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Österliches SymboltierFeldhasen-Bestand stabil – dennoch bleibt er gefährdet

Lesezeit 4 Minuten
Dicht hintereinander jagen drei Feldhasen am frühen Morgen über ein Feld.

Dicht hintereinander jagen drei Feldhasen am frühen Morgen über ein Feld.

Trotz stabiler Bestandszahlen gibt es Risiken für Feldhasen. In Köln sind sie durch Hunde und schwindende Lebensräume bedroht.

Sie gelten als Symbol des Glücks, der Fruchtbarkeit, des sanften Mutes. Hasen gibt es bei uns seit Menschengedenken, doch die großen, zarten Feldbewohner faszinieren stets aufs Neue. „Das ist ein Hase!“ markiert den Unterschied zu wimmelnden Kaninchen. Einen Hasen zu sehen, ist etwas Besonderes.

Wie viele der gefährdeten Feldhasen es noch gibt, ermitteln Jäger und Jägerinnen jedes Jahr in 400 Referenzgebieten bundesweit. Die erfreuliche Botschaft des Deutsche Jagdverbandes: Der Bestand von 19 Tieren pro Quadratkilometer im Offenland ist 2024 stabil geblieben – und ebenso wie 2023 der höchste seit Beginn des Monitorings vor mehr als zwei Jahrzehnten. Die Zahlen für 2025 liegen nicht vor.

Kölner Hasen leben in Randbezirken der Stadt

Doch auch in diesem Frühjahr sieht es gut aus für die faszinierenden Langohren. Im relativ warmen und vor allem trockenen Februar und März ist die Überlebensrate der neugeborenen Feldhasen deutlich höher als in nasskalten Frühlingswochen.

Der Grund: Sie leben ganzjährig in offenen Bereichen, die Jungen kommen mit einem dichten Fell zur Welt, dass sie vor leichten Regenfällen schützt. Andauernde Nässe jedoch durchdringt ihr Fell, denn der ursprüngliche Lebensraum der Tiere sind trockene Steppenlandschaften.

Ein Feldhase ist im Gegenlicht auf einem mit Tau nassen Feld zu sehen.

Ein Feldhase ist im Gegenlicht auf einem mit Tau nassen Feld zu sehen.

Deutlich weniger Feldhasen als im Bundesdurchschnitt gibt es in Köln. Michael Hundt, Leiter der Kölner Forstverwaltung, schätzt ihren Bestand auf mehrere 100 Tiere. Sie leben in den Randbezirken der Stadt, da, wo es große Felder gibt. Und genau dort tummeln sich auch ihre größten Feinde, so der Förster.

„Das sind Hunde, die frei über Felder stromern. Einen erwachsenen Hasen bekommt kein Hund gefangen. Der ist zu schnell. Aber die Jungtiere laufen nicht weg. Sie wollen sich tarnen, drücken sich auf den Boden. Da haben Hunde leichtes Spiel.“ Und auch für die erwachsen Feldhasen sei es kräftezehrend, wenn sie ständig vor Hunden fliehen müssten. „Deshalb sollten Hunde unbedingt nicht nur im Wald sondern auch auf Feldwegen an der Leine geführt werden“, so der Appell des Försters.

Der Feind wird erlauscht – dann wird gerannt

Doch warum flüchten Feldhasen in rasanter Hast, während Kaninchen den nähernden Spaziergänger ruhig beäugen? „Hasen haben keine Baue, in denen sie nach einem kurzen Sprint verschwinden können“, erklärt Hundt. „Sie müssen rechtzeitig fliehen und Distanz zwischen sich und ihre Verfolger bringen.“

Damit sie ihre Feinde so früh wie möglich bemerken, haben sie markant große Augen und lange Lauscher. Außerdem können sich bis zu 70 Stundenkilometer schnell werden, zwei Meter hoch springen und gut schwimmen.

Lebensraum für Hasen wird in Köln immer kleiner

Die Häsin lässt ihre Jungen tagsüber meist alleine, um Raubvögel oder Füchse nicht auf sie aufmerksam zu machen. Die Kleinen liegen in einer Mulde, sind im höheren Gras oder unter Sträuchern nicht auszumachen. Hier verharren sie, bis die Häsin in der Morgen- und Abenddämmerung kommt, um sie zu säugen.

Geboren werden die Jungtiere mit Fell und offenen Augen, sie können sich sofort eigenständig bewegen. Auch darin unterscheiden sie sich von den kleineren Kaninchen, die nackt und blind zur Welt kommen und ihre ersten Lebenswochen im Bau verbringen.

Hunde und Straßen bedrohen Hasen

Da sind die kleinen Feldhasen schon munter unterwegs, durchstreifen hoppelnd ihren Lebensraum. „Der allerdings wird in Köln immer kleiner. Und Flächen, auf denen sie vorkommen, werden immer häufiger für Wohnbebauung genutzt oder von Straßen durchschnitten, auf denen immer wieder Hasen verenden“, sagt Holger Sticht, der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz NRW (BUND).

Feldhasen würden kontinuierlich auf der Roten Liste der bedrohten Arten geführt, mit schwankendem Bedrohungsstatus. „Extremwetter und ein neuer Virus, der sich gerade ausbreitet, können die Populationsgrößen schnell verändern“, so Sticht.

Junghasen sollten keinesfalls berührt werden

Lebensräume für Feldhasen und andere bedrohte heimische Arten zu erhalten, ist eines der Projekte des BUND. So können Naturfreunde an Exkursionen in ein zehn Hektar großes umzäuntes Gebiet teilnehmen, in dem auch Feldhasen leben. „Hier sorgen Esel dafür, dass die Fläche offen und für Hasen nutzbar bleibt“, erläutert Sticht. 40 Hektar groß ist ein zweites, offenes Gebiet in der Dellbrücker Heide.

Wer Hasen beobachten möchte, muss Geduld mitbringen und die Augen in die etwas weitere Ferne richten. Dann sind die eleganten Tiere auf den noch nur niedrig bewachsenen Feldern noch gut zu entdecken. Im Sommer verschwinden sie im hohen Gras. „Auf keinen Fall sollten Spaziergänger Junghasen, die sich vor ihnen in einer Mulde verstecken, anfassen oder mitnehmen“, sagt Holger Sticht. „Dann riechen sie nach Mensch und werden von ihrer Mutter gemieden.“