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Kölner Premiere von „Köln 75“Heimspiel für Macher des Films über das legendäre Konzert von Keith Jarrett

Lesezeit 3 Minuten
Ido Fluk, Mala Emde, Vera Brandes Köln Premiere "Köln 75)

Regisseur Ido Fluk mit Hauptdarstellerin Mala Emde und Vera Brandes, die 1975 Keith Jarretts Kölner Konzert organisierte.

Zwei Wochen nach der Uraufführung auf der Berlinale feierte der Film „Köln 75“ jetzt seine Kölner Premiere im Cinenova. 

Das war im wahrsten Sinn des Wortes ein Heimspiel: Zwei Wochen nach der Premiere auf der Berlinale feierte der Film „Köln 75“ jetzt seine Kölner Premiere im Cinenova.

Dabei geriet der Abend auch ein wenig zur Familienfeier: Im ausverkauften Saal saßen viele, die am Film über die Entstehungsgeschichte von Keith Jarretts legendärem „Köln Concert“ mitgearbeitet hatten.

Und es saßen viele „Freunde und Wegbegleiter“ von Vera Brandes im Publikum, die als damals 20-Jährige den Jazzpianisten Jarrett dazu überreden konnte, dieses Konzert in Köln zu geben – trotz seiner eigenen schlechten Verfassung. Und trotz des falschen und angeblich miserablen Flügels auf der Bühne.

Keith Jarrett in Köln: Ein Megaseller und Triumph

Dennoch geriet der Auftritt zum bejubelten Triumph, der einige Zeit später veröffentlichte Mitschnitt ist bis heute die meistverkaufte Jazz-Soloplatte und meistverkaufte Klavier-Soloplatte.

Um den Abend ranken sich bis heute zahllose Legenden, der witzige und berührende Film versucht gar nicht erst, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Er sei „die bessere Version der Wahrheit“, findet Vera Brandes.

Und: „Er ist ein Liebesbrief an alle die, die hinter den Kulissen Kultur möglich machen und die ansonsten nie im Rampenlicht stehen“, erklärt Regisseur und Drehbuchautor Ido Fluk nach der Vorführung.

Probleme mit diesem Rampenlicht hat Vera Brandes nicht. Produzent Fred Burle erinnert sich an ihre erste Reaktion auf den Vorschlag, die Geschichte des Konzertes als Film zu erzählen: Nach einer längeren Pause habe sie „Endlich!“ gesagt. Und so erlebt man die 70-Jährige im Cinenova engagiert und energiegeladen (am 14., 15. und 16.3. ist sie auch bei Vorführungen in verschiedenen Kölner Kinos) – und man kann sich gut vorstellen, wie sie sich als Teenager mit Mut und Chuzpe einen Namen in der Männerdomäne Jazz machen konnte.

Im Film wird sie verkörpert von Mala Emde. Eine reale Person zu spielen, sei „erstmal ein riesen Geschenk, weil ich sie alles fragen konnte. Aber es ist auch ein Fluch, weil man die ganze Zeit Angst hat, sie ruft einfach den Regisseur an und sagt ‚Wir machen das jetzt nicht mehr‘.“

Für ein erstes Treffen schlug Vera Brandes einen Ort vor, „von dem ich dann rausgefunden habe, dass er in Griechenland liegt“, erinnert sich Emde. Nach Flug und fünfstündiger Fahrt im Mietwagen sei sie im Dunkeln auf einem Parkplatz gelandet und wer nicht da war, war Vera Brandes.

Aber als sie dann doch auftauchte, ging alles ganz schnell. „Ich durfte mit ihr alte Umzugskartons durchwühlen, ich durfte alles fragen, sie hat mir alles erzählt.“

Keith Jarrett in Köln: Was, wenn alles perfekt gewesen wäre?

Für Brandes bleibt eine zentrale Frage, die ihr immer wieder gestellt wird: Wäre dieses Konzert musikalisch so verlaufen, wenn an diesem Tag alles perfekt gelaufen wäre? „Ich habe vorher und nachher Hunderte, Tausende von Konzerten und Tourneen veranstaltet.“ Dabei habe sie die Erfahrung gemacht: Wenn alles wie am Schnürchen laufe, dann passiere es, vor allem bei größeren Bands, dass sie „ab der Mitte der zweiten Tourwoche anfingen, sich irgendwie wie Beamte zu verhalten und die Konzerte von Abend zu Abend langweiliger wurden.“

Aber wenn dann ein Flug überbucht war, die eine Hälfte der Gruppe noch in Hamburg, die andere schon beim Soundcheck im norwegischen Bergen war: „So kleine Katastrophen hin und wieder sind belebend! Aber man soll es auch nicht übertreiben.“

Bleibt die Frage: Ist das die Kölner Oper, die wir da eben auf der Leinwand gesehen haben? Hat das Team es geschafft, vor Ort zu drehen? Oder hatte da eine künstliche Intelligenz ihre Finger im Spiel gehabt? Weder noch erzählt Produzent Sol Bondy: „Das ist das Theater in Lodz – wir haben in ganz Deutschland nach einem Haus gesucht, in dem der Backstage-Bereich noch nach 70er Jahren aussieht.“ Erst in Polen wurde man fündig.