62 Bücherschränke in der StadtAn diesen Orten in Köln gibt es Vorlese-Stunden im Freien

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Bezirksbürgermeister Manfred Giesen, Simone Krost von Lesewelten, Bücherschrankerfinder Hans-Jürgen Greve, setzen sich für Lesungen für Kinder ein.

Bezirksbürgermeister Manfred Giesen, Simone Krost von Lesewelten, Bücherschrankerfinder Hans-Jürgen Greve, setzen sich für Lesungen für Kinder ein.

Vorlesen ist wichtig, um später selbständig zu lesen. Das Projekt Lesewelten am Bücherschrank zog zu diesem Pilotprojekt eine erste Bilanz.

Seit Anfang Juni wird in vier Veedeln, Müngersdorf, Ehrenfeld, Niehl und Holweide, einmal in der Woche Kindern und Jugendlichen im Freien vorgelesen. Möglich wird diese Outdoor-Aktion durch die Stiftung Neuer Raum, gemeinsam mit der Kölner Freiwilligen Agentur und der Vorleseinititiative Lesewelten.

Ledo, das Mehrgenerationenhaus in Niehl, der Runde Tisch Holweide und der Bürgerverein Müngersdorf unterstützen die Vorlesestunden. Am Bürgerzentrum in Ehrenfeld wurde im Mai zum 20-Jährigen von Lesewelten der erste Bücherschrank nur für Kinder und Jugendliche aufgestellt.

62 Bücherschränke stehen in Köln

Nach 14 Leseaktivitäten wurde am Ursprungsort der Bücherschränke, im Atelier des Architekten Hans-Jürgen Greve, eine erste Bilanz gezogen. Der Kopf der Bücherwerkstatt hat in seinem Atelier, auf dem Gelände der Wachsfabrik, bereits 1000 Bücherschränke geschweißt. „Von hier gehen sie in die Welt“, so Greve, ebenfalls Initiator der Stiftung Neuer Raum. Sechs Schränke stehen im Bezirk Rodenkirchen, stadtweit sind es mittlerweile 62.

Wie wichtig das Vorlesen und das Lesen ist, konnten die Fürsprecher nicht oft genug betonen. „Wer als Kind nicht vorgelesen bekommt, tut sich später schwer mit Lesen“, sagt Greve und zitiert die Stiftung Lesen. Danach wird 39 Prozent der ein- bis achtjährigen Kinder in Deutschland selten oder gar nicht zu Hause vorgelesen.

Neue Orte im öffentlichen Raum schaffen

Das Pilotprojekt soll nicht nur auf weitere Veedel ausgeweitet werden, sondern auch der Einsamkeit vorbeugen. Diesen Aspekt betonte der anwesende Bezirksbürgermeister Manfred Giesen, der hofft, dass das Projekt zum Beispiel in Meschenich am dortigen Bücherschrank etabliert werden kann. „Wir als Stiftung können hier unterstützen, in dem wir gemeinsam neue Orte im öffentlichen Raum gestalten“, sagt Greve und fasste sein Patentrezept gegen Einsamkeit kurz und bündig zusammen: „Entweder sie haben einen Hund, ein Kind oder einen Bücherschrank.“

Die Initiative Lesewelten gründete sich vor 20 Jahren nach dem „Pisa-Schock“. „Seitdem sind wir aktiv und suchen seitdem auch eine Möglichkeit, im öffentlichen Raum vorzulesen“, sagt Simone Krost, Bereichsleiterin von Lesewelten. Die Aufgabe im öffentlichen Raum zu lesen, sei eine Herausforderung. „Man weiß nie, wie viele Kinder kommen und wie alt sie sind. Das ist auch für die Vorleser eine Herausforderung“, so Krost.

Wie gut das Projekt angenommen wird, schilderte Antje Frings aus Müngersdorf. Hier wird am Dorfplatz gelesen, acht bis 14 Kinder kämen im Schnitt und es würden mehr. „Eltern kommen jetzt auch aus dem schwierigeren Teil des Veedels“, sagt das Vorstandsmitglied des dortigen Bürgervereins. Eine benötigte Bücherkiste mit Vorleseutensilien, Decken und dem Lesemonster Liesbert, die von den Ehrenamtlichen genutzt wird, wurde für einen besseren Zugriff in der örtlichen Pizzeria deponiert.

Geplant sind weitere Vorleseorte. Sie sind allerdings von der nötigen Finanzierung abhängig. „Unsere 180 Vorleser müssen alle geschult werden. Es gibt auch Hauptamtliche, die bezahlt werden müssen“, so Krost.


Gelesen wird noch bis zum 30. September an diesen Standorten:

Ehrenfeld, Leo-Amann-Park, mittwochs um 17 Uhr

Niehl, Ruhrorter Straße, vor dem Ledo-Mehrgenerationenhaus, montags um 14 Uhr

Holweide, auf dem Picco-Platz an der Piccoloministraße 435, donnerstags um 11 Uhr

Müngersdorf, auf dem Dorfplatz an der Wendelinstraße 52, freitags ab 18 Uhr

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