Das Porzer Ökumene Netz ruft zu aktiver Zusammenarbeit auch über Grenzen der christlichen Religionen hinaus auf
Mitgliederrückgang, Personalmangel„Spiritualität nur ökumenisch lebbar“ – Porzer Gemeinden rücken zusammen
Ökumenisches Denken und Handeln hat in Porz eine lange Tradition. In Schulen, bei Gemeindefesten, im Gesprächskreisen oder in der Musik stehen die Gemeinsamkeiten der christlichen Religionen selbstverständlich im Vordergrund. Der Mitgliederrückgang in der katholischen und der evangelischen Kirche, spürbarer Personalmangel und der Zwang zum Sparen erfordern für die Zukunft ein weiteres Zusammenrücken – auch über die christlichen Gemeinden hinaus. Das wurde bei einem Gesprächsabend im Porzer „Haus der Kirche“ sehr deutlich, als Seelsorger, Mitglieder der Gemeindeteams und Laien das Thema erörterten.
30.000 Menschen katholisch, 14.000 evangelisch
Schon der Einstieg in den Abend, den Rita Schmitz und Manguela Fokuhl vom Porzer Ökumene Netz vorbereitet hatten, sorgte für einen Moment des Erschreckens. Für Angehörige beide Kirchen ist Porz demnach mittlerweile „Diaspora“, also ein Ort, in dem die Glaubensgemeinschaften eine verstreute Minderheit bilden. Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Stadtbezirk deutlich christlich geprägt, inzwischen aber gehören von den gut 100.000 Einwohnern nur noch gut 30.000 der katholischen und knapp 14.000 der evangelischen Kirche an.
Die Wahrnehmung der Kirchen als Akteure in der Gesellschaft sei stark rückläufig, waren sich die Pfarrer Bertold Wolf (katholisch) und Rolf Theobold (evangelisch) einig – doch für zahlreiche Aufgaben seien die kirchlichen Angebote weiterhin unverzichtbar. Treffpunkte für Kinder und Jugendliche, Angebote für Familien, Besuchsdienste und Hilfen für Senioren müssten künftig mehr denn je möglichst konfessionsübergreifend geleistet werden, machten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Gemeindeteams deutlich.
Ehrenamtliches Engagement droht zu verpuffen
Die einzelnen Konfessionen könnten mit ihren Ressourcen keine flächendeckende Versorgung mehr anbieten, und eine zu starke Zentralisierung bringe manche Aktivitäten zum Erliegen. Kinder oder Senioren könnten wohnortferne Angebote oft nicht nutzen, so drohe wertvolles ehrenamtliches Engagement zu verpuffen, wenn man sich nicht ökumenisch organisiere.
Praktische Ökumene liegt auch an interessierten Hauptamtlichen, konstatierte Pfarrer Wolf und erinnerte an die Aufbruchstimmung in den 1970er Jahren. Dieser Wunsch, tätig zu werden, statt über Gemeinsames nur zu reden, müsse immer neu belebt werden. Pfarrer Theobold stellte klar: „Spiritualität ist nur noch ökumenisch lebbar. Ich möchte keine Wahrheit leben, die ich anderen abspreche“. Deshalb sei die Ökumene auch mit anderen Religionen, die in Porz seit 15 Jahren gepflegt wird, wichtig.
In persönlichen Statements brachten die Gäste des Abends zum Ausdruck, welche Herausforderungen sie sehen. Vernetzung bei gemeindlichen Aufgaben spielt dabei eine große Rolle. Was für die Seelsorger gilt, die schon lange nicht mehr die Kapazitäten haben, jeweils zu zweit bei Schulgottesdiensten oder in Ausschüssen aufzutauchen, gilt demnach zunehmend für die gesamten Gemeinden.
Gemeinde-Zuschnitte erschweren Zusammenarbeit
Während die Bereitschaft an der Basis zu einem noch weit engeren Miteinander sehr groß erscheint, vermissen etliche Besucher des Ökumene-Abends deutliche Signale von höheren Kirchengremien. Die Zuschnitte von katholischen und evangelischen Gemeinden erschwerten nämlich die Zusammenarbeit. Wenn für Porzer Ortsteile und deren direkte Nachbarschaft auf evangelischer und katholischer Seite ganz unterschiedliche Gemeindezuständigkeiten gelten, werde das Miteinander zur logistischen Herausforderung.
Auf katholischer Seite sind mittlerweile alle zwölf Porzer Kirchen gemeinsam organisiert, auf evangelischer Seite steht eine Regionalisierung an, bei der die Gemeinden Porz, Wahnheide und Rath-Ostheim zusammengelegt werden sollen. Ökumenische Notwendigkeiten hätten auf beiden Seiten bei der Planung offenbar keine Rolle gespielt.
Mit tätiger Ökumene von der Basis her wollen Mitglieder des Netzes das Ihre zum Funktionieren leisten. So ist ein „lebendiger Adventskalender“ geplant, erstmals ökumenisch. Interessierte können vom 1. Dezember bis Weihnachten kleine Adventsfeiern vor privaten Haustüren gestalten. Wer mitmachen will, kann sich unter anderem bei Rita Schmitz informieren