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Prozess in Köln beendetStrafe auf Bewährung für Kölner Rapper „Dr. Knarf“

Lesezeit 3 Minuten
18.01.2024, Nordrhein-Westfalen, Köln: Der angeklagte Dr. Knarf (Niko Brenner) sitzt im Landgericht. Mit einem weiteren Angeklagten soll der Rapper in einem Kölner Mehrfamilienhaus Butan-Hasch-Öl hergestellt haben.

Der angeklagte Dr. Knarf (Niko Brenner) sitzt im Landgericht.

Der Musiker erzeugte beim der Herstellung von Drogen eine Explosion. Nun endete der Prozess mit einem Urteil.

Auf den Tag genau sieben Jahre nach einer verheerenden Explosion in einem Tonstudio in der Straße Burgmauer in unmittelbarer Dom-Nähe hat das Landgericht am Dienstag einen Strich unter den kuriosen Fall gezogen: Es verurteilte den Rapper Dr. Knarf (39) wegen Drogenbesitz und -handel sowie fahrlässigen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion zu anderthalb Jahren Haft auf Bewährung. Zu der Explosion war es laut dem Urteil bei der Herstellung eines Cannabis-Konzentrats gekommen. Einen mitangeklagten Bekannten (42) des Musikers, der sich damals während sich die Explosion ereignete ebenfalls in dem Tonstudio im Keller des betroffenen Mehrfamilienhauses befunden hatte, wurde wegen Drogenbesitzes und Beihilfe zum Drogenhandel zu einem halben Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.

Gemisch aus Butangas und Luft

Doch wie war es zu dem Unglück gekommen? „Wir sind überzeugt davon, dass die Explosion Folge des gerade durchgeführten Extraktionsprozesses war“, sagte der Vorsitzende Michael Greve bei der Urteilsbegründung. Demnach hatte Dr. Knarf, der mit bürgerlichem Namen Niko Brenner heißt, am 6. Februar 2017 in seinem Tonstudio ein „Dab“ genanntes Cannabis-Konzentrat herzustellen versucht. Der Versuch ging gehörig schief: Beim Anstechen von Dosen mit Butangas, das für die Extraktion des Cannabis-Harzes in einem Extraktor genutzt wurde, tropfte ein Teil auf den Boden, verdampfte und bildete zusammen mit der Atemluft ein hochexplosives Gemisch. Alles, was es für die Explosion noch brauchte, war ein Funke, für den der Studio-Kühlschrank per Schaltung sorgte. Eine enorme Druckwelle und ein Explosionsblitz breiteten sich aus und drückten die Fenster des Studios aus ihren Verankerungen. Selbst ein Fenster an einem gegenüberliegenden Gebäude wurde beschädigt.

Ein Explosionssachverständiger hatte vergangenen Freitag erklärt, dass normalerweise Explosionen in geschlossenen Räumen zu einem Druck von bis zu zehn Bar führen könnten. Das Resultat einer so schweren Explosion wäre gewesen, dass das Haus nicht mehr gestanden hätte, hatte der Experte ausgesagt. enstannt „nur“ ein Bar Druck.

Großflächige Hautverbrennungen

Für Brenner und seinen Bekannten waren die Folgen dennoch gravierend. Beiden gelang es zwar, sich ins Freie zu retten. Sie erlitten aber schwere Verletzungen. Die Körperoberfläche Brenners war zu mehr als einem Drittel verbrannt, die des 41-Jährigen zu gut einem Viertel. Beide lagen zeitweise im Koma — Brenner gar mehrere Monate. In der Zeit erlitt er zudem mehrere Schlaganfälle. Ärzte mussten daraufhin die Hälfte seines Schädelknochens entfernen, um Druck vom Gehirn zu nehmen. Eine Rekonstruktion des Schädels sei geplant, fraglich sei nur wann dies geschehen solle, hatte Brenners Verteidiger Marco Heymann beim Prozessauftakt der Rundschau gesagt.

Das Urteil gegen Brenner wurde noch im Gerichtssaal nach der Verkündung rechtskräftig. Sowohl der 39-Jährige als auch die Staatsanwaltschaft verzichteten auf Rechtsmittel. Der 41-Jährige machte zunächst keine Angaben, ob er den Schuldspruch akzeptieren wolle.