So wohnt KölnEhepaar hat sich mit einem Hausboot auf dem Rhein Lebenstraum erfüllt
- In unserer Serie So wohnt Köln zeigen Kölnerinnen und Kölner, die in und an ungewöhnlichen Orten leben, ihr Zuhause.
- Ob in schwindelerregender Höhe eines Hochhauses, in einem umgebauten Viehstall oder im schmalsten Haus Kölns.
- Heute führt uns das Ehepaar Zumbansen ihren schwimmenden Zweitwohnsitz auf dem Rhein neben dem Sürther Bootshaus.
Köln-Sürth – Die in die Jahre gekommene Steganlage am Sürther Leinpfad mausert sich – seit dem Wechsel des Eigentümers mehr und mehr zu einer ansehnlichen Marina. Neben dem grundsanierten Bootshaus, den Sportmotorbooten und großen Yachten liegt dort seit einigen Monaten auch ein Hausboot. Das „schwimmende Appartement“ von Claudia und Arnd Zumbansen aus Gütersloh ist ein absoluter Hingucker: Rundum verglast, komplett ausgestattet mit Einbauküche, Wohnzimmer, Bad, Schlafzimmer, einer 15 Quadratmeter großen, überdachten Terrasse und einem Sonnendeck.
Obwohl die gesamte Wohnfläche nur 52 Quadratmeter beträgt, wirkt alles sehr großzügig. Jeder Zentimeter ist optimal genutzt. Das Herzstück ist eine offene Einbauküche mit Theken-Essplatz, Sofasitzecke, Kamin und Steuerrad – daran grenzt eine überdachte Außenterrasse an. Das Badezimmer mit WC, Dusche Waschbecken und Waschmaschine ist als Kubus zwischen Wohn- und Schlafzimmer platziert. Es gibt kaum Türen, dafür viel gut durchdachten Stauraum. Der Kleiderschrank im Schlafzimmer ist perfekt integriert und auch unter dem Bett ist jede Menge Platz.
Das Gefühl, mitten auf dem Wasser zu wohnen
„Der Grundgedanke der Konstruktion ist, dass man auf dem Hausboot das Gefühl hat, mitten auf dem Wasser zu wohnen. Deshalb habe ich das technisch maximale an Fensterfläche geplant. Eine feste Wand haben wir nur in Richtung Ufer, um ein wenig Privatsphäre zu wahren“, sagt Hausherr und Architekt Arnd Zumbansen. „Wir liegen von Wasserseite direkt hinter der Kribbe, quasi in erster Reihe. Wer große Fenster hat, der braucht sich nicht zu wundern, wenn die Paddler, Kanuten und Freizeitkapitäne neugierig hineinschauen. Wenn es uns zu viel wird, fahren wir die Raffstores runter“, ergänzt Claudia Zumbansen.
Die Rodenkirchenerin zog vor drei Jahren der Liebe wegen nach Gütersloh, konnte aber ihr Heimweh nach Köln nicht überwinden. Als ihr Mann dann den Auftrag bekam, das alte Sürther Bootshaus zu sanieren, witterte sie die Chance, in ihre geliebte Heimat zurückzukehren. Der Traum von einen Zweitwohnsitz auf einem Hausboot wurde geboren. Das Ehepaar ergriff die Gelegenheit, begann mit den Planungen und knüpfte Kontakte in der „Hausboot-Szene“.
Dann ging alles ganz schnell. Der Architekt aus Gütersloh entwarf die Neugestaltung des Sürther Bootshauses – und sein eigenes Hausboot direkt daneben. 2019 war es so weit. In einer tschechischen Werft nahe Prag wurde das Boot inklusive Einrichtung gebaut. „Die Küche, die Badezimmermöbel, das Bett und die Sofagarnitur habe ich nach Tschechien gefahren, habe jede Schraube und jede Latte gezeichnet und häufig den Bau vor Ort kleinmaschig überwacht,“ sagt Zumbansen.
Steuerrad mitten im Wohnzimmer
Das Hausboot ist fast 15 Meter lang, 25 Tonnen schwer, hat eine 100 PS Diesel Maschine, fährt 14 km/h und verbraucht sechs Liter Kraftstoff pro Stunde. 990 Wasserstraßen-Kilometer in zehn Tagen hat es schon dem Tacho, so lange hat die Fahrt von der Prager Werft in die Sürther Marina gedauert. Obwohl das Steuerrad mitten im Wohnzimmer steht und sie nur den Hebel umlegen müssten, sind die Bootseigner bislang nicht losgefahren. Das Ehepaar genießt das neue schwimmende Zuhause und pendelt je nach Auftragslage zwischen Gütersloh und Köln.
