Am Montag wurde der Prozess gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach (62) und seinen Mitangeklagten (54) aus den Niederlanden mit den gewöhnlichen Wortgefechten und Streitereien fortgesetzt. Eigentlich stand die Befragung der forensischen Anthropologin Dr. Kerstin Kreutz auf dem Programm. Sie war zu dem Ergebnis gekommen, dass Drach mit einfacher Wahrscheinlichkeit Täter von drei der vier ihm zur Last gelegten Überfälle sei. Drach werden in dem Prozess vier Raubüberfälle auf Werttransporter in Köln, Frankfurt am Main sowie im hessischen Limburg zur Last gelegt.

Weil er auf zwei Geldboten geschossen haben soll, ist er auch wegen versuchten Mordes angeklagt. Doch statt die Sachverständige zu ihrem Gutachten zu befragen, stand plötzlich ihre Tätigkeit in einem anderen Prozess am Landgericht im Zentrum des Interesses von Wolfgang Heer, Verteidiger von Drachs mutmaßlichem Komplizen. Auch im sogenannten „Pink Panther“-Prozess hatte Kreutz einen Gutachtenauftrag, war dann aber wegen Besorgnis der Befangenheit vom Gericht entlassen worden.

Anwalt Heer das Mikro abgedreht

Kreutz soll unter anderem einen Beweisbeschluss übersehen und den Auftrag zum Gutachten selbstständig erweitert haben. Als Heer Kreutz dazu befragte, ließ der Vorsitzende im Drach-Prozess, Dr. Jörg Michael Bern, dies nicht zu: „Kein Sachbezug“, hieß es wiederholt. Heer giftete: „Sie halten sich möglicherweise für einen unfehlbaren Papst.“ Er warf dem Vorsitzenden vor, „frech“ zu sein und „Stimmung“ gegen ihn zu machen. Irgendwann reichte es dem Vorsitzenden und er drehte Heer das Mikro ab. Heer nannte das nach der anschließenden Unterbrechung eine „primitive Trotzreaktion“.

Kein Ende in Sicht

Drach-Prozess zieht sich weiter in die Länge

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Bernhard Krebs

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Daraufhin platzte Staatsanwältin Anja Heimig der Kragen: „Was hier abgeht ist unter aller Kanone.“ Sie nannte das Verhalten der Verteidiger „eine einzige Beleidigungsorgie“. Der Prozess wird Mitte April fortgesetzt