Im Februar 2017 wurde ein Tonstudio in Köln weitgehend zerstört. Seit Januar stehen zwei Männer vor dem Landgericht, darunter der ehemalige Betreiber des Tonstudios, der Rapper Dr. Knarf.
Prozess gegen Kölner RapperExplosions-Experte stellt Gutachten vor – Angeklagte schwer gezeichnet
Es war eine heftige Explosion, die sich im Keller eines Hauses auf der Straße Burgmauer ereignete. Im Februar 2017 wurde ein Tonstudio mit drei Räumen weitgehend zerstört, Fenster flogen aus ihren Verankerungen, der Hof hinter dem betroffenen Haus glich einem Trümmerfeld. Seit Januar stehen zwei Männer (39 und 42) als Verursacher der Explosion vor dem Landgericht, darunter der ehemalige Betreiber des Tonstudios, der Rapper Dr. Knarf. Neben fahrlässiger Auslösung einer Sprengstoffexplosion sind die beiden Männer wegen Drogenbesitz angeklagt.
Dr. Knarf, mit bürgerlichem Namen Niko Brenner, hatte damals mit einem Extraktor unter Zuhilfenahme von Butan-Gas hochkonzentriertes Cannabis-Öl, „Dab“ genannt, hergestellt. Am Abend des 6. Februar 2017 geriet dann aber flüssiges Butan-Gas aus einer angestochenen Kartusche auf den Boden, verdampfte und bildete ein hochexplosives Gemisch. Laut eines Experten für Explosionen, der am Freitag sein Gutachten im Prozess vorstellte, hatte ein Schaltfunken eines Kühlschranks in der Küche des Tonstudios die Mischung entzündet. Andere Quellen, wie eine fallengelassene Zigarette oder einen Joint schloss der Diplom-Physiker, der sich seit 1977 beruflich „ausschließlich mit Explosionsproblemen“ beschäftigt, aus. „Ausgelöst wurde die Explosion in der Küche“, sagte der Gutachter. Von dort habe sich die Druckwelle durch die drei Räume des Tonstudios ausgebreitet. An den Schwachstellen, den lediglich mit Schaum am Mauerwerk befestigten Kellerfenstern, sei die Druckwelle dann ins Freie gelangt. Der 75-Jährige machte auch deutlich, welches Glück die beiden Angeklagten hatten. Explosionen in geschlossenen Systemen könnten acht bis zehn Bar erreichen.
Thermik verursacht schwerste Verletzungen
Was passiert wäre, wenn eine Explosion dieser Stärke stattgefunden hätte, beantwortete der Sachverständige nüchtern mit: „Dann würde das Haus nicht mehr stehen.“
Da bei der vorliegenden Explosion lediglich eine Teilreaktion stattgefunden habe, die lediglich einige Milli-Bar Druck erzeugt habe, sei der Vorgang eher glimpflich ausgegangen. „Druckwirkungen von einigen zehn Milli-Bar können vom menschlichen Organismus überlebt werden, die Thermik verursacht dann die schwersten Verletzungen“, sagte der Gutachter.
So war es auch bei Brenner und dem 42-Jährigen. Beide erlitten schwere Verbrennungen, die sie bis heute zeichnen. Beide Männer lagen lange im Koma, Brenner gar viele Monate, wobei er mehrere Schlaganfälle erlitt, die eine halbseitige Lähmung zur Folge hatte. Brenner sitzt seither im Rollstuhl. Da er sich auch noch einen Keim einfing, nahmen Ärzte die Hälfte seines Schädelknochens weg, um Druck vom Gehirn zu nehmen. Eine Rekonstruktion des Schädels ist zwar geplant, fraglich ist bislang nur der Zeitpunkt.
Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil ist für den siebten Jahrestag der Explosion am 6. Februar geplant.