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Noch läuft´s in KölnDas ist die Bilanz nach einem Monat E-Scootern

Lesezeit 4 Minuten
e-scooter

Mehrere Elektrotretroller von "Tier Mobility" – einem der Anbieter, die in Köln am Markt sind.

  1. Die Bilanz in Köln fällt nach einem Monat erst einmal positiv aus.
  2. Allerdings ist die Bilanz zwiegespalten. Die Polizei sieht es anders, als die Verkehrsteilnehmer.
  3. Wir werfen einen Blick auf die Probleme mit den E-Scootern in der Domstadt.

Sie sind klein, schnell und ihnen eilt ein Ruf voraus wie Donnerhall. Köln schaute nicht ohne Sorge auf den Start der Leih-E-Scooter vor rund einem Monat. Immerhin kamen aus anderen Großstädten Nachrichten von bösen Unfällen. Und in der Tat gibt es nun den ersten offiziellen Polizeieinsatz wegen eines dieser Flitzer. Allerdings darf der wohl mit reichlich Gleichmut betrachtete werden. Ein Betrunkener wurde tief in der Nacht auf einem elektrisch angetrieben Tretroller erwischt. Damit fällt eine erste Bilanz nach knapp einem Monat erstaunlich positiv aus – wenn natürlich die Probezeit auch noch längst nicht vorbei ist.

Allerdings ist die Bilanz zwiegespalten. Auf der einen Seite stehen die offiziellen Stellungnahmen der Polizei und der Stadtverwaltung. Auf der anderen stehen die Eindrücke der Verkehrsteilnehmer. Beide sind nicht unbedingt deckungsgleich. So sagt eine Polizeisprecherin, die Alkoholfahrt sei bisher der einzige Vorfall mit E-Scootern. „Die Nutzer benehmen sich in der Regel anständig. Wir haben nichts Namhaftes zu beklagen.“ Gleichwohl, 1,1 Promille wollen die Ordnungshütter nicht zur Bagatelle klein reden. Immerhin musste der trunkene E-Scooter-Fahrer den Führerschein abgegeben. Wie beim Autofahren, so gibt es auch auf Rad und Roller Promillegrenzen.

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Voller Sanftmut auch die Stellungnahme der Verwaltung: „Es gibt bisher nur wenige Beschwerden“, sagt Stadtsprecher Jürgen Müllenberg. Und die hätten zumeist rücksichtslos abgestellte E-Roller zum Thema. Dabei hätten die Anbieter schon Besserung versprochen. Das Personal werde zusätzlich geschult, um die Roller schneller wieder fußgängerfreundlicher aufstellen zu können.

Also dann: Die subjektiven Eindrücke. Die lassen eher den Verdacht aufkommen, dass Ordnungsamt und Polizei die E-Scooter nicht ganz so fest im Blick haben. Alles, was mit den Rollern falsch gemacht werden kann, lässt sich in der Innenstadt tagtäglich entdecken. Die Leisetreter dürfen mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometer auf keinen Fall auf dem Bürgersteig fahren. Doch es wird bedenkenlos auch über schmale Trottoires gesaust. Beliebt scheint auch zu sein, zu zweit auf dem Trittbrett zu stehen. Koffer zum Bahnhof transportieren? Mit viel akrobatischem Geschick und reichlich Schutzengeln scheint auch das möglich.

Angebot

Drei Anbieter für Leih-E-Scooter sind bisher in Köln auf dem Markt: das US-amerikanische Unternehmen Lime, das deutsche Start-up Circ und das Berliner Start-up Tier Mobility.

Die Zahl der E-Roller wird von allen Anbietern als Geschäftsgeheimnis behandelt. Einzig Lime gibt vage Auskunft. Zurzeit sei man mit mehreren hundert Geräten in Köln vertreten. Doch die Zahl werde in Kürze und nach Saison dem Bedarf angepasst. Das heißt, wenn in der Ferienzeit viele Touristen in der Stadt sind, wird das Unternehmen mehr Roller auf die Straße bringen. Lime versucht, rücksichtsloses Abstellen dadurch zu verhindern, dass der Roller bei Abgabe über die Anbieter-App fotografiert werden muss. Die beiden anderen Firmen waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Preis für das Ausleihen der E-Scooter ist im Vergleich zu Leihrädern klar höher. Bei allen drei Anbietern werden 1 Euro Grundgebühr und für jede Minute 15 Cent berechnet. So kommen für eine Stunde E-Roller-Fahrt 10 Euro zusammen.

Dass die Roller nur dort fahren dürfen, wo auch Fahrräder erlaubt sind, hatte der ADFC vor Einführung kritisch beäugt. Christoph Schmidt, Sprecher des ADFC in Köln ist zwar positiv überrascht, dass die E-Roller so gut angenommen werden. Was ihm aber weniger gefällt: Nicht selten kommen sie ihm gegen die Fahrtrichtung auf dem Fahrradweg entgegen. „Das ist auch die häufige Kritik, die ich aus der Fahrradszene höre.“ Das Fazit des Radexperten: „Ich habe die Hoffnung, die Roller-Nutzer werden erkennen, dass das Fahrrad das bessere Fortbewegungsmittel ist.“

Auch der ADAC sieht die E-Roller offiziell positiv. Den Beitrag für eine Verkehrswende wagt Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein, nach den ersten Wochen aber zu bezweifeln. „Ich sehe viele junge Touristen mit den Rollern durch die Stadt fahren, die ansonsten zu Fuß gegangen wären oder das Leihrad genutzt hätten.“