Bei der Drogenherstellung hatte er eine heftige Explosion verursacht, deren Folgen er noch immer zu spüren bekommt. Nun steht er vor Gericht.
Heftige Explosion verursachtProzessauftakt gegen Rapper Dr. Knarf in Köln
Schon deutlich vor Prozessbeginn kommt Rapper Dr. Knarf zum Justizzentrum. Wegen einer halbseitigen Lähmung in Folge einer schweren Explosion sitzt Niko Brenner, wie der 39-Jährige mit bürgerlichem Namen heißt, im Rollstuhl. Ein Begleiter schiebt den 39-Jährigen samt Rollstuhl durch den Schnee ins Gerichtsgebäude.
Angeklagt ist Brenner alias Dr. Knarf wegen Besitz und Herstellung von Drogen sowie Verursachung einer gewaltigen Explosion. Die Anklagepunkte stehen in Zusammenhang. Bei der Herstellung von Butan-Hasch-Öl mittels eines Extraktors und Butangas am 6. Februar 2017 in seinem Tonstudio in der Innenstadt, sei ein „hochexplosives Butan-Luft-Gemisch“ entstanden, wie der Staatsanwalt bei Anklageverlesung sagte. Vermutlich habe ein Schaltfunken eines Kühlschranks die explosive Mischung entzündet und die Explosion ausgelöst. Dr. Knarf und ein Bekannter (42), der sich zu dem Zeitpunkt ebenfalls in dem Tonstudio befand und der mit dem Rapper auf der Anklagebank sitzt, wurden erheblich verletzt. „Das ist definitiv auf meinem Mist gewachsen, das ganze Unglück“, gestand Brenner seine Schuld ein. Mit dem Unglück habe er, so der Vater eines Kindes, sein „ganzes Leben gegen die Wand gefahren“, sagte der 39-Jährige. Seit der Explosion vor sieben Jahren trage er ein „Riesenschuldgefühl“ mit sich herum.
Über den Unfall ein Buch geschrieben
Auch der Mitangeklagte räumte ein, während der Explosion in dem Tonstudio gewesen zu sein. „Auf einmal waren da Funken und Feuer“, sagte der 42-Jährige, der über den Unfall ein Buch geschrieben hat. „Die Luft brannte. Wir haben beide gebrannt und vor Schmerzen geschrien“, sagte der 42-Jährige weiter. An dem Mehrfamilienhaus an der Straße Burgmauer in unmittelbarer Nähe zum Dom, in dessen Keller sich das Studio befand, entstand erheblicher Sachschaden. Unter anderem seien „die Fenster nebst Teilen des Mauerwerks in den Innenhof des Gebäudes gesprengt“ worden. Flammen seien aus dem Gebäude geschlagen und hätten „erhebliche thermische und mechanische Schäden in Höhe von etwa 15000 Euro“ angerichtet. Anwohner wurden nicht verletzt.
Weiter geht die Anklage davon aus, dass Dr. Knarf das „Dab“ genannte Butan-Hasch-Öl, das hochkonzentriert den Cannabis-Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) enthält, gewinnbringend verkaufen. Der Verkauf sollte unter der Bezeichnung „Nazi-Gold“ stattfinden. Auf die spätere Nachfrage des Vorsitzenden Michael Greve, wie die Bezeichnung zu erklären sei, antwortete der 39-Jährige: „Das war ziemlich provokantes Marketing.“
Beide erlitten schwere Verletzungen
Bei der Explosion waren Dr. Knarf und der 42-jährige Mitangeklagte erheblich verletzt worden. Beide Männer lagen lange im Koma, Dr. Knarf sogar mehrere Monate. Neben schweren Verbrennungen habe sein Mandant im Koma auch noch mehrere Schlaganfälle erlitten, die die halbseitige Lähmung des Mandanten nach sich gezogen habe, sagte Verteidiger Marco Heymann im Gespräch mit der Rundschau. Zusätzlich habe der Mandant sich auch noch eine Keiminfektion gefangen. Ärzte hätten Brenner die Hälfte seines Schädelknochens entfernen müssen, um Druck vom Gehirn zu nehmen.
Eine Rekonstruktion des Schädels sei geplant, fraglich sei nur, wann dies geschehen solle, so Heymann weiter. „Ob er überhaupt überlebt, war lange Zeit überhaupt nicht klar. Äußerlich ist stark erkennbar, welche Folgen er davon getragen hat. So seltsam es klingt im Rahmen eines Strafverfahrens, aber er ist froh, dass er heute hier sein kann“, sagte Heymann weiter. Der Prozess ist mit weiteren drei Verhandlungstagen terminiert. Ein Urteil ist für den 6. Februar vorgesehen. Es wäre der siebte Jahrestag der Explosion, die das Leben der beiden Angeklagten auf den Kopf stellte.