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Straße im Kölner SüdenImmendorfer sind empört über neue Planung

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Auch die Straße Am Moosberg ist von den neuen Plänen zur Umgehungsstraße betroffen. 

Rondorf – Ganz offiziell ist er noch nicht, der neue Plan für die Rondorfer Umgehungsstraße. Im Januar soll er der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Doch eine Kopie des Plans und mittlerweile auch Filme, die zeigen, welche neue Variante der Umgehungsstraße für Rondorf die Stadt mittlerweile favorisiert und welche Auswirkungen sie auf Immendorf haben wird, sind schon jetzt in Umlauf.

Sechste Variante empört Immendorfer

Fünf Varianten hatte die Stadt vor etwa einem Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt. Warum es nun eine sechste Variante gibt, versteht vor allem in Immendorf niemand. Die neue Variante führt vom Kreisverkehr in Immendorf über die Felder auf Immendorfer Seite, weiter durch einen „geschützten Landschaftsbereich“ über die Ausgleichsfläche in Immendorf zwischen Hauptstraße, der Verlängerung der Straße Am Moosberg und Vor dem Dorf und damit sehr nah an der Wohnbebauung vorbei. Die weitere Streckenführung sieht außerdem eine Querung durch die stillgelegte Kiesgrube am Betonwerk vor, bevor sie die Brühler Landstraße erreicht.Damit nicht genug, die neue Trasse wird in Höhe der Ausgleichsfläche auf einem etwa drei Meter hohen Damm gebaut, der das Dorf einschließen wird.

Haus wird eingekesselt

Die Immendorfer laufen Sturm, betonen aber, dass sie nicht gegen eine Umgehungsstraße seien, sondern nur gegen die derzeitige Planung von Stadt und Amelis, dem Investor des Neubaugebietes Rondorf Nordwest.Besonders schlimm trifft es Lukas von Zimmermann. Sein Haus in Einzellage an der Straße Vor dem Dorf wird nach den neuen Plänen von der neuen Umgehungsstraße förmlich eingekesselt. Die Entflechtungsstraße führt dicht an seinem Haus vorbei – und eine zusätzliche Abfahrt um sein Anwesen herum. Lukas von Zimmermann hat vor einigen Wochen ein Gespräch mit Amelis-Vertretern geführt. „Dabei wurden mir Pläne vorgelegt, die die Umgehungsstraße zeigten und die sich erheblich von der ursprünglich geplanten Streckenführung unterscheiden“, sagt er. Die Straße, die sehr viel mehr Verkehr aufnehmen würde, rücke sehr nah an die Wohnbebauung heran. Er habe seine Einwände geäußert und Forderungen nach einem nötigen Schallschutz und Abständen zur Wohnbebauung geäußert. Ob dies in den Planungen berücksichtigt wird, weiß Lukas von Zimmermann nicht.

Shell-Pipeline und Wasserschutzzone

Denis Preußer, Anwohner der Straße Am Moosberg, nur einen Steinwurf von der Obstwiese entfernt, versteht die neue Planung nicht. Angeblich sei der Grund nun die Öl-Pipeline von Shell und dass auf dem Feld, das einer Rondorfer Familie gehört, eine Wasserschutzzone vorhanden sei. „Das war auch vorher alles schon bekannt“, so Preußer. Amelis-Sprecher Dirk Dratsdrummer erklärt es so: Die Vorprüfung der Streckenführung habe ergeben, dass auf dem Acker eine Wasserschutzzone verläuft, die es erschwere, dort eine Straße zu bauen. Die Vermutung, die einige Immendorfer äußern, dass Amelis dort weiteres Bauland erschließen könnte und deshalb die Südumgehung soweit nach Immendorf verlagere, weist Dratsdrummer von der Hand: „Amelis plant in diesem Bereich keine weitere Bebauung.“ Dass es sich bei dem anvisierten Areal für die Straße um eine Ausgleichsfläche für die Wohnsiedlung Sürther Feld handelt, sei Amelis bekannt. „Projekte im dicht besiedelten Raum führen leider immer wieder dazu, dass eine Abwägung stattfinden muss. In diesem Fall ist die Wasserschutzzone maßgebend“, so Dratsdrummer.

Ausgleichsfläche an anderer Stelle

Das bedeute aber nicht, dass auf die Ausgleichsfläche verzichtet werde. Dratsdrummer: „Im landschaftspflegerischen Begleitplan muss der Investor in Abstimmung mit der Verwaltung Regelungen finden, um die Nutzung der Ausgleichsfläche auszugleichen. Diese muss dann in doppelter Größe an anderer Stelle ausgewiesen werden.“ Stellt sich die Frage, welchen Wert eine Ausgleichsfläche hat, wenn sie einerseits wegen Baufeldern geschaffen wird, andererseits für weitere Bauvorhaben, wie in diesem Fall eine Straße, wieder zerstört wird. Dazu Stadtsprecher Robert Baumanns: „Als die Ausgleichsfläche angelegt wurde, war noch nicht bekannt, dass an dieser Stelle eine Entflechtungsstraße entstehen soll, außerdem ist der Straßenbau ein Stück weiter südlich am verträglichsten.“

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Manfred Giesen ist gegen den Plan

Das sehen die Grünen im Bezirk anders. Für Bezirksbürgermeister Manfred Giesen haben solche Flächen einen großen Stellenwert. „Wenn die Straße so kommt, wie dieser Plan zurzeit vorsieht, ist das eine klare Beeinträchtigung für Immendorf.“ Monika Roß-Belkner ist anderer Meinung. Man müsse abwägen und das Gesamtkonzept betrachten. Eine Zerstörung des Dorfes sieht die CDU-Ratsfrau durch die Trasse nicht gegeben, und hebt lieber die Vorteile hervor. Beispielsweise sei vorgesehen, dass die Radtrasse, die Rondorf und Immendorf verbindet, unter der Straße hindurchgeführt werde, damit ein gefahrloses Queren von Fußgängern und Radfahrern möglich sei. Außerdem werde die Zaunhofstraße verkehrsberuhigt.Anfang des Jahres will die Stadt zur digitalen Bürgerinformation einladen und auch in der Bezirksvertretung werden Investor und Stadtverwaltung Stellung dazu beziehen.