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Er soll für Häuserbau weichenIn Köln-Rondorf muss ein kompletter See umziehen

Lesezeit 3 Minuten
KS_RD_der See

Der Galgenbergsee muss für das Wohnquartier Rondorf-Nordwest versetzt werden.

Rondorf – Wir sind zwar nicht in China, aber auch im Kölner Süden kann ein kompletter See verlagert werden. Wer die gewaltigen Erdmassen-Bewegungen durch große Baumaschinen am Galgenbergsee beobachtet, kann den Eindruck bekommen, nicht mehr im Kölner Süden unterwegs zu sein. Der See liegt südlich der Autobahn 4, dort, wo einmal Häuser stehen sollen, die zum Baugebiet Rondorf-Nordwest gehören werden.

KS_RD_Amant-Team erklärt Seeverlagerung

Bauleiter Gabriel Bogitschev, Geschäftsführer Michael Buchholz und Prokurist Jörg Wieck von Amelis sind zufrieden mit den Fortschritten am Galgenbergsee. 

Runder See soll länglich werden

Nach einem Jahr Planfeststellungsverfahren rollen seit zwei Wochen die Bagger, um den 5000 Quadratmeter großen See ein Stück weit nach Westen zu verlagern. Der ehemals eher runde See wird dann eher länglich sein.

Seit Jahren und für Jahrzehnte ist der Galgenbergsee, der in den 1940er Jahren als Abgrabungsgewässer durch den Kiesabbau infolge von Grundwassereinstrom entstanden ist, aufgrund seiner erhöhten Konzentration perfluorierter Tenside (PFT) nicht zugänglich. Daran wird sich auch nach der Verlagerung nichts ändern. Allerdings soll dann eine Plattform zumindest die Aussicht auf die Wasserfläche ermöglichen.

KS_RD_Galgenbergsee Verlagerung-hier kommt er hin

Gut zwölf Meter Sand, Kies und Erde werden für die Verlagerung abgetragen. 

Rondorf-Nordwest im Kölner Süden

Verursacher der Grundwasserverunreinigung ist toxisches Löschwasser, das vor 2004 noch von der Lyondell Basell Industries, eines der weltweit größten Unternehmen auf den Gebieten Polymere, Petrochemie und Kraftstoffe, eingesetzt werden durfte. Die Baustelle und die Baustraße, die später als nördlichste Anbindung zum Weißdornweg fortgeführt wird, wurden bereits Ende August eingerichtet. Das Teilprojekt ist das erste, konkret sichtbare Ergebnis bei der Umsetzung des Großprojektes Rondorf Nord-West, in dessen Rahmen unter anderem ein neues Wohnquartier mit rund 1300 Wohneinheiten geschaffen werden soll. Durch die Verlagerung des Sees entstehen nicht nur zusätzliche Flächen für das geplante Wohnquartier. Gleichzeitig soll, so sagt die Bauausführende Firma Amelis, ein aktiver Schallschutz gegen die im Norden verlaufende Bundesautobahn (A4) entstehen.

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Eigentlicher Grund der Verlagerung ist aber vor allem die Anbindung der Stadtbahntrasse, die über den Bonner Verteiler und das Wasserwerkswäldchen irgendwo dort sein wird, wo gerade der See liegt. An anderer Stelle kommt die Stadtbahn nicht über die Autobahn. Ein Projekt, das nach Aussage von Amelis-Geschäftsführer Michael Buchholz „einen mittleren einstelligen Millionenbetrag“ kostet. Derzeit zieht das riesige Erdloch eine Menge Zaungäste an. Rund 600.000 Kubikmeter Boden werden insgesamt bewegt, schätzt Bauleiter Gabriel Bogitschev. Die Dimension der Baustelle wird einem erst so richtig bewusst, wenn man die derzeit 17 Bauarbeiter neben den Baggern und Lastern sieht. Sie wirken dann wie Playmobil-Männchen. Fünf Bagger, drei Raupen und Tieflader verschieben die die Massen an Erdreich. Gut 14 Meter Erde, Kies und Sand werden für die Verlagerung abgetragen.

KS_RD_größter Bagger Deutschlands

130 Tonnen wiegt Deutschlands schwerster Seilbagger, der derzeit am Galgenbergsee in Rondorf zum Einsatz kommt. 

Bagger wiegt 130 Tonnen

Dabei kommt schweres Gerät zum Einsatz. Der schwerste Seilbagger wiegt 130 Tonnen. Er wurde in drei Transporten über einen Zeitraum von rund zwei Wochen nach Köln gebracht und vor Ort montiert. Die Verlagerung des Sees, so Buchholz, sei auch mit einer ökologischen Aufwertung durch eine Reihe von Rekultivierungsmaßnahmen verbunden. Bereits in der kommenden Woche kommen weitere Fahrzeuge, die den Boden verdichten. „Wir liegen gut in der Zeit“, resümiert Jörg Wieck von Amelis. Im Frühjahr sollen alle Arbeiten am See abgeschlossen sein.

Dann wird zum Abschluss alles wieder begrünt, allerdings, wie gehabt, auch wieder eingezäunt. Denn nach Abschluss aller Arbeiten wird man von der Verlagerung nicht all zu viel sehen. Es sei denn, man steht auf der Aussichtsplattform, die zukünftig einen Blick auf den Galgenbergsee gewährt. Außerdem sollen die Anwohnerinnen und Anwohner Anfang kommenden Jahres zu einem „Tag der offenen Tür“ eingeladen werden.