Wie attraktiv wird Rodenkirchen tatsächlich zum Shoppen wahrgenommen? Eine Studie von Köln-Business sieht das Viertel im oberen Drittel.
„Luxus-Boutique oder Döner“Rodenkirchener Einzelhändler beklagen fehlende Einkaufsvielfalt im Veedel
Gerade erst war „Tag des Veedels“ – Einkaufen vor der eigenen Haustüre ist die Intention. Doch wie sieht es aus, mit den Einkaufsmöglichkeiten im eigenen Veedel? Im Auftrag der „Köln-Business Wirtschaftsförderung“ hat die Agentur „Stadt + Handel“ 2400 Passantinnen und Passanten in zwölf Veedeln gefragt, was sie von ihren Bezirkszentren halten.
Trotz des hohen Leerstands im Einkaufszentrum Sommershof, den vielen Immobilienmaklern, Nagelstudios und Neueröffnungen an Imbissbuden mit Dönern im Angebot, halten nach der Umfrage die Teilnehmenden Rodenkirchen für attraktiv und sehen das Veedel im oberen Drittel.
Einkaufen in Rodenkirchen – Hälfte der Befragten kommt mehrmals pro Woche
Nach der vorliegenden Auswertung kommen 66 Prozent zum Bummeln und Shoppen, 33 Prozent nehmen das gastronomische Angebot wahr, 46 Prozent verweilen zwei Stunden oder länger. Fast genauso viele kommen mit dem eigenen Fahrzeug, 20 Prozent benutzen hingegen die öffentlichen Verkehrsmittel.
Auch wird von über 50 Prozent der Teilnehmenden angegeben, dass sie mehrmals pro Woche die Einkaufsmöglichkeiten nutzen, kaum einer kauft online (8 Prozent).
58 Prozent erachten die Einkaufsmöglichkeiten als gut, zwölf Prozent sprechen der Attraktivität ein ungenügend aus, zwei Prozent geben mangelhaft an. So kommt die Einkaufsstraße auf eine Durchschnittsnote von 2,8.
Apotheken in Rodenkirchen schneiden bei Kunden gut ab
Interessant ist ein konkreter Blick auf die einzelnen Einkaufsmöglichkeiten: Uhren, Schmuck, Telekommunikation erhalten die Noten vier bis sechs, alles andere wird mit „befriedigend“ bewertet. Lediglich die Apotheken erhalten ein sehr gut bis gut. Dennoch geben über 80 Prozent an, dass das Angebot ausreichend ist.
„Das passt nicht zum Gesamteindruck“, sagt Hans-Günter Grawe. Der Geschäftsführer und Initiator von „Veedel lieben“, hält das Ergebnis für absurd, weil 201 Teilnehmende in Rodenkirchen befragt worden sind.
Prinzipiell begrüßt der Handelskümmerer Umfragen, wenn sie denn einmalig „richtig und groß“ angelegt wären. Seine Hauptaussage: Die Umfragewerte stammten aus Corona-Zeiten. Deswegen sei es wenig verwunderlich, dass in der Pressemitteilung von Köln-Business steht: „Seit 2021 sind die Einkaufsstraßen in den Veedeln wieder beliebter geworden: Menschen besuchen sie öfter, bleiben länger und besuchen mehr Geschäfte.“
Nicht nur der „Tag des Veedels“ ging in Rodenkirchen an den meisten Kunden, aber auch Geschäftsinhabern vorbei. Dienstleister und Kaufleute berichten, was die Kunden vermissen.
„Ich versuche auch persönlich, fast alles im Veedel zu machen, die Qualität der Geschäfte hat extrem nachgelassen“, erzählt Kerstin La Tragna, die „Wohnen und Kochen“ auf dem Maternusplatz unterstützt. Nachdem ihr als Mitinhaberin viermal hintereinander die Miete auf der Hauptstraße in ihrem „B8lich Concept Store“ erhöht wurde, gab sie vor drei Jahren auf. Einen Neustart wagt sie nicht.
Einkaufspassage Sommershof in Rodenkirchen bietet Bild der Trauer
Seit Jahren bietet auch die Einkaufspassage, der Sommershof, ein zunehmendes Bild der Trauer, nachdem auch die Aida-Läden des Kölner CDU-Vorsitzenden im Stadtbezirk Rodenkirchen, Oliver Kehrl, schließen mussten. Der hat allerdings noch nicht aufgegeben: „Wir suchen in Rodenkirchen nach einem adäquaten Ladenlokal.“
Viele sehen das Angebot ebenso differenziert wie Claudia Vitt von der Stadt-Parfümerie „Pieper“ am Maternusplatz: Das Veedel sei für die täglichen Einkäufe und das Zusammentreffen wichtig. Für den täglichen Bedarf stünden ausreichend Geschäfte für Lebensmittel und Drogeriebedarf zur Verfügung, auch in unterschiedlichem Preisgefügen.
„Für viele meiner Kunden, mich eingeschlossen, ist die Vielfalt der Geschäfte jedoch, gerade in Rodenkirchen, viel zu gering“, so Vitt. Man möchte sich die Wege in die immer unattraktivere Innenstadt sparen. „Sie kommen aber durch das begrenzte Angebot nicht drumherum. Es gibt nichts für die Jugend und auch nichts fürs Alter. Kein Schuh- oder Sportgeschäft und kein Wäschegeschäft.“
Zum Bummeln hält Vitt das Veedel für wenig attraktiv. „Es ist entweder Luxus Boutique und Feinkost oder Döner, Barbershop und Nagelstudio. Dazwischen fehlt so einiges“, so die Geschäftsfrau.