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Beliebte Route in Köln gesperrtDarum dürfen Radler nicht mehr über die Rodenkirchener Brücke fahren

Lesezeit 4 Minuten
Rodenkirchener Brücke

Die Seilzüge der Rodenkirchener Brücke sind eingehaust

Seit dem Wochenende ist die Brücke für Radfahrer gesperrt, das Verbot soll lange gelten. Der ADFC ist entsetzt.

Die Rodenkirchener Brücke war bislang für Radfahrer eine der ganz wenigen komfortablen Verbindungen über den Rhein. Bei schönem Wetter wie jetzt nutzen sie jede Menge Hobbyradler, für Berufspendler aus dem Süden ist sie zentral. Es gibt eine solide Rampe auf jeder Seite, eine breite Wegführung auf der Nordseite der Brücke. Doch damit ist es vorbei. Die Stadt hat aufgrund der Bauarbeiten kurzfristig die Radwegverbindung in beide Richtungen gesperrt – die Radler sind empört.

Grund für die Maßnahme sind die seit 2021 andauernden Sanierungsarbeiten auf der Brücke. Der Korrosionsschutz des Bauwerks ist in die Jahre gekommen und wird erneuert, dafür sind die zentralen Seilzüge eingehaust. Sie werden gelockert, aufgeschraubt, gereinigt und dann mit neuem Schutz versehen. Zuständig für die Arbeiten wie für den fließenden Verkehr der A4 ist die Autobahn GmbH. Im April sind die Arbeiter auf der Nordseite der Brücke angekommen. Mittig auf der Strombrücke wurde für die Sanierung ein Gerüst aufgebaut, das auf dem Radweg steht. Zwar wurden die Radler nicht vergessen, für sie ist eine Art Tunnel im Gerüst als Durchfahrt vorgesehen.

Gang auf Rodenkirchener Brücke gleicht Nadelöhr

Der laut Autobahn GmbH 1,40 Meter breite Gang gleicht er jedoch einem Nadelöhr. Und da die Durchfahrt mit rund 100 Metern beachtlich lang ist, kommt es regelmäßig zu Kollisionen. Wer munter hineinradelt, verkeilt sich auf halbem Weg schon mal mit entgegen kommenden Radfahrern oder Fußgängern. Und dann ist die Laune auf der Brücke schnell im Keller. Aufgrund der Länge des Gerüsts braucht es fast ein Fernglas, um zu erkennen, ob und wie schnell sich auf der Gegenseite jemand nähert. Die nächste schlechte Nachricht für Radfahrer: Der Zustand soll bis Ende 2024 andauern, also satte 15 Monate.

Rodenkirchener Brücke

Augenscheinlich nur etwas mehr als ein Meter breit ist der Durchgang im Gerüst.

„Es ist definitiv zu eng, um nebeneinander herzufahren“, räumt die Autobahn GmbH ein. Die Durchfahrt unter dem Gerüst habe aber nicht breiter angelegt werden können. „Das ist schon das Maximum“, sagt Sabrina Kieback, Sprecherin der Gesellschaft. Man habe die Stadt darauf hingewiesen, „dass das schwierig wird“, betont die Sprecherin. Die Radwegführung und damit auch die Führung bei Engpässen sei aber Sache der Stadt Köln. Von der kurzfristigen Sperrung am Wochenende sei man selbst überrascht gewesen.

Als Umleitung ausgeschildert ist für Radfahrer der Umweg über die Severinsbrücke, eine Strecke von insgesamt rund zehn Kilometern Länge. „Das macht im Maximalfall rund 35 Minuten aus“, sagt Christoph Schmidt vom Verband ADFC. „Für Berufspendler sei das völlig unzumutbar.“ Überhaupt sei es absurd, dass die vom Schwerlastverkehr geplagte Brücke saniert wird, aber die Radfahrer als einzige darunter leiden müssen. Man hätte das Gerüst auch auf eine Fahrspur stellen und diese sperren können. „Man sieht an solchen Dingen, wie wenig Bedeutung der Radverkehr in dieser Stadt hat.“

Abstimmung zwischen Autobahn GmbH und Stadt Köln verlief nicht reibungslos

Erschwerend hinzu kommt, dass auch der Radweg auf der Südseite der Brücke komplett gesperrt ist, voraussichtlich bis Ende des Jahres. Dieser Weg ist aber auch nur über eine lange Treppe zugänglich. Mit einem Lastenrad ist das keine Alternative. Nicht ganz reibungslos verlief offenbar auch die Abstimmung zwischen Autobahn GmbH und Stadt. Die Verwaltung verwies auf Anfrage der Rundschau zunächst jede Verantwortung von sich, die Baustelle sei Sache der Autobahn-Gesellschaft.

Dafür kritisiert Rad-Bürgermeister Reinhold Goss die Sperr-Maßnahme umso schärfer. Die Umleitung sei absolut „wurschtig“ umgesetzt und werde dem Problem in keiner Weise gerecht. Die Stadt hat auf beiden Auffahrten Verbotsschilder für Radfahrer aufgestellt. Das sei gar nicht notwendig, findet Goss, wenn man sich Gedanken gemacht hätte über eine Lösung auf der Brücke. Denkbar wäre etwa ein Ampelsystem am Gerüst, auch wenn das unbefriedigend sei. Besser wäre, den Radverkehr südlich der Lärmschutzwand über die Brücke umzuleiten, da sei genügend Platz. Doch diese Option weist die Autobahn GmbH sofort zurück: zu gefährlich. Die Stadt habe gerade erst auf der Zoobrücke das Tempo reduziert, da die Trennung zwischen Auto- und Radverkehr nur durch ein Schrammbord markiert sei.

Rodenkirchener Brücke

Die Verbotsschilder stehen an beiden Seiten der Auffahrt zur Rodenkirchener Brücke

Goss will schriftlich beim Verkehrsdezernat Beschwerde einlegen. Es gehe nicht nur um Radler, sondern auch um Rollstuhlfahrer oder E-Scooter-Nutzer. Überdies führe die Umleitung rechtsrheinisch über die Siegburger Straße, die Stadt nutze also nicht einmal ihr eigenes Radwegesystem auf der Alfred-Schütte-Allee. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Streckenführung mit dem Fahrradbeauftragten der Stadt abgestimmt wurde. So wie es ist, kann es nicht bleiben.“