Der Geduldsfaden war lang und schien stabil. Doch seit Mittwoch ist klar, dass Dr. Jörg Michael Bern, Vorsitzender im Prozess gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach (62), nicht alles auszuhalten gedenkt: In einer Vorsitzendenanordnung hat Bern am 68. Verhandlungstag Verteidiger Wolfgang Heer gerügt. Heer vertritt in dem Prozess wegen mehrerer Raubüberfälle auf Werttransporter und versuchten Mordes an zwei Geldboten in Köln, Frankfurt am Main sowie im hessischen Limburg Drachs mutmaßlichen niederländischen Komplizen (54).

Ins Wort fallen und beleidigen

Bern machte in seinem neunseitigen Beschluss mehr als deutlich, dass er das Verteidigungsverhalten Heers missbilligt. Bern beklagte konkret, dass Heer ihm immer wieder ins Wort falle und er beispielsweise Aussagen des Vorsitzenden als „dämlich“ bezeichnet habe. Zudem verhalte sich Heer dem Gericht gegenüber beleidigend und herablassend. Die Grenzen einer zulässigen Verteidigung seien von Heer weit überschritten worden. Zudem „störe“ Heer immer wieder mit nicht autorisierten Wortmeldungen die Verhandlung und verhalte sich als Organ der Rechtspflege „pflichtwidrig“, so eine Wertung aus der Anordnung.

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Bernhard Krebs

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Als Konsequenz drohte Bern, dass weitere Störfeuer des Verteidigers dem Gericht Anlass geben könnten, Heer die Pflichtverteidigung des 54-Jährigen ohne Vorwarnung zu entziehen. Der Vorsitzende zog weiter in Erwägung, das Verfahren gegen den Niederländer abzutrennen. Immer wieder kam es wegen einer Erkrankung des Mitangeklagten zu einer Verzögerung. Heer reagierte nach Verlesung der Anordnung zunächst nicht. Der Verteidiger behielt sich aber einen Befangenheitsantrag gegen Bern vor. Der Prozess wird fortgesetzt. (bks)