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Einzigartiges KonzeptKölner Friedenskita in Tel Aviv vereint die Religionen

Lesezeit 3 Minuten
Kinder im Kölner Friedenskindergarten in Tel Aviv.

Im Kölner Friedenskindergarten in Tel Aviv wachsen jüdische und arabische Kinder gemeinsam auf.

Der Kölner Friedenskindergarten in Tel Aviv bringt mit einem einzigartigen pädagogischen Konzept jüdische und arabische Kinder zusammen. Die Evangelische Gemeinde in Porz will davon lernen.

Gemeinsam lachen, spielen, lernen – das ist für kleine Kinder die natürlichste Sache der Welt. Sie begegnen einander ohne Vorurteile, schließen Freundschaften, lernen voneinander. Wie wertvoll solche frühen Erlebnisse für die weitere Entwicklung sind – insbesondere in einer von Konflikten dominierten Region wie dem Nahen Osten –, zeigt der Kölner Friedenskindergarten in Tel Aviv.

Im „Cologne Day Care Peace Center“ wachsen seit nunmehr 35 Jahren israelische und arabische Kinder zusammen auf und werden gemeinsam erzogen. Ende Juni reiste eine zehnköpfige Delegation aus Köln nach Tel Aviv, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Angeregt und organisiert wurde die Reise vom Städtepartnerschaftsverein Köln-Tel Aviv, die Stadt Köln förderte sie. „Das Konzept des Friedenskindergartens ist einzigartig in Israel“, betont die Vereinsvorsitzende Monika Möller.

Kita war ein Geschenk der Stadt Köln

Auf Initiative von Oberbürgermeister Norbert Burger hatte die Stadt Köln 1988 ihrer Partnerstadt Tel Aviv den Kindergarten geschenkt. Er liegt im traditionell arabisch-palästinensisch geprägten Stadtteil Jaffa, der auf Hebräisch Yafo heißt. Betrieben wird er von der israelischen Frauengewerkschaft Na’amat.

Die Hälfte der Kinder ist jüdischen Glaubens, die andere Hälfte arabischer Herkunft, wobei Christen und Muslime jeweils in gleicher Anzahl vertreten sind. Auch die Erzieherinnen kommen aus den verschiedenen Religionen und Kulturkreisen. In der Kita wird israelisch und arabisch gesprochen, beide Sprachen sind gleichberechtigt. Zum Konzept gehört auch, dass in der Kita alle religiösen Feste der drei Weltreligionen gemeinsam gefeiert werden.

Für ein nachhaltig friedliches Miteinander sollte solch ein Konzept Standard sein – weltweit!
Aleli Gomez, Erzieherin in Porz

„Im Friedenskindergarten wird eine fantastische Arbeit geleistet. Hier kommen Kinder mit völlig unterschiedlichem Hintergrund zusammen, und sie haben sehr viel Spaß miteinander. Dieses besondere Gemeinschaftserlebnis prägt sie ein Leben lang“, fasst der Kölner Rolf Theobold die Eindrücke der Reise zusammen. Als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Porz hat er sich in Jaffa gemeinsam mit fünf Erzieherinnen des Evangelischen Kindergartens an der Porzer Lukaskirche umgesehen, um Anregungen für die Kita-Arbeit in Köln zu gewinnen. Besonders beeindruckt habe sie auf der Reise, sagt Erzieherin Aleli Gomez, „mit wie viel Überzeugung und Herzblut die Erzieherinnen dort dieses Konzept leben. Für ein nachhaltig friedliches Miteinander sollte solch ein Konzept Standard sein – weltweit!“

In Porz soll eine interreligiöse Kita entstehen

Und es könnte als Vorbild für Köln dienen. „Wir würden gerne an der Lukaskirche eine interreligiöse Kindertagesstätte einrichten und hoffen, die Stadt Köln als Partnerin für ein Pilotprojekt gewinnen zu können“, erläutert Theobold. Die Situation in Tel Aviv sei natürlich eine andere als in Porz. Aber auch in Köln könne man vom Konzept des Friedenskindergartens viel lernen.

„Es verankert die Normalität eines friedlichen Miteinanders nicht nur bei den Kindern aus verschiedenen Religionen und Kulturen. Durch gemeinsame Aktivitäten lernen sich auch die Eltern besser kennen. So können Vorurteile abgebaut werden“, sagt Theobold. Die Idee sei nun, an der Lukaskirche ein Quartierszentrum zu entwickeln mit einer Kita für Kinder unterschiedlicher Religionen. Noch stünden die Pläne ganz am Anfang, im August solle es dazu erste Gespräche geben.

Einen Bezug zu Tel Aviv gibt es bereits. Die in Israel sehr bekannte Schauspielerin Orna Polat (1924-2015), Gründerin eines nach ihr benannten Kindertheaters in Tel Aviv, hieß ursprünglich Irene Klein und stammte aus Köln. Am 27. März 1938 wurde sie in der Porzer Lukaskirche als protestantische Christin konfirmiert. Nach dem Krieg zog sie nach Israel und trat zum Judentum über.