„Zustand ist total abtörnend“Endlich Bewegung bei Kölns ältester Fußball-Tribüne?
Köln – Nächster Anlauf bei der Rettung einer der ältesten Fußball-Tribünen Deutschlands: In der Bezirksvertretung Nippes haben sich Grüne, Linke, FDP, Gut und Klima-Freunde zusammengetan, um die Situation der sanierungsbedürftigen Tribüne von 1920 auf dem Rennbahn-Gelände zumindest zu verbessern. Trotz des Denkmalschutzes tut sich dort seit Jahren nichts.
Dafür soll der Kölner Renn-Verein – anders als bislang geschehen – Geld nutzen, das die Stadt ihm ohnehin zum Unterhalt der gesamten denkmalgeschützten Galopp-Rennbahn-Anlage zahlt. Zu ihr zählt der Sportplatz samt Tribüne. Die Politiker wollen den Verein stärker in die Pflicht nehmen, von den jährlich 300 000 Euro soll er mindestens zehn Prozent für die Tribüne nutzen. Und da vergangenes Jahr rund 30 000 Euro übrig geblieben sind, wären das rund 60 000 Euro. Die Politiker schreiben: „Eine Rettung durch Restaurierung der Tribüne kann mit 60.211,11 Euro zwar nicht erfolgen, andererseits ist damit mehr möglich als ein bloßes Abtrennen der Tribüne mit einem rotweißen Band.“
Seit Jahren verschlechtert sich der Zustand des Bauwerks, das es auch schon ins Fachmagazin „11Freunde“ geschafft hat. Bis 2002 kickte dort der VfL Köln 1899, dann wechselte er auf eine andere Anlage. Auf dem Gelände spielte auch der Film „Das Wunder von Bern“, er zeigte den WM-Sieg der deutschen Fußball-Nationalelf 1954 in der Schweiz. Die Politiker schreiben: „Der derzeitige Zustand ist jedenfalls unhaltbar und für alle, die nicht so hartgesotten sind wie wir, total abtörnend.“
Mehr Pflichten für den Renn-Verein
Deshalb wollen sie nun den Kölner Renn-Verein viel stärker in die Pflicht nehmen, er hat das Gelände der Galopprennbahn samt angrenzendem Sportplatz plus Tribüne von der Stadt gepachtet und ist für den Erhalt verantwortlich. Doch bislang tut sich an der Tribüne nichts – trotz des Zuschusses.
Auch für dieses Jahr ist diese Summe geplant, der Stadtrat soll am nächsten Donnerstag (4. Februar 2021) entscheiden. Die Stadt sagt: „Dem Verein obliegen der Betrieb und der Erhalt sowie die Instandhaltung der gesamten Anlage.“ Gesamte Anlage meint auch: der Tribüne. Zuletzt hatte die Stadt der Rundschau mitgeteilt: „Aus Sicht der Sportverwaltung gibt es allerdings derzeit für diese Anlage keine Perspektive für eine andere rentierliche sportliche Nutzung, die eine Sanierung der Tribüne begründen würde.“ Der Geschäftsführer des Renn-Vereins, Philipp Hein, sagte zu dieser Aussage: „Dem ist nichts hinzuzufügen.“ Die Tribüne bleibt also mehr oder weniger ein Klotz am Bein, auch weil eine groß verkündete private Retter-Initiative eingeschlafen ist.
Dringlichkeitsentscheidung möglicherweise nötig
Die Politiker sind offenbar verärgert über den Renn-Verein, sie schreiben: „Die VfL-Tribüne ist Teil dieser Gesamtanlage, so dass im Fall der Nennung innerhalb der Vorlage „zum Erhalt und Instandsetzung der denkmalgeschützten Aufbauten“ auch die VfL-Tribüne gemeint sein muss. Die Pflege und Wartung der denkmalgeschützten Tribüne ist ohnehin eine Pflichtaufgabe für den Erbbaupächter, der er sich nicht entziehen darf. Ein (im Jahr 2020 nicht einmal ausgenutzter) Zuschuss zu eben dem Zweck der Denkmalpflege sollte erst Recht ein Anlass sein, hier seiner Pflicht nachzukommen und tätig zu werden.“
Ob der Rat nun am nächsten Donnerstag entscheidet, ist offen. Die BV tagt vorher nicht mehr, hat also nur die Chance einer Dringlichkeitsentscheidung, wenn sie ihren Antrag behandeln, verabschieden und dem Rat am Donnerstag mit auf den Weg geben will bei seiner Entscheidung.