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ColognePride-VeranstaltungWie der CSD in Köln wieder politischer werden soll

Lesezeit 3 Minuten
Bunt und schrill - so kennt man den CSD in Köln als Besucher. Doch die politische Botschaft soll wieder stärker werden.

Bunt und schrill - so kennt man den CSD in Köln als Besucher. Doch die politische Botschaft soll wieder stärker werden.

Unter dem Motto „Für Menschenrechte – Viele.Gemeinsam.Stark“ geht der CSD etwas andere Wege, als zuletzt. Aber bei aller Ernsthaftigkeit wird auch wieder ausgiebig gefeiert.

Der ColognePride geht die nächsten Schritte in Richtung Professionalität und Öffnung in die Mehrheitsgesellschaft. Das diesjährige Motto „Für Menschenrechte – Viele.Gemeinsam.Stark“ drückt die neue Orientierung aus; wer sich speziell für das eigene Anliegen einsetzen möchte, darf so frei sein, online passende Logos herunterzuladen, zum Beispiel „Für Schwulenrechte“, „Für Lesbenrechte“, „Für Transrechte“.

Politische Forderungen im Fokus

In der Vorbereitung der zweiwöchigen ColognePride-Veranstaltung wurde sich das Organisationsteam vom gleichnamigen Trägerverein schnell einig, dass die politischen Forderungen der queeren Community wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden müssen. „Ich mag das Wort Parade nicht, mit Demoparade kann ich leben“, erklärte Hans Douma, Leiter des Zuges durch die Innenstadt, der sich am Sonntag, 9. Juli, auf der Deutzer Brücke mit über 200 angemeldeten Gruppen um 12 Uhr in Bewegung setzen wird. Als einen Grund, warum es mehr denn je wichtig ist, sichtbar zu werden, nennt Douma „die Rolle rückwärts, dass unsere Rechte in Ländern, von denen wir es nicht vermutet hätten, mit Füßen getreten werden.“ Er meint die jüngste Entwicklung in den USA und warnt: „Diese Welle darf uns nicht erreichen.“ Deshalb hat der Vereinsvorstand zwölf Forderungen an die Politik ausgearbeitet, unter anderem zum Diskriminierungsverbot von LGBTIQ-Menschen (internationale Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, Intersexuelle, Queer-Personen), für mehr Aufklärungsarbeit an Schulen, gleiche Rechte für alle Ehepaare und besseren Schutz für LGBTIQ-Geflüchtete in Unterkünften.

„Pink-Washing“ als Thema beim Polit-Talk

Den wahrscheinlich kontroversesten Polit-Talk wird ColognePride-Sprecher Hugo Winkels am Donnerstag, 29. Juni, um 19 Uhr, im Büro der schwedischen Elektroautomarke Polestar am Rudolfplatz leiten. Unter der Überschrift „Auf dem Einhorn zum Job“ wird er den Führungskräften Miriam Ferraris von Deutsche Post/DHL, Franziska Halstrick von Rewe und Katrin Terwiel von der Telekom auf den Zahn fühlen, ob Unternehmen „Pink-Washing“ betreiben, sich also Diversität aus Marketinggründen auf die Fahnen schreiben, oder ob das Arbeitsklima tatsächlich queerfreundlich ist. Für weitere Polit-Talks werden die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken, die grüne Bundesvorsitzende Ricarda Lang und Gesundheitsminister Karl Lauterbach erwartet.

CSD in Köln: Auch das Feiern bleibt erhalten

Bei aller Ernsthaftigkeit des Engagements für Menschenrechte soll wie gewohnt ausgiebig gefeiert werden. Musik-Stars und angesagte DJs werden sich von Freitag- bis Sonntagabend, 7. bis 9. Juli, auf dem Heumarkt, Alter Markt und am Gürzenich präsentieren, darunter Tim Bendzko, der im Sommer 2022 wegen Corona in seiner Band absagen musste, Dieter Thomas Kuhn und „Todrick Hall“ aus Los Angeles. Neu ist die Ruhezone am hergerichteten Elogiusplatz an der Pipinstraße. Neue Daten für den Weg zu einer klimaneutralen Großveranstaltung wird der Wissenschaftler erfassen, der bereits fürs vergangene Jahr eine Studie zum CO₂-Fußabdruck des ColognePride. Den diesjährigen Ehrenamtspreis bekommt die „Grande Dame des lesbischen Chansons“ Carolina Brauckmann.

Das ausführliche Programm mit den zahlreichen Veranstaltungen in Clubs, Theatern, Hallen und Lokalen ab 24. Juni, dem Straßenfest und der Demo steht online.