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Möbelkeller in Sürth37-jähriger Kölner führt Lebenstraum seines Vaters weiter

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Der jetzige Ladeninhaber Jaron Transfeld (r.) und sein vor zwei Jahren gestorbener Vater Arne Transfeld.

Der jetzige Ladeninhaber Jaron Transfeld (r.) und sein vor zwei Jahren gestorbener Vater Arne Transfeld.

Im da Vinci Laden bewahrt Jaron Transfeld das Vermächtnis seines Vaters auf. Der 37-Jährige führt in Sürth ein Geschäft für moderne Sitzmöbel, die dem Rücken guttun.

„Wer in Sürth über Rückenschmerzen klagt, dem kann ich sofort helfen“, sagt Jaron Benjamin Transfeld, der seit über einem Jahr in einem alten Kellergewölbe an der Falderstraße ergonomische Sitzmöbel verkauft. Der 36-Jährige ist Fachmann, denn er hat schon als Kind ergonomisches Spielzeug und Möbel getestet, die von seinem Vater entwickelt wurden.

Mit „da Vinci-Denkmöbel“ einen Lebenstraum erfüllt

Dessen großes Vorbild war der norwegische Designer Peter Opsvik, der mit der Gestaltung von sogenannten Balance-Sitzmöbeln ein individuell unterschiedliches, bewegliches Sitzen möglich machte. Seit Anfang der 1980er-Jahre tüftelte der Sonderpädagoge Arne Transfeld in seiner Holzwerkstatt in Köln-Ehrenfeld an der Herstellung von Spiel- und Kletterbetten zur Förderung der motorischen Entwicklung von Kindern.

Die Möbel werden in dem Gewölbekeller aufgestellt.

Interessante Gegensätze: Die modern gestylten Möbel werden in einem alten Gewölbekeller ausgestellt, verkauft und individuell angepasst.

Und vor 40 Jahren erfüllte sich der Hobbyschreiner Transfeld einen Lebenstraum: Er gründete das Geschäft „da Vinci-Denkmöbel“. Die Firma mit ihren besonderen Möbeln florierte und wurde immer größer, die Standorte wechselten deshalb: Zunächst war das Geschäft in der Südstadt angesiedelt, dann in der Roonstraße und jetzt – seit einem guten Jahr – findet man die „Denkmöbel“ in Sürth.

„Ich erinnere mich, dass mein Vater immer wieder neue Ideen hatte, wie ein optimaler Stuhl, ein Sessel oder ein Stehpult aussehen sollte, um den Grundsätzen der Ergonomie gerecht zu werden. Zahlreiche Skizzen und Entwürfe entstanden und wanderten wieder in den Papierkorb; und ab und zu war ein Raunen durch die Werkstatt zu hören“, erzählt Transfeld, der nach dem Tode seines Vaters vor zwei Jahren das Geschäft übernommen hat und dessen Vermächtnis weiterführt.

Sohn führt Vermächtnis des Vaters in Köln-Sürth weiter

Der 37-Jährige ist in Klettenberg aufgewachsen, hat nach der Schule eine Schreinerlehre gemacht und eine weitere Ausbildung mit dem Schwerpunkt Fitness, Gesundheitssport und Rehabilitation absolviert. Vor dem Hintergrund seiner Berufserfahrungen legt er großen Wert darauf, dass das Verkaufen von richtigen Sitzmöbeln für ihn mehr als nur ein Geschäftsmodell ist. Er ist davon überzeugt, dass Rückenschmerzen vermieden oder gar eine Bandscheibenoperation mit der richtigen Prävention überflüssig werden können.

„Ich kann den Kunden zeigen, worauf es beim richtigen Sitzen, Liegen und Stehen ankommt. Und so banal es klingt, das Geschäft heißt da Vinci, weil der Gelehrte tatsächlich schon vor 500 Jahren erkannt hat, dass alle Bewegungen und Veränderungen der Körperhaltung durch das Zusammenspiel von Muskulatur, Bändern, Bindegewebe und Knochen ausgeglichen werden und man tatsächlich jede noch so feine Verlagerung des Gleichgewichts austarieren muss, sonst gibt es Dauerschäden“, betont der Erbe und heutige Geschäftsführer von „da Vinci-Denkmöbel“.

Das richte Modell zu Hause mit „da Vinci-Denkmöbel“ finden

In dem Sürther Gewölbekeller stehen unzählige Modelle von Sesseln, Stühlen, Stehpulten und Hockern, von konventionell über ausgefallen bis hin zu gewöhnungsbedürftig wie zum Beispiel das Modell „Gravity Balans“. „Das ist ein Entspannungssessel, da kann man den ganzen Tag drin verbringen. Durch die Verlagerung des Körpergewichts gelangt man in vier unterschiedliche Positionen und zugleich lässt er sich auch als Schreibtischstuhl nutzen. Sie kippen ganz nach vorne, der Rücken ist automatisch in einer geraden Position, weil die Knie unterhalb der Hüfte sind und das Becken dadurch automatisch aufgerichtet wird“, erklärt der Fachmann Transfeld. Preislich liegt ein solches Modell je nach Material zwischen 2000 und 3000 Euro.

Der Schreibtischstuhl Capisco aus dem Jahre 1984 ist ein Klassiker. Die Sitzfläche erinnert an einen Reitsattel und zwingt einen gerade zu sitzen. Man kann sich aber auch andersherum setzen, dann wird die Rückenlehne zur Vorderlehne. Je nach Ausführung gibt es diesen Klassiker ab 1000 Euro. „Für kleines Geld, aber mit einer optimalen Wirkung, empfehle ich jedem, der lange am Schreibtisch sitzt, eine Unterarmstütze“, sagt der gelernte Schreiner und Rehabilitationstrainer und zeigt auf ein Modell, das ohne Werkzeug an jeden Tisch geklemmt werden kann.

„Diese Stütze nimmt das Gewicht der Arme auf und entlastet damit spürbar die Muskulatur in Schultern, Nacken und Handgelenk.“ Für Menschen, die in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind, bietet die Firma die Möglichkeit, bei einem Hausbesuch das richtige Modell zu finden. Außerdem kann man den Sürther Laden nach Anmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten besuchen. „Wir nennen es VIP-Service, damit wollen wir die Menschen erreichen, die in aller Ruhe unsere Modelle ausprobieren möchten. Hier im Gewölbekeller ist es still und fern von neugierigen Blicken kann man die Seele baumeln lassen und in den Körper hineinhören, was ihm guttut“, sagt Benjamin Transfeld.

Adresse: da Vinci Denkmöbel, Falderstraße 44, 50999 Köln.

Öffnungszeiten: dienstags bis donnerstags von 11 Uhr bis 18 Uhr, freitags von 9 Uhr bis 18 Uhr und samstags von 9 Uhr bis 16 Uhr.