Prozess in KölnHomosexuelle Priester in Kirchenzeitschrift übelst beschimpft

Der Eingang zum Landgericht und Amtsgericht in Köln
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Köln – „Kolonie von Parasiten“, „Krebsgeschwür“, „Plage“, „Lavendel-Mafia“ – so hetzte der polnische Priester, Theologe und Publizist Dariusz Oko (61) in der in Köln erscheinenden Zeitschrift „Theologisches“ homosexuelle Priester. In dem Artikel mit der Überschrift „Über die Notwendigkeit homosexuelle Cliquen in der Kirche zu begrenzen“ (der Artikel liegt der Rundschau vor), der im Frühjahr 2021 in zwei Teilen erschienen war, beklagt Oko eine angebliche Dominanz Homosexueller in der katholischen Kirche und warnt vor einer Gefahr für die Kirche. Die Rechte Homosexueller sind Okos Meinung nach „Homo-Ideologie“ und „Homo-Härasie“.
Einspruch gegen Strafbefehl wegen Volksverhetzung
Nachdem im Sommer 2021 wegen der genannten und anderer Äußerungen ein Strafbefehl über 4800 Euro (120 Tagessätze zu je 40 Euro) wegen Volksverhetzung ergangen war, gegen den Oko und der in Köln lebende Chefredakteur der Zeitschrift „Theologisches“, der Theologie-Professor Johannes Stöhr (90), Einspruch eingelegt hatten, sollte es eigentlich am Freitag vor dem Kölner Amtsgericht zum Prozess wegen Volksverhetzung kommen. Doch am Mittwoch hieß es dann, dass die Hauptverhandlung sich verzögern wird. Prozessbeteiligte seien erkrankt, gab das Landgericht Köln am Mittwoch bekannt. Nun werde nach einem neuen Termin gesucht. Weitere Angaben machte das Gericht nicht.
Wegen des Artikels erstattete der Münchener Geistliche Wolfgang F. Rothe Anzeige bei der Kölner Staatsanwaltschaft. Rothe hatte die Anzeigenerstattung im Februar 2021 per Kurznachrichtendienst Twitter selbst bekannt gemacht.
Besondere Aufmerksamkeit hatte der Fall vor allem in Polen, wo Oko an der kirchlichen Johannes-Paul-II-Universität in Krakau tätig ist. Unter anderem hatte die überregionale polnische Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ den Fall im Juli vergangenen Jahres aufgegriffen und darüber berichtet. Stöhr, der früher Dogmatik an der Universität Bamberg lehrte, ist Angehöriger des Opus Dei und arbeitet als Subsidiar an der Kölner Pfarre St. Pantaleon.
Polnische Medien haben sich für Prozess akkreditiert
Wie Gerichtssprecher Steinebach der Rundschau bestätigte, hatten sich auch für Freitag zahlreiche polnische Journalisten und Medienvertreter akkreditiert, um über den Prozess zu berichten. Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hatte der polnischen Zeitung „Do Rzeczy“ („Auf den Punkt“) im August 2021 gesagt: „Als Deutscher schäme ich mich, dass es in meiner Heimat wieder möglich ist, dass ein polnischer Wissenschaftler aufgrund eines Tatsachenberichtes wegen sogenannter Volksverhetzung verurteilt werden konnte.“ Anschließend zog Müller eine Parallele zu den Verbrechen des NS-„Generalgouverneurs“ Hans Frank an Krakauer Professoren.
Polnische Petition unterstützt das Anliegen
Unterstützung erhalten Oko und Stöhr durch eine polnische Online-Petition, die auch auf Deutsch abrufbar ist. Titel des Aufrufs: „Verteidigen wir Pfarrer und Prof. Oko!“ Die Petition war zunächst an die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), später, nach seinem Amtsantritt als Bundeskanzler, schließlich an Olaf Scholz (SPD) gerichtet. Weiterer Adressat ist das Kölner Amtsgericht. Im Petitionsaufruf wird darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Artikel um einen akademischen Beitrag handle, der von der Meinungs-, Wissenschafts- und Pressefreiheit gedeckt sei.
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Oko und Stöhr hätten laut der Petition „eine akademische Debatte zu ernsthaften und schädlichen Konsequenzen“ der „Homolobby in kirchlichen Strukturen“ initiiert. Unter den schädlichen Konsequenzen verstehen die Initiatoren der Petition unter anderem „pädophile Straftaten“, die von Priestern „mit homosexuellen Neigungen“ begangen würden. Weiter heißt es, der Artikel bringe Okos und Stöhrs „Sorge um die christliche Gemeinschaft“ zum Ausdruck. Stand Montag war die Petition 71670 Mal unterschrieben worden.