Bewerbung um die Fort-Nutzung abgegeben. „Wir haben nicht gemauschelt, und ich sehe hier auch keine Großveranstaltungen, sondern Formate wie bisher die Kultursommer“, bekundet Gerhold, der eine Eventagentur betreibt. Gehör findet er indes mit seinen Argumenten nicht.
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„Wir meinen, dass die Stadt sich um das Fort kümmern muss“, hält Röscheisen entgegen. Er beruft sich auf einen Ratsbeschluss aus dem Jahr 2016, der nach seinem Wissen fünf Millionen Euro für die Sanierung der historischen Anlage vorsah, aber nie umgesetzt wurde. Und Mitspracherecht bei der Gestaltung und künftigen Nutzung fordern die Bürger. Ein Hoffnungsschimmer bleibt den Gegnern der städtischen Pläne, um ein vielleicht angedachtes „Tivoli“ zu verhindern: Die Baunutzungsverordnung, der zufolge eine Vergnügungsstätte an Handel und Gastronomie angebunden sein muss. Die Umgebung des Fort X ist aber ein reines Wohnviertel, was den Klageweg offenhält. BU:Was wird aus der historischen Anlage im Agnesviertel? Der BUND und Anwohner befürchten Events. Foto: Thomas Banneyer