Ein Mitschnitt aus einem verwanzten Auto gibt brisantes Material preis. Vor der Anhörung des Videomitschnittes gab es jedoch erst einmal einen brisanten Schlagabtausch im Gericht.
Prozess in KölnMitschnitte einer Autofahrt belasten Thomas Drach schwer
Sie fühlten sich sicher. Und so plauderten sie bei einer Autofahrt über einen „Thomas“ von dem die Polizei DNA-Spuren habe, weshalb besagter „Thomas“ dringend die Niederlande verlassen müsse. Doch das Gespräch in einem „verwanzten“ VW Polo zwischen einem heute 54-jährigen Niederländer und seinem polnischen Mitbewohner wurde von der Polizei mitgehört. Das Tondokument von Februar 2021, das am Freitag im Prozess gegen Reemtsma-Entführer Thomas Drach (62) und seinem mutmaßlichen Komplizen – jenem 54-jährigen Niederländer – im Saal vorgespielt und von einem Dolmetscher und Sprachsachverständigen übersetzt wurde, belastet Drach nach Ansicht der Staatsanwaltschaft schwer.
Im Februar 2021 hatten niederländische Polizeibeamte die Wohnung der beiden Männer durchsucht und beide zur Vernehmung mit auf die Wache genommen. Während der 54-Jährige eine Aussage verweigerte und draußen im VW Polo wartete, legte die Polizei dem Polen Beweismaterial vor, das sie gegen Drach im Zusammenhang mit Raubüberfällen auf Werttransporter in Deutschland zusammengetragen hatte. Dabei konfrontierten die Beamten den Polen auch mit einer DNA-Spur von Drach, gefunden an einem Audi A8, der bei einem Überfall zum Einsatz kam. Über diese DNA-Spur informierte der Pole nach seiner Vernehmung auf der Heimfahrt seinen niederländischen Mitbewohner. Dabei sagte er auch, dass „Thomas“ aus „Holland verschwinden“ müsse. Ferner fragte der Pole , ob der 54-Jährige seine Kleidung „von da, als du mit ihm (Thomas Drach) zusammen warst“ auch „verbrannt“ habe? Der Niederländer bejahte, was der Pole mit: „Sehr gut“ kommentierte. So jedenfalls die Übersetzung des Dialogs, die laut Übersetzer in schlechtem Englisch geführt wurde.
Ehe es jedoch dazu kam, dass die Aufnahme gehört werden konnte, hatte es zum wiederholten Male einen Schlagabtausch zwischen Verteidiger Wolfgang Heer, der den 54-Jährigen vertritt, und dem Vorsitzenden Jörg Michael Bern gegeben. Heer beanstandete erneut die Art, wie Bern Vorhalte aus der Akte machte. Die Diskussion gipfelte in der Aussage Berns: „Sie können sich heute Abend auf dem Teppich wälzen und heulen, mit was für einem schlimmen Richter Sie es hier zu tun haben. Aber das ist mir egal.“
Drach werden in dem Prozess vier Raubüberfälle auf Werttransporter in Köln, Frankfurt am Main und im hessischen Limburg sowie zweifacher versuchter Mord zur Last gelegt. Schlagzeilen machte machte Drach 1996, als er den Tabakkonzern-Erben Jan Philipp Reemtsma entführte. Für diese Tat saß er vierzehneinhalb Jahren ein.
Der Prozess wird Ende Januar fortgesetzt.