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Regenbogen-Bekenntnisse in KölnWie bunt und offen sind Unternehmen wirklich?

Lesezeit 3 Minuten
Der Kölner Hauptbahnhof erstrahlt in Regenbogenfarben.

Der Kölner Hauptbahnhof erstrahlt in Regenbogenfarben.

Wie bunt sind Unternehmen im Jahr 2023? Diese Frage beantworteten anlässlich des Pridemonats Verantwortliche von Unternehmen wie Rewe, DHL, Google und Telekom.

Regenbögen. Gefühlt sind sie derzeit überall in der Stadt. Es ist Pridemonth, die queere Community zeigt einen Monat lang offensiv Selbstbewusstsein. Höhepunkt ist die Demonstration zum Christopher-Street-Day (CSD) am Sonntag, 9. Juli. Zahlreiche Unternehmen von Lufthansa über die Deutsche Bahn bis hin zu Red Bull werben jetzt mit LGBTQIA+-Freundlichkeit. Doch was ist dran? Was ist „Pinkwashing“, also Schönfärberei, die gar nicht die Interessen der Community vertritt? Eine Podiumsdiskussion mit Vertretern großer Unternehmen ging am Donnerstagabend dieser Frage nach.

„Wie bunt sind Unternehmen im Jahr 2023?“, fragte ColognePride-Sprecher Hugo Winkels im Polestar-Space am Rudolfplatz. Antworten kamen von Verantwortlichen der Telekom, Rewe, DHL, Google und der Unternehmensberatung Capgemini Invent. Allesamt sind dies Unternehmen, die zum Teil seit Jahrzehnten intern Netzwerke für LGBTQIA+-Menschen betreiben. Bei DHL gibt es seit 15 Jahren das „Rainbow-Net“, bei der Telekom ist die Community intern seit gut 20 Jahren vernetzt.

Hugo Winkels, Malte Volkoi, Franziska Halstrick, Hjalmar Lundin, Mirjam Ferrari und Katrin Terwiel stehen zusammen auf einer Bühne.

Gesprächsteilnehmer der Diskussion zu Pinkwashing: v.l. Hugo Winkels, Malte Volkoi, Franziska Halstrick, Hjalmar Lundin, Mirjam Ferrari und Katrin Terwiel.

Warum die Regenbogenflagge bei Rewe? Franziska Halstrick, Bereichsleiterin Personalentwicklung der Rewe-Group machte klar, was dahintersteckt. „Wir wollen nach außen hin zeigen, dass das Thema wichtig ist“, sagte sie. Aber auch für die Mitarbeitenden sei es ein Signal, dass das Unternehmen ein „safe space“, ein sicherer Ort, sei. Ein Werbetrick sei das nicht. „Was wir authentisch leben, wollen wir auch nach außen tragen“, sagte Halstrick und erinnerte daran, dass ihr Unternehmen nach dem One-Love-Skandal bei der Fußball-WM in Katar auf der Stelle die Kooperation mit dem DFB beendet hatte.

Zugehörigkeit wird gestärkt

Ein klares Bekenntnis zu Vielfalt in der Unternehmenskultur, so wurde im Gespräch deutlich, ist allen anwesenden Unternehmen ein Anliegen. „Bei uns arbeiten 190 Nationen. Vielfalt hat bei uns viele Gesichter. Unser Ziel ist es, dass man sich zugehörig fühlt“, unterstrich Mirjam Ferrari, Senior Vice President HR Operation DHL. Dabei ist der Hintergrund der Bemühungen um eine offene und wertschätzende Unternehmenskultur nicht uneigennützig. Je größer das „Wir-Gefühl“ in einer Firma, desto sicherer und wohler fühlen sich die Mitarbeitenden. Die Folge: Loyalität zum Arbeitgebenden. Vielfalt gehört nicht selten zur Unternehmensstrategie.

Google hat eigene Wortkreation für unpassendes Verhalten

Bei Google habe die offene und wertschätzende Unternehmenskultur inzwischen dazu geführt, dass sogar ein Wort für die Werte eingeführt worden sei. „Das ist kein googleness“, heißt es unter den Mitarbeitenden laut Hjalmar Lundin, Pride Lead bei Google, wenn jemand entgleist.

Bei der Telekom können Mitarbeitende in ihrer Signatur eintragen, wie sie angesprochen werden möchten − als Frau, Mann oder nicht binär. „Die einen finden das albern, die anderen finden das gut“, sagt Katrin Terwiel, Vice President Diversity, Equity and Inclusion bei der Telekom.

Was die „Pronomen“, die Geschlechtszugehörigkeit bezeichnen, betrifft, ticken bei Rewe die Uhren anders als bei der Telekom. „Wir sind vielleicht in Teilen ein sehr klassisches Unternehmen. Wir haben letztes Jahr einen Genderleitfaden herausgebracht. Jetzt sind wir in der Diskussion und versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden“, sagt Halstrick. Noch zurückhaltender äußert sich die DHL-Vertreterin. „Wir müssen sensibel und langsam vorgehen. Wir haben auch Menschen, die kommen aus Ländern, wo Dinge unter Strafe gestellt sind. Das kann man nicht verordnen“, sagt Ferrari und fügt hinzu: „Wir sagen immer: Mensch ist Mensch. Das versteht auch jeder.“