Gesucht wird ein Geldgeber, der einen Frischemarkt finanzieren und betreiben möchte. Ob er gefunden wird, entscheidet, wie es in Köln mit dem Großmarkt weiter geht.
Großmarkt in Raderberg Wird es in Köln ein neues Angebot für Obst und Gemüse geben?
Der schönste Plan hat keinen Wert, wenn keiner die Umsetzung bezahlen will. Diese Nagelprobe muss die Umsiedlung des Großmarktes von Raderberg nach Marsdorf nun bestehen. Mit einem „Exposé zur Markterkundung“ will die Stadtverwaltung europaweit die Chance ausloten, einen Investor für Neubau und Betrieb zu finden. Für die Verwaltung ist das der nächste große Schritt bei diesem Projekt. Für die Händler ist das Exposé die Sollbruchstelle, an der die Zukunftspläne der allseits ungeliebten Umsiedlung endgültig zerbrechen sollen.
Die Fläche in Marsdorf
Einst waren rund 24 Hektar für den Großmarkt auf einer Fläche nördlich und südlich der Toyota-Alle in Marsdorf vorgesehen. Doch die größere Teilfläche soll nun dem 1. FC Köln zugeschlagen werden. Die „restlichen“ zehn Hektar bleiben für den Großmarkt. Fünf Gebäudeentwürfe liegen mit dem Exposé nun vor: in der Form eines kantigen U’s, H-förmig, in Form eines M’s, eine „Arena“, die aus der Vogelperspektive wie ein nicht geschlossenes D aussieht oder schlicht zwei Hallen, getrennt in Lager- und Verkaufsbereich, verbunden durch einen Verwaltungstrakt. Eingeschossig betrüge die Höhe bei bis zu acht Meter. Zweigeschossig läge sie bei 18 Metern. Egal welche Variante und Höhe, es ist stets eine Dachbegrünung, Regenrückhalt und Photovoltaik vorgesehen.
Probleme gibt es bei allen Varianten
Vor- und Nachteile haben alle Varianten. Den Königsweg gibt es nicht. Mal ist die Anlieferung optimal möglich, aber der Transport der Waren innerhalb des Gebäudes braucht einen langen Atem. Mal ist die Fläche optimal ausgenutzt, aber die Trennung von Kunden- und Lieferverkehr schwierig. Erarbeitet wurden die Varianten an einem „Runden Tisch“, an dem Vertreter der Verwaltung, der Politik und der Händler saßen.
2025 ein neuer Großmarkt?
Die Geschichte zur Verlagerung des Großmarktes ist eine lange – wie so oft bei Projekten in Köln. Die Fläche an der Toyota-Allee war nicht die einzige, die ins Auge gefasst wurde. Der Termin für die Fertigstellung wurde stetig nach hinten verschoben. Letztgenanntes Jahr: 2025. Auffällig ist, dass in dem Exposé ein Fertigstellungstermin nicht erwähnt wird. Immerhin, es wird auch kein anderes Jahr als 2025 genannt.
Händler wurden gefragt
Bei Lage und Größe stützt sich die Stadt laut Exposé auf Händlerumfragen. Die hatten in den vergangenen Jahren gefordert, die Planung der Umsiedlung müsse schneller und verlässlicher ablaufen. Immerhin gehe es um ihre Existenz. Um so erstaunlicher ist es, wie wenig Resonanz die Umfragen fanden. An einer „Impulsbefragung“ im Jahr 2021 nahmen gerade mal 23 Prozent der Großmarkt-Händler teil. Der Rücklauf auf eine schriftliche Anfrage nach dem jeweiligen Flächenbedarf lag bei 41 Prozent. Dennoch leitet die Stadt von den Umfragen eine hohe Auslastung des neuen Frischezentrums. Das Interesse der Händler sei höher als die Resonanz auf die Abfragen.
Pläne stehen in der Kritik
Die ist nicht weniger als vernichtend. Michael Rieke ist Sprecher der Händler und prognostiziert: „Es wird sich kein Investor finden lassen.“ Er kenne jedenfalls keinen, der dazu bereit wäre. Was laut Rieke abschrecke: Die Stadt werde nicht müde, zu betonen, dass für sie als jetziger Betreiber der Großmarkt ein Zuschussgeschäft sei. Unverändert bleibt Riekes Kritik, dass durch den Aderlass an der Ursprungsfläche für den 1. FC Köln der Platz für den Großmarkt zu gering sei. Für „affine“ Unternehmen, wie beispielsweise Logistiker oder Gabelstapler-Dienstleister, gebe es nämlich keine Fläche mehr. Ohne diese sei der Betrieb des Großmarktes aber schlichtweg nicht denkbar.