Schulbau in Köln stocktRekordbudget für Schulen nur zum Teil verbaut – daran liegt es
Neubau und Sanierung von Schulen gehören neben dem Wohnungsbau momentan zu den größten Aufgaben in Köln. Nachdem die Stadt ihre Gebäude, in denen jungen Menschen das wohl wichtigste Gut – Bildung – vermittelt wird, teils über Jahrzehnte vernachlässigt hat, wird nun seit einigen Jahren kräftig angepackt. Stolz verweisen Ratsbündnis und Stadtverwaltung darauf, Rekordetats und Schulbaupakete mit General- und Totalunternehmern im Volumen von 1,7 Milliarden Euro auf den Weg gebracht zu haben. Allein in diesem Jahr stehen 405 Millionen Euro für die Schulen bereit, verkündete die Stadtspitze vor zwei Wochen.
Fast jeder vierte Euro wurde nicht ausgegeben
Doch seit Beginn der Pandemie hat die Stadt zunehmend Probleme, die bewilligten Gelder auch zu verbauen. Wie Baudezernent Markus Greitemann auf Anfrage der Rundschau bestätigte, wurden im Jahr 2020 Neubauten, Erweiterungen und Generalsanierungen von Schulgebäuden im Umfang von 237 Millionen Euro realisiert. Damit wurde 14 Prozent weniger Geld ausgegeben, als zur Verfügung stand, nämlich 274 Millionen.
Im Jahr 2021 ging die Schere noch weiter auf. Zwar konnte man die tatsächlich verbauten Mittel auf 292 Millionen Euro deutlich steigern. Das waren aber 80 Millionen weniger als die Stadt hatte investieren wollen (372 Millionen Euro). Es wurden also nur 78 Prozent der verfügbaren Mittel abgerufen.
Ähnlich sieht es bei der laufenden Instandhaltung aus. Während im Jahr 2020 der 54 Millionen Euro umfassende Etat noch fast vollständig abgerufen wurde (52 Millionen wurden investiert), so gab die Stadt im vergangenen Jahr laut Greitemann nur 42 Millionen Euro für Renovierungen und Reparaturen in Schulen aus, obwohl ihr 66 Millionen zur Verfügung standen. Mehr als ein Drittel des Budgets blieb somit ungenutzt.
Begründung: Engpässe bei Personal und Material
„Wir hätten liebend gerne mehr in die Schulen investiert. Die Aufträge sind alle geschrieben“, betonte der Baudezernent. Doch Corona-bedingte Engpässe bei Personal und Baumaterial hätten Planung und Bau vieler Projekte verzögert. Zudem seien ab dem Sommer 2021 viele Baufirmen wegen des Wiederaufbaus nach der Flut im Ahrtal nicht verfügbar gewesen.
Die Schulbau GmbH
2021 wollte die Stadt bereits eine eigene Gesellschaft für den Neubau von Schulen gründen, wie es sie in Düsseldorf oder Hamburg längst gibt. Zurzeit bereitet die Verwaltung einen Grundsatzbeschluss vor, der nächste Woche im Schulausschuss beraten werden soll. Wenn der Rat ihn absegnet, soll das genaue Konzept ausgearbeitet werden.
Ziel sei, die Schulbau GmbH noch dieses Jahr zu gründen, heißt es im Rathaus. Als „schnelles Beiboot“ soll sie die städtische Gebäudewirtschaft entlasten. Dabei soll sie sich insbesondere um den Bau neuer Schulen in großen Stadtentwicklungsgebieten wie Deutzer Hafen oder Mülheim Süd kümmern. Die Gebäudewirtschaft könne sich dann auf ihre Kernaufgaben fokussieren: Neubau, Umbau und Generalinstandsetzung von Schulen gemäß der Prioritätenliste abzuarbeiten. Außerdem soll die Schulbau GmbH auch Investorenverfahren betreuen, bei denen Schulneubauten durch Dritte realisiert werden.