Entschleunigtes Leben auf dem Rhein
„Das Leben auf dem Wasser bedeutet Entschleunigung. Wir kommen hier an, die ersten drei Meter auf dem Steg sind schon Urlaub pur. Das Wasser plätschert gegen den Bug, wir bereiten das Abendessen vor und genießen den großartigen Panoramablick“, schwärmt Claudia Zumbansen. Und ihr Mann fügt hinzu: „Uns ist schon klar, dass wir nicht an einem ruhigen See liegen, sondern an Deutschlands größter Wasserstraße, aber das stört nicht, gerade die
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Schifffahrt macht es lebendig.“ Bei normalem Wasserstand liegt das Boot im Schatten der Mole, die die großen Wellen abhält. Ein gewisser Seegang sei zwar immer da, aber das Paar hat sich schnell daran gewöhnt – „Wir genießen es in den Schlaf geschaukelt zu werden.“
Wenn das Hochwasser kommt
Der Rumpf des Hausboots muss rheintauglich sein und ist deshalb komplett aus Stahl. Im Gegensatz zu normalen Hausbooten hat die Konstruktion – um voll fahrtauglich zu sein – einen Tiefgang von 1,10 Metern, genau so viele schauen auch noch aus dem Wasser heraus. „Wenn Wellen kommen, kann nichts passieren, bei Hochwasser geht unser Appartement in die Höhe, wir schwimmen mit. Das Ufer erreichen wir dann über den schwimmenden Steg und eine steile Treppe, die auf der Krone der Hochwassermauer endet. Das ist alles kein Problem“, so der Gütersloher Architekt, der bislang nur Häuser gebaut hat. Das Sürther Boot ist sein erstes und er hofft, dass es auch nicht sein letztes Hausboot sein wird, denn Arnd Zumbansen möchte neben der traditionellen Architektur künftig gerne Hausboote für jedermann planen und bauen.
Das Planungsbüro befindet sich inzwischen auf seinem Sürther Musterboot und kann so potenziellen Kundinnen und Kunden vor Ort zeigen, was machbar ist. Der Anschaffungspreis liegt je nach Größe zwischen 250 000 bis maximal 450 000 Euro – inklusive Innenausbau und Einrichtung. Aber es muss ja nicht jedes Hausboot einen Motor haben und auf dem Rhein liegen. Der Anschaffungspreis kann deshalb variieren und je nach Liegeplatz und Einsatzzweck auch deutlich günstiger ausfallen. Zumbansen: „Ein Hausboot auf dem Rhein stellt ganz andere Anforderungen an die Technik als eins, das am Müritzsee liegt.“
Holland ist Hausboot-Trendsetter
Holland sei laut Zumbansen Trendsetter. „Dort gibt es ganze Hausboot–Siedlungen. Da geht es nicht ums Fahren, sondern die Hausboote liegen fest an ihren Stegen.“ Das Thema „Wohnen auf dem Wasser“ werde zunehmend populärer. Das Problem aber sei der Mangel an geeigneten Liegeplätzen. „In Köln gibt es kaum welche, die nächsten vielleicht in Mondorf. In Hamburg ist man schon ein Stück weiter. An der Müritz oder an den Mecklenburger Seenplatte, da gibt es noch eher Kapazitäten“, so der Architekt.
Bei der Planung hat Zumbansen großen Wert auf eine autarke Stromversorgung gelegt. Die Solaranlage auf dem Dach sorgt für Warmwasser und füttert die Infratotstrahler in der Decke. Außerdem liegen an Bord vier Gasflaschen für den Kamin und den Kochherd. Die Warmluftheizung, deren Düsen im Küchensockel integriert sind, wird von dem Diesel befeuert und funktioniert wie in einem Wohnmobil. Der Abwassertank ist eine kleine Kläranlage und wird regelmäßig abgepumpt.Die Liegegebühren in Sürth belaufen sich auf rund 2500 Euro pro Jahr, hinzukommen die üblichen Nebenkosten, die auch Landbewohner monatlich zahlen müssen.
Lieber an Deck als im Kölner Nachtleben
Die Nachbarschaft ist übersichtlich und das nahe gelegene Bootshaus eine perfekte Abwechslung, wenn man keine Lust zu kochen hat. Der Freundeskreis sei geblieben, „aber der Bekanntenkreis wächst stetig“. „Ich wollte unbedingt zurück nach Köln zum Party machen. Ich liebe die Südstadt, die Rodenkirchener Riviera, habe mich tierisch gefreut, am Rhein entlang mit dem Fahrrad ins kölsche Nachtleben einzutauchen. Jetzt bin ich schon ein Jahr hier und wir waren noch nicht einmal in der Stadt. Die Aussicht von unserer Dachterrasse ist einfach unschlagbar, das Licht wechselt zu jeder Tageszeit, es ist perfekt“, sagt die Claudia Zumbansen.
Nervig seien nur die Jetskifahrer, die mit ihren Speedrennen einen Höllenlärm verursachen. Und manchmal auch die Angler, die mitten in der Nacht auf der Spitze der Kribbe, genau vor ihrem Schlafzimmerfenster, einen Scheinwerfer anmachen. „Aber wenn das Wasser steigt, sind die Kribbe und die Angler weg, dann haben wir zwar mehr Seegang, aber absolute Ruhe, ein atemberaubendes Feeling.“