Vorgeworfen wird dem 26-Jährigen, sich am Sturm auf den Block der Nizza-Anhänger beim Spiel des 1. FC Köln beteiligt zu haben.
Prozess in KölnWeiterer Randalierer von Nizza vor Gericht
Die Videoaufnahmen von den Ausschreitungen am Rande des UEFA Conference League-Spiels zwischen OGC Nizza und dem 1.FC Köln sind immer noch schockierend. In Handy-Aufnahmen fliegen und schießen einer Kanonade gleich Feuerwerkskörper und brennende Bengalo-Feuer zwischen den Lagern hin und her. Dass es im Stadion von Nizza, wo ein Zuschauer von einer Tribüne stürzte, keine Toten gab, grenzt an ein Wunder.
Kölner Fans riefen: „Hört auf mit dem Scheiß“
Dass aber nicht alle nach Nizza gereisten rund 12 000 Fans über einen Kamm geschert werden können, beweisen von Kölnern aus ihrem Block gefilmte Szenen: „Hört auf mit dem Scheiß“, rufen aufgebrachte Fans. Eine Kölnerin bekundet ihren Unmut durch wiederholtes lautes: „Pfui! Pfui!“ Vorgespielt wurden die Aufnahmen am Dienstag vor dem Amtsgericht, wo erneut ein mutmaßlicher Chaot (26) und Anhänger der Ultra-Gruppe „Wilde Horde“ wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung angeklagt ist.
Vorgeworfen wird dem 26-Jährigen, sich am Sturm auf den Block der Nizza-Anhänger beteiligt zu haben, „wobei er einer Person einen Faustschlag gegen den Kopf versetzte“, hieß es in der Anklage. Zudem soll er mit einem faustgroßen Gegenstand nach einem Kontrahenten geworfen sowie ein Rollbrett auf unterhalb von ihm stehende Gegner geschmissen haben.
Nach anderthalb Stunden wurde die Verhandlung aber ergebnislos abgebrochen. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe. Er räumt nur ein, in Nizza gewesen zu sein. Das Gericht will nun einen Gutachter beauftragen, die Videoaufzeichnungen dahingehend abzuklopfen, ob der Angeklagte zu identifizieren ist. Zudem soll ein zweiter Szenekundiger Beamter (SKB) der Polizei als Zeuge geladen werden. Ein bereits am Dienstag geladener Kollege war sich sicher, den „sportlichen und großen Angeklagten“ auf den Aufnahmen erkannt zu haben — trotz Maskierung mit einer Sturmhaube. „Er ist 1,95 Meter groß, schlank, sportlich und bewegt sich geschmeidig“, sagte der 42-jährige Polizist. Er sei sich sicher, den Angeklagten — den er seit Jahren als Aktiven in der „Wilden Horde“ kenne — an seinem Bewegungsablauf wiedererkannt zu haben. Wann der Prozess neu aufgelegt wird, blieb unklar.