8 Mitarbeitende soll die Schulbau GmbH im ersten Schritt bekommen, später weiter wachsen. Es ist nicht geplant, höhere Gehälter als bei der Stadt zu zahlen. Man hofft aber, für das schwer zu bekommende Fachpersonal dadurch attraktiv zu sein, dass man flache Hierarchien und schnelle Entscheidungswege bietet. Unklar ist bislang, welche Befugnisse die GmbH haben wird, etwa beim Zugriff auf Grundstücke. (fu)
Wie berichtet, hatte die Stadt voriges Jahr statt der zwölf geplanten nur drei Schulbauprojekte abschließen können, die restlichen sollen bis Mitte 2022 folgen. Eines davon ist der Erweiterungsbau mit integrierter Dreifachturnhalle des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums in Sülz, der Ende Januar fertig wurde. Es ist das erste Projekt aus dem 2019 vom Rat beschlossenen „Maßnahmenpaket Schulbau“ und kostete 45 Millionen Euro.
Um die Schaffung dringend benötigter neuer Schulplätze in der wachsenden Metropole trotz der schwierigen Lage im Bausektor zu beschleunigen, setzt die Stadt Köln auf verschiedene Konzepte. Neben der Anmietung von geeigneten Bürogebäuden wie der früheren Unitymedia-Zentrale an der Aachener Straße (wir berichteten) und der geplanten Schulbau-GmbH (siehe Info-Text) gehört auch die Modulbauweise zum Instrumentenkasten. Anders als bei den vielen übergangsweise genutzten Containerbauten handelt es sich dabei um eine Art Fertighausprinzip, bei dem standardisierte Bauteile vorgefertigt, auf Tiefladern nach Köln transportiert und hier montiert werden. Während Schulcontainer nur befristet aufgestellt werden dürfen, handelt es sich bei den Modulbauten um hochwertige Gebäude nach Passivhausstandard, die für eine lange Standzeit ausgelegt sind.
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Drei Schulen werden dieses Jahr auf diese Weise errichtet: ein im Januar begonnener Neubau zwischen Vietorstraße und Thessaloniki-Allee in Kalk (siehe Foto) für die 300 Schüler der bisherigen Katholischen Grundschule Kapitelstraße sowie zwei weitere Grundschulen an der Alfons-Nowak-Straße 2 in Junkersdorf und an der Gaedestraße 31 in Marienburg. Alle drei Projekte sind dreigeschossige Bauten für drei Eingangsklassen pro Schuljahr, die bis Ende 2022 schlüsselfertig errichtet werden. Sie verfügen über eine Einfachturnhalle und eine Mensa mit Terrasse und Außensitzplätzen. Das Raumkonzept wurde an das jeweilige Grundstück angepasst.
Kommentar: Die Schere geht weiter auf
Es ist seit Jahren das gleiche erschreckende Bild: Mal wird rund jedes vierte Kölner Kind abgelehnt, das auf eine Gesamtschule gehen möchte, mal sogar jedes dritte. Der Trend bleibt stets derselbe: Das Angebot hält mit der steigenden Nachfrage absolut nicht mit. Zwar hat die Stadt dieses Jahr 54 zusätzliche Gesamtschulplätze geschaffen. Doch es gab 367 mehr Anmeldungen als im Vorjahr – die Schere geht also noch weiter auf.
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Stadt mehr Gesamtschulen einrichten muss, sprechen 980 abgelehnte Kinder eine deutliche Sprache. Dass das Ratsbündnis teils gegen den Elternwillen auf den Bau von Gymnasien statt Gesamtschulen setzt wie in Rondorf, ist kaum nachvollziehbar. Jedoch gibt es auch bei Gymnasien Engpässe, abgelehnte Kinder werden mitunter quer durch die Stadt geschickt.
Die Oberbürgermeisterin und das Ratsbündnis halten sich zu Gute, dass sie den Schulbau angekurbelt, Rekordetats bereit gestellt und neue Ideen ausprobiert haben. Trotzdem stellen wir fest: Das reicht nicht. Das Anmeldedesaster geht weiter. Es ist also noch viel zu tun.
koeln@kr-redaktion.de