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Prozess in KölnMehr als sieben Jahre Haft für Enkeltrick-Betrüger

Lesezeit 3 Minuten
Mit Schockanrufen wollen Verbrecher an das Geld ihrer Opfer kommen.

Mit Schockanrufen wollen Verbrecher an das Geld ihrer Opfer kommen.

Ein 46-jähriger Betrüger wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt, da er ältere Menschen mittels Enkeltrick und Schockanrufen betrog. Die Polizei spricht von einem Gesamtschaden von 2,3 Millionen Euro für Köln.

Er war nur ein Rädchen im Getriebe einer auf Enkeltrick- und Schockanrufe spezialisierten Betrüger-Bande, aber ohne das Agieren des 46-Jährigen hätte sie nicht funktioniert: Am Montag verurteilte das Landgericht den 46 Jahre alten Angeklagten wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs in zwei Fällen zu Lasten von Senioren zu siebeneinhalb Jahren Haft. „Das Delikt ist so mit das Unterste, was man begehen kann“, zeigte sich der Vorsitzende Michael Greve überzeugt. Und weiter: „Da werden Straftaten zu Lasten alter Leute begangen, die emotional massiv unter Druck gesetzt werden.“

Viele Opfer schämten sich zudem so sehr, dass sie sich kaum jemandem anvertrauten. „Ich will gar nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffer derjenigen ist, die aus Scham nicht darüber reden, dass sie Opfer dieser Betrugsmasche geworden sind. Deswegen müssen wir die Sache auch so schwer bestrafen“, sagte Greve. Das Gericht sah es nach der Beweisaufnahme als erwiesen an, dass der 46-Jährige im März 2020 die Abholung von 20.000 Euro von einer damals 85 Jahre alten Kölnerin organisiert und koordiniert hatte. Gegenüber der Frau hatte sich zuvor eine Trickbetrügerin am Telefon als Nichte ausgegeben und auf die Herausgabe von 20 000 Euro für den Kauf einer Eigentumswohnung gedrängt. Die Frau hatte am Telefon behauptet, dass sie sich bereits beim Notar befinde und das Geld dringend brauche, um den Wohnungskauf abschließen zu können.

Im Oktober 2021 half der Angeklagte dann dabei, einen Senior (93) im sauerländischen Olpe um 50 000 Euro Bargeld sowie Schmuck im Wert von 20 000 Euro zu erleichtern. Bei dem 93-Jährigen, der laut der Urteilsverkündung zwischenzeitlich verstorben ist, gingen die Betrüger besonders perfide vor: Zunächst waren sie mit einem Enkeltrickbetrug gescheitert, weil der Senior den Betrugsversuch durchschaute.

Trickbetrug: Beute von 2,3 Millionen Euro

Wenige Stunden später wurde dann ein sogenannter Schockanruf unternommen, in dem dem Opfer vorgespielt wurde, seine Tochter habe einen Verkehrsunfall mit einem Toten verursacht und müsse nun 70000 Euro Kaution hinterlegen, ansonsten komme sie in Haft. Der Senior glaubte dem angeblichen Polizeibeamten am Telefon und übergab einem von dem Angeklagten zur Adresse des Seniors gefahrenen Abholer Bargeld und Schmuck.

Das Gericht betonte in seiner Urteilsbegründung die straffe Organisation der Bande — deren Hintermänner womöglich in Polen sitzen — sowie das „professionelle Vorgehen, bei dem ständig SIM-Karten und Handys ausgetauscht werden“, um den Strafverfolgungsbehörden die Aufklärung zu erschweren. Zwar hatte der Angeklagte die Taten gestanden und mit jeweils 10 000 Euro die Opfer, beziehungsweise ihre Erben teilentschädigt. Das sei deutlich in der Strafzumessung berücksichtigt worden. „Ich sag jetzt nicht, was sonst rausgekommen wäre“, sagte Greve.

Trickbetrug beschäftigt die Kölner Polizei

Für die Kölner Polizei ist die Bekämpfung der Trickbetrüger ein großes Thema. Betrüger-Banden haben dieses Jahr in Köln durch sogenannte „Schockanrufe“ bereits rund 2,3 Millionen Euro erbeutet. Bei der Polizei sind 40 Fälle angezeigt worden. Die Opfer sind in der Regel ältere Menschen, die durch Anrufe in emotionale Ausnahmezustände versetzt werden. Im November hatte eine Frau (75) bereits Goldbarren bei ihrer Bank abgeholt und sich mit einem Taxi zu einem Übergabeort in der Innenstadt fahren lassen – im letzten Moment hatte sie die Polizei verständigt und so ihre Ersparnisse gerettet.

Die Betrüger hatten die Festnetznummer der Frau gewählt und sich als „Polizei Frankfurt“ vorgestellt. Ihre Tochter habe ein Kind totgefahren und habe Fahrerflucht begangen. Für die Freilassung sei nun die Zahlung einer hohen Kaution erforderlich, so der Anrufer. In diesem Fall konnten die Wertgegenstände gerettet werden. Doch oftmals geht es anders aus. Die Polizei registriert verstärkt derartige Anrufe und rät zum sofortigen Auflegen.