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Streit um Notdienst-NeuordnungNotfallpraxis in Nippes vor dem Aus

Lesezeit 3 Minuten

Am Heilig Geist-Krankenhaus in Longerich soll eine neue Notdienstpraxis entstehen, die Chorweiler und Nippes mitbedient.

Nippes – Der Streit um die Neuordnung des ärztlichen Notdienstes in Köln geht weiter. Nach der Kontroverse um die Notfallpraxis in Chorweiler steht nun auch die Praxis in Nippes vor dem Aus.

Wie berichtet, will die Kassenärztliche Vereinigung (KV) die Praxis in Chorweiler Ende 2019 schließen. Hintergrund sind bundespolitische Vorgaben, wonach Praxen des hausärztlichen Notdienstes künftig an Kliniken angesiedelt sein sollen. Die Idee der „Portalpraxen“: Alle Patienten werden an einem zentralen Empfang in Augenschein genommen („triagiert“) und dann, je nach Schwere der Erkrankung, an die Klinikambulanz oder an den ärztlichen Bereitschaftsdienst verwiesen.

Kompromisslösung Longerich

Weil es im Bezirk Chorweiler kein Krankenhaus und wenig Ärzte gibt und sich massiver Protest gegen die Schließung regte, wurde ein Kompromiss gefunden. Die KV will nun am Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich eine neue Notfallpraxis installieren. Sie soll in die bestehende Ambulanz integriert werden, die Verhandlungen laufen.

„Wir möchten, dass diese Praxis so schnell wie möglich den Betrieb aufnimmt, in jedem Fall noch dieses Jahr“, betont der Kölner KV-Kreisvorsitzende Dr. Jürgen Zastrow. Ziel der Reform sei, „die Qualität der Versorgung im Notdienst zu verbessern“, dazu sei die Anbindung an eine Klinik erforderlich. Doch wenn man Longerich zur neuen Anlaufstelle für Patienten aus dem Kölner Norden inklusive Chorweiler mache, benötige man im wenige Kilometer entfernten St. Vinzenz-Hospital in Nippes keine weitere zusätzliche KV-Notdienstpraxis, so Zastrow.

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Er rechnet vor: In Nippes behandele der KV-Notdienst pro Jahr rund 10.000 Patienten, in Chorweiler 11.000 und in Ehrenfeld (St. Franziskus) 22.000. Um kostendeckend arbeiten zu können, sei ein Minimum von 20.000 Patienten pro Jahr erforderlich.

Arbeitsende für 2024 geplant

Am St. Vinzenz-Hospital sorgen die Pläne für Irritationen. Die Nippeser Klinik will einen zweistelligen Millionenbetrag in Neu- und Umbauten investieren. Ein zentrales Projekt ist die Modernisierung der Notaufnahme, auch Intensivstation, Bettenkapazität und Parkhaus werden erweitert. Der Baubeginn steht noch nicht fest, klar ist aber, dass das Gebäude, in dem die Notdienstpraxis untergebracht ist, abgerissen wird.

Der Abschluss der Arbeiten sei für 2024 geplant, erklärt Christoph Leiden, Sprecher des Klinik-Trägers, der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria. Die Klinik möchte, dass die KV-Praxis während der Bauphase in die Weseler Straße umzieht und später in die modernisierte Notaufnahme zurückkehrt.

Zastrow entgegnet, es mache keinen Sinn, die Praxis in ein weit entferntes Gebäude zu verlegen, zumal Nippes ohnehin zu geringe Fallzahlen aufweise. In einer neuen Portalpraxis in Longerich seien die Patienten besser aufgehoben. „Wir brauchen im Kölner Norden keine drei Notdienstpraxen, die alle an Kliniken desselben Trägers angesiedelt sind.“ Heilig Geist, St. Vinzenz und St. Franziskus sind Häuser der Cellitinnen.

Köln sei die Stadt mit den meisten Notdienstpraxen in ganz Deutschland, unterstreicht Zastrow. „Düsseldorf und Stuttgart haben eine, Berlin hat zwei. Und da gibt es keine Probleme.“

Viele Nippeser sehen die Angelegenheit völlig anders. Es läuft bereits eine Online-Petition gegen die drohende Schließung. Rund 1500 Menschen haben sie schon unterschrieben.