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Rodenkirchener BrückeSo schimpfen die Kölner Grünen auf die Sperrung  - Stadt reagiert

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Rodenkirchener Brücke

Enge Kiste: Aufgrund des schmalen Durchgangs ist die Rodenkirchener Brücke für Radler gesperrt worden.

Nach die Sperrung der Rodenkirchener Brücke für Radler stellt der Radbürgermeister mehrere Forderungen.

Nach der Sperrung der Rodenkirchener Brücke für den Radverkehr hat der Radbürgermeister Beschwerde bei der Stadt eingelegt. Die Sperrung sei in Zusammenhang mit der zehn Kilometer langen Umleitung „unverhältnismäßig“, schreibt Reinhold Goss an den Verkehrsdezernenten, Ascan Egerer. Angesichts des Durchfahrtverbots bis Ende 2024 sei eine andere grundsätzliche Lösung schnell notwendig. Auch die Politik ist auf dem Baum, die Stadt kündigt Nachbesserung an.

Wie die Rundschau berichtete, ist die Brücke seit vergangener Woche für Radfahrer gesperrt. Grund für die Maßnahme ist ein Gerüst, das die Autobahn GmbH im Rahmen der Sanierung auf dem Radweg auf dem nördlichen Brückenteil eingerichtet hat. Es soll bis Dezember 2024 stehen bleiben, also 15 Monate lang. Die Durchfahrt ist zwar möglich, sie ist aber so eng, dass zwei Radfahrer nicht oder nur mit Mühe nebeneinander herkommen. Da das Gerüst rund 100 Meter lang ist, werden Radler, aber auch Rollstuhlfahrer oder Personen mit Kinderwagen immer wieder gezwungen, den Durchgang rückwärts wieder zu verlassen. „Das ist alles andere als barrierefrei, das ist schlicht unzumutbar“, sagt Goss. Er hält die Sperrung für grundsätzlich nicht genehmigungsfähig, schließlich müssten ja die Rampen gar nicht gesperrt werden. Der Titel Radbürgermeister bezeichnet ein ehrenamtliches Engagement. Es wurde vergeben von der Organisation Bicycle Mayor Networks (BYCS). Goss setzt sich seit vielen Jahren für die Belange von Radfahrern ein, unter anderem in der Initiative „Ring frei“.

Rodenkirchener Brücke: Widerstand aus der Politik

Goss fordert kurzfristig ein Ampelsystem an der Engstelle oder das Abstellen von Personal, um die Durchfahrt zu regeln. Sehr zügig sei dann die Führung entlang der Baustelle zu verändern. Dafür komme auch der Standstreifen der A4 in Betracht. Analog zur Zoobrücke müsste die Geschwindigkeit dann auf Tempo 50 abgesenkt werden. Dies hatte die Autobahn GmbH auf Anfrage der Rundschau bereits als zu gefährlich abgetan. Immerhin fließe auf der Brücke der Autobahnverkehr Richtung Aachen. Der Abschnitt zählt zu den am stärksten frequentierten Autobahn-Abschnitten des Landes.

Widerstand regt sich auch in der Politik: „Das geht so gar nicht“, sagt Lino Hammer, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen. Es gebe mehrere Möglichkeiten die Durchfahrt so zu regeln, dass Radfahrer die Brücke noch passieren können. „Es ist recht einfach, Verbotsschilder aufzustellen.“ Es brauche aber mehr Kreativität, um eine Lösung zu finden. Spätestens bis zur nächsten Sitzung des Verkehrsausschusses müsse die Verwaltung ein Konzept vorlegen. Die FDP teilte mit: „Die Stadtverwaltung scheint zu vergessen, wie wichtig fließender Verkehr für die Funktionstüchtigkeit einer Stadt ist. In Köln funktionieren weder motorisierter Individualverkehr, ÖPNV oder Radverkehr. Radfahrerinnen und Radfahrer auf einen zehn Kilometer langen Umweg zu schicken, ist schon ignorant, unverschämt und unzumutbar. Ich erwarte vom Verkehrsdezernenten, dass er ein Passieren der Baustelle mit Rädern möglich macht, statt immer nur mit Verboten auf Probleme zu reagieren.“

Die Autobahn GmbH erklärte auf Anfrage, es habe vor rund zwei Wochen einen Termin mit der Stadt und der Baufirma auf der Brücke gegeben. Man sei selbst überrascht gewesen, dass die Stadt nun sehr kurzfristig die Brücke komplett gesperrt habe. Zu einem Ampelsystem teilte die Gesellschaft mit: „Das Problem ist immer, dass sich nicht alle daran halten.“ Auch eine Empfehlung, das Rad zu schieben, dürfte kaum eingehalten werden, sagt Sprecherin Sabrina Kieback.

Tatsächlich standen Umleitungsschilder schon länger am Rhein, weitgehend unbemerkt allerdings, vor allem von Radfahrern. Die Absperrgitter ließt die Stadt daher zusätzlich aufstellen. Die Stadt will nun mit einer weiteren Beschilderung reagieren: mit dem Hinweis, dass Räder geschoben werden müssen. Auf die Frage, warum man dies nicht gleich ausgeschildert habe, erklärte die Verwaltung: „Das offizielle Zusatzzeichen ,Radfahrer absteigen' wird auch durch den ADFC kritisch gesehen. Aufgrund der Irritationen haben wir uns entschlossen, eine Ausnahme zu machen und zusätzlich die Beschilderung ,Radfahrer absteigen' anzubringen.“ Dies sie die einfachste Lösung. Man sei mit der Baustellen GmbH in Gesprächen, ob eine andere Lösung möglich sei.