Unangenehme Post erhalten seit Montag Kölner Eltern von Viertklässlern. Auch in der zweiten Anmelderunde für die weiterführenden Schulen gab es nicht für alle Plätze.
SchulplatznotWettlauf um die Restplätze an Gymnasien in Köln beginnt
Erst Enttäuschung, dann Zeitdruck. Seit diesem Montag finden Kölner Eltern von Viertklässlern unangenehme Post in ihrem Briefkasten. „Die Schulplatznot in Köln hat leider dazu geführt, dass Ihr Kind auch in der zweiten Anmelderunde noch keine Zusage von der gewählten weiterführenden Schule erhalten hat. Das tut uns sehr leid“, schreibt die Stadt. Weiter heißt es: „Die Schulplätze werden nun in der Reihenfolge der Anmeldungen vergeben.“ Das bedeutet Zeitdruck. Und die bange Frage: Welcher der Restplätze ist am wenigsten schlimm?
Freie Plätze gibt es linksrheinisch für Jungen nur noch in einem einzigen Gymnasium. Das Gymnasium Neue Sandkaul, eine Schule im Aufbau in Widdersdorf hat nach Angaben der Schulleitung noch 20 freie Plätze für Jungen und Mädchen. Erste Eltern aus Nippes riefen dort am Montag an, um sich nach der Vergabeprozedur zu erkundigen. Sie müssen mit dem Original-Anmeldeschein, der der Ablehnung beigefügt sein sollte, zum Sekretariat. Die Fahrtzeit würde für Kinder aus Nippes je nach Wohnort mit den KVB um die 45 Minuten dauern. 15 Minuten länger als die zumutbare halbe Stunde, die der Schuldezernent vergangenes Jahr erwähnte.
Für Mädchen noch Plätze bei den Ursulinen
Ähnlich lang ist der Weg an die übrigen Schulen mit freien Plätzen. Es sind das Heinrich-Heine-Gymnasium in Ostheim sowie das Stadtgymnasium und das Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Porz. Für Mädchen gibt es noch die Möglichkeit, zum Ursulinen Gymnasium, einer reinen Mädchenschule in der Innenstadt, zu wechseln. Das Gymnasium in Trägerschaft des Erzbistums hatte angeboten, bei Bedarf eine zusätzliche Eingangsklasse einzurichten. Möglicherweise gab es in der zweiten Anmelderunde noch nicht genügend Anmeldungen dafür.
Kritik an dem Informationsschreiben der Stadt kommt sowohl von Olaf Wittrock von der Initiative „Die Abgelehnten“ als auch von der Vorsitzenden der Stadtschulpflegschaft, Nathalie Binz. „Dass jetzt ein Wettrennen unter den abgelehnten Eltern stattfindet, scheint mir ungerecht. Die Eltern sind abhängig vom Postweg, also davon, wann die Post bei ihnen ankommt“, kritisiert Binz. Auch die Kommunikation der Stadt sieht sie als nicht optimal. Diese schreibt den Eltern der abgelehnten Schüler, dass sie bei Unterstützungsbedarf gerne eine E-Mail an die Stadt schicken können. „Welche Hilfe unter der städtischen E-Mail-Adresse angeboten werden soll, erschließt sich mir nicht. Wer sich dort meldet, verliert ja eigentlich wichtige Zeit bei der Schulanmeldung“, sagt Binz und fügt hinzu: „Auf der Kommunikationsebene ist bei der Stadt sicher noch Luft nach oben.“
Wie viele Viertklässler bei der Vergabe der Plätze an den weiterführenden Schulen immer noch keine Zusage haben, ist unklar. Die Stadt will auf Nachfrage das Ende des Verfahrens abwarten, bis sie konkrete Zahlen nennt. Klar ist: 493 Schülerinnen und Schüler hatten (wie berichtet) in der ersten Anmelderunde der weiterführenden Schulen keinen Platz auf ihrer gewünschten Schule erhalten.
Stadt: Für alle ist ein Platz vorhanden
„Wir können aber bereits jetzt sagen, dass die Plätze an den weiterführenden Schulen reichen, um allen Kindern einen Platz an der gewünschten Schulform anzubieten“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit.
Die meisten Absagen entfallen auf Gymnasien, einige auch auf Realschulen. Zuvor waren rund 700 Ablehnungen von den Gesamtschulen vergeben worden. „Die Situation an den Realschulen ist unübersichtlich“, sagt Binz. Im Informationsschreiben der Stadt sind sechs Realschulen mit freien Plätze aufgeführt, vier davon linksrheinisch. Offenbar ist der Platzmangel dort nicht so groß wie an Gymnasien. Bei ihnen ist vor allem der Kölner Norden gebeutelt. Deshalb sei von einer Gruppe von Nippeser Eltern gefragt worden, ob sie ihre Kinder als Gruppe am Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Porz anmelden könnten, war zu erfahren.
Vor den Osterferien soll das Anmeldeverfahren durch sein.