Seifenkisten-Rennen in NippesSo kreativ und schnell waren die Mini-Flitzer
Nippes – Bei der diesjährigen Ausgabe des „Smart Racing Cologne“, dem Seifenkistenrennen in Nippes, standen die Teilnehmer nicht nur in sportlicher Hinsicht im Rampenlicht: Ein Filmteam hatte die Veranstaltung genutzt, um Aufnahmen vom Rennen in ihren Film zu integrieren.
Von Filmteam und Drohnen begleitet
So konnten sich die Fahrer nicht nur über ihre Erfolge freuen, sondern auch darüber, in einigen Monaten mit etwas Glück auch auf einer Kinoleinwand sichtbar zu sein – zumindest für ein paar Millisekunden. „Wir haben allerdings auch selbst dieses Mal zum ersten Mal Drohnen im Einsatz, die Luftaufnahmen vom Rennen machen“, sagte Heiko Naumann, der Geschäftsführer von Con Action, dem gemeinnützigen Verein, der als Veranstalter des Rennens auftritt.
So waren spektakuläre Bilder garantiert, als sich die Piloten in ihren motorenlosen Gefährten die Abfahrt des Niehler Kirchwegs im Nippeser Tälchen hinab stürzten – ein mittlerweile gewohnter Anblick, denn das Rennen gehört inzwischen fest zum Jahresablauf im Nippeser Veranstaltungskalender. „Wir merken nach fünf Jahren auch, dass wir immer versierter und eingespielter werden“, sagte Naumann.
Inoffizieller Vorentscheid für die Deutsche Meisterschaft
Keine Selbstverständlichkeit, denn mit etwa 80 teilnehmenden Fahrern ist das Smart Racing Cologne keine kleine Veranstaltung. Von den Anfängern bis zu den „Profis“ waren alle der von dem Verein Deutsches Seifenkisten Derby e.V. verwendeten Rennklassen vertreten: Sowohl die Sieben- bis Zwölfjährigen der Juniorklasse, deren Fahrzeuge noch am ehesten an die klassischen Seifenkisten der 1950er Jahre erinnern, als auch die torpedoförmigen Geschosse der Elite XL Ü18-Klasse, deren Fahrer „auf dem Papier erwachsen“ sind, wie der Sprecher über die Lautsprecheranlage ein wenig süffisant verkündete.
Gerade an der letztgenannten Gruppe ist zu sehen, dass das Rennen sportlich ernst genommen wird. Nicht verwunderlich, denn es gilt als Vorentscheid für die deutsche Meisterschaft des Seifenkistensports. „Das Rennen hat inzwischen eine Bedeutung, die durchaus über NRW hinausgeht. Auch wenn die meisten Teilnehmer noch aus unserem Bundesland kommen“, so Naumann.
Bunte und ausgefallene Kisten in der „offenen Klasse“
Das hieß jedoch nicht, dass der Spaß zu kurz kam – dafür war die offene Klasse da, in der in der Gestaltung der Seifenkisten der Fantasie keine Grenzen gesetzt waren. Neben dem großzügigen Einsatz von Spoilern fanden sich hier auch miniaturisierte Nachbildungen von VW Bussen oder Formel-1-Boliden, die die Herzen von Motorsportfans höher schlagen ließen.
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Besonders martialisch wirkte ein dreiachsiger Radpanzer, der sich donnernd zu Tal stürzte. Deutlich entspannter war ein anderer Fahrer an die Sache heran gegangen: Sein Fahrzeug war einem Bett nachgebildet.
Schüler bauten ein Jahr an ihrer Seifenkiste
Doch das Rennen dient nicht nur Sport und Spaß, sondern hat auch einen pädagogischen Hintergrund: Etwa 20 Fahrer unter den Startern stammen von Kölner Schulen, an denen Con Action seine sogenannten Praxisstationen unterhält. „Das ist eine Maßnahme der Berufsorientierung, in deren Rahmen wir die Schüler ein Schuljahr lang an ihrer Seifenkiste bauen lassen“, so Naumann. Dafür böten sich die Gefährte in besonderem Maße an, weil ihr Bau gleich mehrere Gewerke handwerklicher Berufe in Anspruch nimmt. „Metallbau kommt etwa zum Einsatz, für den Bau der Steuerungs- und der Bremseinheit wird Mechanik benötigt, beim Anmalen kommen Maler und Lackierer zum Einsatz“, zählte Naumann auf.
Bei all diesen Aufgaben müssen die Schüler zusammen arbeiten, um das Projekt erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Dabei geht ihre Aufgabe über den reinen Bau hinaus, denn sie sind auch angehalten, selbstständig Sponsoren zu finden, um die Seifenkiste zu finanzieren. Daraus kann sich durchaus mehr entwickeln, wie Naumann berichten kann. „Eine Gruppe hatte ein Autohaus überzeugen können, ihre Kiste zu sponsern. Das Unternehmen hatte die Schüler anschließend zu einer Betriebsbesichtigung eingeladen und die Kiste wurde ins Schaufenster gestellt. Einer aus der Gruppe hat anschließend ein Praktikum dort gemacht und strebt nun eine Ausbildung in dem Haus an – genauso wünschen wir uns das“, sagte Naumann.