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Prozess um Kölner Rizin-Bomber„Wenn du groß bist, wirst du auch ein Attentäter“

Lesezeit 3 Minuten
Rizinbomber

Der Angeklagte hält sich einen Aktenordner vor das Gesicht.

Köln – Neue schockierende Details im Verfahren um den mutmaßlichen Rizin-Bombenbauer aus Chorweiler und seine Ehefrau: Auf dem Handy der 43-Jährigen sind zwei Enthauptungsvideos und eine Anleitung zum Bau von Sprengladungen entdeckt worden. Dies sagte am Freitag eine Beamtin des Bundeskriminalamtes (BKA) aus Berlin.

Eine Nachbarin habe ausgesagt, die 43 Jahre alte Angeklagte habe es als ihre Pflicht bezeichnet, nach Syrien auszureisen. Sie habe Sympathien für die Terrorgruppe Islamischer Staat gezeigt und zu ihrem Sohn gesagt: „Wenn du mal groß bist, wirst du auch ein Attentäter und kannst dich in die Luft sprengen.“

Ehefrau aktiv beteiligt

Beim vierten Verhandlungstag kristallisierte sich heraus, dass die Ehefrau keine Mitläuferin war, sondern am Tatplan aktiv mitgearbeitet habe, wie die BKA-Ermittlerin weiter sagte. Außerdem stellten Experten an einem mit Rizin verseuchten Handschuh eine DNA-Mischspur der 43-Jährigen und ihres Ehemannes fest. Sie soll Zeugen gesagt haben, dass der Dschihad und die Tötung ungläubiger Deutscher legitim sei.In einer ersten BKA-Vernehmung nach der Festnahme des Ehemannes hatte die 43-Jährige ausgesagt, dass sich ihr Ehemann in der Vergangenheit stark verändert habe und nur noch nachts lebe.

Aufgehalten hat sich der Mann in einer Art konspirativen Wohnung in dem Hochhaus an der Osloer Straße. Es war eine Wohnung, die die Familie wegen eines Wasserrohrbruchs räumen musste. Sie zog in andere Räume in dem Gebäude und lebte bis zur Festnahme im Sommer 2018 dort. Der Ehemann habe sich fast nur noch in der maroden Wohnung aufgehalten.

Gegenüber der Ehefrau soll er gesagt haben: „Dort ist Internet. Ich will mit meiner Familie in Tunesien chatten.“ Dass ihr Ehemann einen Terroranschlag geplant habe, habe sich die Frau nicht vorstellen können, berichtete die Fahnderin. Nach der Festnahme der 43-Jährigen Tage später bei der Schwester in Delmenhorst sagte die Frau dann: „Ich habe mit der Festnahme gerechnet. Ich werde mich vor Allah verantworten müssen.“ Zum konkreten Tatvorwurf machte die Frau vor dem Gericht keine Angaben.

Hamster war erneut Thema

Auch der Rizin-Test an einem Zwerghamster aus einer Kölner Zoohandlung war wieder ein Thema im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichtes. Bei der Herstellung des Supergifts Rizin habe sich der Angeklagte über den Messenger-Dienst Telegram anleiten lassen, berichtete die BKA-Beamtin. Via Telegram sei von einem Kontaktmann auch die Anweisung gekommen, das Gift an einem Tier zu testen. Der Angeklagte habe ihm dann ein Foto von einem Hamster in einem Pappkarton geschickt und gefragt, wie der Tierversuch ablaufen soll. Das Tier überlebte. Die Ehefrau habe hinterher behauptet, sie hätten den Hamster als Überraschung für die Kinder gekauft, als sie den Hamster nach dem Vorfall fanden.