Das Berufskolleg in Porz ist in einem schlechten Zustand. 24 Klassenräume sind bereits an Standorte in Deutz ausgelagert. Ein Neubau könnte erst ab 2031/32 bereitstehen.
„Wir waren auf einem guten Weg“Berufskolleg in Köln-Porz wird seit Jahrzehnten vernachlässigt

Im Gespräch vor dem Berufskolleg: Lutz Tempel vom Förderverein (l.) und Obermeister Marc Schmitz.
Copyright: René Denzer
Das Schild mit der Aufschrift „Gute Schule“ wirkt wie blanker Hohn. Denn im Innern des Berufskollegs an der Hauptstraße in Köln-Porz ist es alles andere als gut. Lutz Tempel und Marc Schmitz berichten von aufgerissenen Leitungen und Rohrbrüchen, die nicht zugemacht worden sind. Fenster, die sich entweder nicht öffnen oder schließen lassen. Schimmel an den Wänden und Regenwasser, dass sich über das Dach bis in den Raum der Lehrerkonferenz seinen Weg gesucht hat. Tempel ist Vorsitzender des Berufskolleg-Fördervereins und Schmitz Obermeister der Innung Sanitär Heizung Klima Köln.
Sich selbst ein Bild vom Innern zu machen, hat die Stadt Köln der Presse untersagt. Genauso wie die Teilnahme an einem Rundgang mit Baudezernent Markus Greitemann. Den hatte Kölns CDU-Vorsitzender Karl Alexander Mandl mit in die Wege geleitet. Zuvor hatten sich die Obermeister der Schornsteinfeger-Innung Köln, der Innung für Metalltechnik Köln sowie der Innung Sanitär Heizung Klima Köln zusammen mit dem Förderverein mit einem Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker gewandt. Darin heißt es, dass „die bisherigen Lösungsansätze trotz der bestehenden Dringlichkeit bislang nicht die erhofften Fortschritte gezeigt haben“.
Gebäude mit Schimmel bis Sommer 2024 genutzt
Nach dem Rundgang mit dem Baudezernenten findet Marc Schmitz vor dem Schultor deutlichere Worte. Schon vor drei Jahren hätten sich Vertreter der Innungen und dem Förderverein mit dem Thema zusammen mit der Stadt Köln zusammengesetzt. „Wir waren auf einem guten Weg“, sagt Schmitz. Doch dann sei der Informationsfluss ins Stocken geraten. „Hier ist nichts mehr passiert.“
Schmitz selbst verbindet mit dem Berufskolleg viel. Er selbst hat von 1986 bis 1989 seine Ausbildung am Berufskolleg 10 gemacht. „Da war das Gebäude schon Schrott. Das ist heute nicht besser geworden“, sagt er. Die Zustände seien unmöglich. Seit vielen Jahren sei an den Gebäuden nichts mehr gemacht worden, sagt Fördervereinsvorsitzender Tempel, der auch als stellvertretender Bezirksbürgermeister in Porz sich für das Berufskolleg einsetzt. „Das ist nicht mehr hinnehmbar.“
Seit Jahrzehnten schon steht der Umzug des Berufskollegs nach Deutz im Raum. Seit dem sei an der Schule nicht mehr wirklich was gemacht worden. „Den Eindruck hat man, wenn man sich die Gebäude anschaut.“ Acht Gebäude sind es insgesamt. Zwei sind bereits geschlossen. Bis Sommer 2024 wurden sie noch genutzt, trotz Schimmel an den Wänden.
Klassenräume nach Deutz ausgelagert
Mittlerweile sind 24 Klassenräume ausgelagert. In Modulbauten auf dem Gelände der Berufskollegs 17, 18 und 19 in Deutz. Allerdings kann hier nur Theorie unterrichtet werden. Labore und Werkstätten gibt es in den Modulbauten nicht. Die derzeitige Aufteilung auf zwei Standorte erschwert die Organisation des Unterrichts und führt auch zwangsläufig zu einem eingeschränkten Bildungsangebot.
Schulweite Programme, wie duale Ausbildungsangebote zur Erlangung der Fachhochschulreife, Deutschförderkurse sowie Projekte wie beispielsweise digitales Lernen oder handlungsorientierte Lernsituationen, könnten in Teilen nicht mehr beziehungsweise nur mit erheblichem Aufwand durchgeführt werden. Rund 1200 Schülerinnen und Schüler besuchen das Berufskolleg 10.
Allerdings scheint sich nun endlich was zu tun. Tempel und Schmitz sprechen nach dem Rundgang von einem guten Termin. „Es wurde im Wesentlichen bestätigt, dass wir zum Schuljahreswechsel 2031/32 ein neues Gebäude haben könnten“, sagt Tempel. Bis dahin sollen die alten Gebäude so instandgesetzt werden, „dass zumindest angemessen Unterricht gemacht werden kann“.
Der Termin für den Neubau sei verbindlich, sagt Schmitz. Wo der Neubau dann errichtet wird, ist noch offen. Das sei in ganz Köln möglich, sagt Schmitz. Richten soll es die Schulbaugesellschaft. Die wurde Anfang 2023 gegründet, mit dem Ziel, Schulbauprojekte schneller zu realisieren. Bis dahin war die Gebäudewirtschaft dafür zuständig. Von der Politik hat die Schulbaugesellschaft den Auftrag bekommen, Investoren mit Grundstücken zu finden. Dem Vernehmen nach gibt es drei mögliche Investoren. Bis Mai dieses Jahres läuft der Wettbewerb noch.
Bis ein Investor den Zuschlag erhält und dann irgendwann endlich ein Neubau realisiert wird, muss sich aber auch an dem alten Gebäude was tun. Das Handwerk stöhne schon jetzt über Nachwuchsmangel, sagt Schmitz. Schlechte Lernorte führen dazu, dass noch mehr Menschen keine Lust auf eine Ausbildung haben. Und die, die Lust haben, haben meist noch einen langen Anfahrtsweg, weiß Lutz Tempel. „Je nachdem, um welche Ausbildung es sich handelt, ist das Einzugsgebiet des Berufskollegs sehr weit.“ Schornsteinfeger zum Beispiel kämen sogar von Koblenz aus bis nach Porz.