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Sanierung des RGM in KölnWas man zur Kostenexplosion beim Großprojekt wissen muss

Lesezeit 4 Minuten
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Das Römisch-Germanische Museum in Köln 

Köln – Die Kosten für die Sanierung des Römisch-Germanischen-Museums (RGM) explodieren auf 91,2 Millionen Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie die ursprünglichen 41,7 Millionen Euro, die 2015 prognostiziert worden waren. Die Dezernenten für Bau, Markus Greitemann, und Kultur, Stefan Charles, erklärten gemeinsam, was es mit der neuen Kostenschätzung auf sich hat. Fest steht, es sind erhebliche weitere Maßnahmen geplant, dennoch bleiben die Verantwortlichen dabei: Der einstige Publikumsmagnet neben dem Dom soll 2026 wieder öffnen.

Wie können die Kosten um 120 Prozent steigen?

Markus Greitemann relativiert zunächst die ursprüngliche Prognose, die noch aus einer Zeit stammt, in der er nicht Baudezernent war. Die 41,7 Millionen Euro seien damals auf Basis von bundesweiten Durchschnittswerten für Quadratmeter und Zahlen aus dem Baukostenindex entstanden. „Das sind keine belastbaren Zahlen“, konstatiert Greitemann. Seit 2018 – der Dezernent wurde am 26. Februar 2018 gewählt – gehe die Stadt anders an Großbauprojekte heran. Also legten die Verantwortlichen auch an die Planung der Sanierung des RGM Hand an.

Schulbesuche

8289 museumspädagogische Veranstaltungen mit 153 332 Teilnehmern gab es laut Stadt 2015 im Römisch-Germanischen Museum. 60 Prozent der Gäste sind Pänz aus Schulen und Kitas. Das Museum ist bei Schulen besonders beliebt. 2018 waren es 7783 mit 135 697 Teilnehmern.

2019 zog die Ausstellung ins Belgische Haus in der Cäcilienstraße. Anschließend kam die Pandemie. Für 2022 liegen noch keine exakten Zahlen vor, laut Stadt entwickelt sich die Zahl wieder deutlich nach oben und scheint sich in etwa bei den Werten von 2018 einzupendeln. (rom)

Was ist in dieser Zeit passiert?

Getan hat sich seitdem von außen scheinbar nichts. Das Museum ist seit dem 30. Dezember 2018 geschlossen. Das Interim im Belgischen Haus in der Cäcilienstraße startete elf Monate später. Die Sanierung hat noch nicht begonnen. Das ist auch heute – vier Jahre später – noch der Status Quo. „Wir haben das Projekt in 2018 komplett neu aufgestellt. Wir haben eine neue Plangruppe dazu geholt und die Vergabeverfahren vorangetrieben sowie die ersten beiden Leistungsphasen durchlaufen“, erklärt Greitemann.

Wie präzise ist diese Kostenschätzung nun?

Die zweite Leistungsphase eines Bauprojekts ist die Vorplanung, inklusive der Kostenschätzung. Diese „vertiefte Kostenschätzung“ stellten die Dezernenten nun vor. Dabei warnt Greitemann, dass eine Kostenschätzung bis zu 30 Prozent von der Kostenberechnung für die Baugenehmigung variieren kann. Zudem dauert es bis zur endgültigen Kostenfeststellung bis in die letzte, die achte Leistungsphase, das tatsächliche Bauen.

Warum wird das Projekt so viel teurer?

Die nun kommunizierte Kostenschätzung von 91,2 Millionen Euro besteht aus den 41,7 Millionen Euro der ursprüngliche Prognose von vor sieben Jahren und sieben weiteren Posten. Die wichtigsten und gleichzeitig die teuersten sind der neue Risikozuschlag (15,9 Millionen), die zusätzlichen Planerleistungen wie Honorare für Architekten und Ingenieure (9,5 Millionen), die Verzögerung des Baubeginns aufgrund der Preissteigerung (8 Millionen) und die Mehrkosten, die unter anderem durch die Entdeckung von Schadstoffen im Baubestand entstanden, die 7,4 Millionen betragen.

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Wer hat das zu verantworten?

Kritik an der Vorbereitung des sich in die Länge ziehenden und nach außen hin immer kostenintensiver werden Großbauprojekt schmettert Greitemann ab: „Ob das Museum vor 2018 vor die Wand gefahren wurde, hat mich nicht zu interessieren.“ Stefan Charles, der sich für die Kulturbauten engagiert, bekräftigt: „Wir können nicht die Vergangenheit ändern. Dass wir Altlasten aus früheren Zeiten haben, ist offensichtlich. Das wusste Greitemann und das wusste auch ich, als ich nach Köln kam. Wir gehen jetzt konstruktiv damit um, das ist die wichtige Botschaft.“ Greitemann: „Wenn wir einen Verantwortlichen hätten, würden wir ihn dafür auch verantwortlich machen.“

Welche Rolle spielt die Historische Mitte dabei?

„Die Projekte sind kulturell und im Ablauf miteinander verzahnt“, so Greitemann. Knapp 5 Millionen Euro sind in der Kostenschätzung des RGM nun für Erweiterungen, „Massenmehrungen“ eingeplant, unter anderem für erweitere Flächen zum Dom und auch dem geplanten Neubau der Historischen Mitte.

Kommentar zum Thema: Wo liegt das Limit?

Von 41,7 Millionen auf 91 Millionen Euro – das ist kein Katzensprung. Großbauprojekte werden in Köln seit Jahren reihenweise teurer. Das war früher schon so, doch die finanziellen Sprünge werden immer größer. Wo zieht die Stadt also die Reißleine bei den Kosten?

Die Sanierung der Kölner Bühnen wurde begonnen, gestoppt, neu geplant und die überholten Kosten dann transparent kommuniziert. Sie explodierten von zunächst 253 Millionen Euro auf 646 Millionen nach aktuellem Stand. Der Vorgang scheint sich zu wiederholen: Die Sanierung des RGM wurde 2015 geplant und die Kosten geschätzt. Sie musste aber nicht gestoppt werden, da bis heute nichts gemacht worden ist, außer ungeahnte Schadstoffe zu entdecken. Etwas, das bei einem Bau aus den 1970er Jahren schon fast dazu gehört, wie der Dom zur Stadt Köln. Das kann die Planer nicht überrascht haben. Und dennoch explodieren die transparent kommunizierten Kosten bei der Neuplanung um 120 Prozent.

Die Frage, die bleibt, ist: Was muss passieren, damit die Stadtverwaltung Großbauprojekte seriöser und auch präziser plant? Mit dem Museum Ludwig und der Philharmonie stehen bereits die nächsten beiden Sanierungen prominenter Großbauten an.

koeln@kr-redaktion.de