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Weltreise für den ArtenschutzKölner Zoo kooperiert mit Zoo in Singapur

Lesezeit 3 Minuten
Ein Chinesischer Tigergecko

Erfolgreich nachgezüchtet im Kölner Zoo: der bedrohte Chinesischer Tigergecko

Das Zeitfenster schließt sich schnell für vom Aussterben bedrohte Arten. Doch der Kölner Zoo hält mit globalem Einsatz dagegen.

Grüne Marmorkrötchen, Kronengeckos und Chinesische Tigergeckos schickte der Kölner Zoo jetzt auf eine weite Reise. Im Singapur Zoo sollen sie als Teil der dortigen Erhaltungszuchtprogramme helfen, ihre Arten vom Aussterben zu bewahren, denn alle drei stuft die Weltnaturschutzunion IUCN auf ihrer Roten Liste als „gefährdet“ ein. Noch deutlich schlechter steht es um das Überleben ihrer Reisegefährten, die in ihren Transportboxen ebenfalls nach Singapur geflogen sind: die Zackenerdschildkröten sind „stark gefährdet“, die Huulien-Tigergeckos sogar „vom Aussterben bedroht“. Das ist die höchste Gefährdungsstufe einer Art in ihrem natürlichen Lebensraum.

Um die biologische Vielfalt auf der Erde so gut es geht zu erhalten, arbeitet der Kölner Zoo mit Partnern in aller Welt zusammen. Die Nachzuchten der bedrohten Arten stammen aus der Terrarien-Abteilung des Aquariums. Mit ihrer Hilfe können bei diesen seltenen Tieren nun auch in Singapur Bestände aufgebaut werden. Der Singapur Zoo gehört zu den bekanntesten und fortschrittlichsten Zoos in Südostasien und setzt sich ebenfalls stark für Artenschutz ein. Auch der Kölner Zoo wird diese seltenen Arten weiter züchten und zeigen, so eine Mitteilung des Zoosprechers.

Zuchterfolge dank Expertise des Terrariums-Teams

An der globalen Kooperation sind neben Aquariums-Kurator Thomas Ziegler viele Akteure aus dem Zooteam beteiligt. Dazu zählt auch Kurator Bernd Marcordes, der den Transport der empfindlichen Tiere vorbereitet hat. Dank der großen Sorgfalt des Terrarium-Teams um Reviertierpflegerin Anna Rauhaus gibt es im Zoo zahlreiche Nachzuchterfolge bei bedrohten Arten. Allein 2022 war von den 40 in der Terrariums-Abteilung vermehrten Amphibien- und Reptilienarten die Hälfte laut Weltnaturschutzunion als „bedroht“ oder „vom Aussterben bedroht“ gelistet.

Zoo Zackenschildkröte

Wie aus einer anderen Zeit: Die Zackenschildkröte ist in der Natur stark gefährdet.

Einige der Gründertiere der jetzt an Singapur abgegebenen Nachzuchten stammen aus behördlichen Beschlagnahmungen; der Zoo hatte die konfiszierten Tiere aufgenommen. Insgesamt werden derzeit in der Terrarien-Abteilung des Aquariums mehr als 20 Arten, die aus Beschlagnahmungen übernommen wurden, gehalten. Durch Vermehrung und Weitergabe der Nachzuchten an andere Zoos entsteht ein internationales Erhaltungszuchtnetzwerk für diese bedrohte Arten. Später können die daraus stammenden Tiere für Auswilderungen zur Verfügung gestellt werden.

Zoos werden zu modernen Archen, indem sie bedrohte Arten aufnehmen, vermehren und in ihre Ursprungsländer zurückgebe. Das ist die Idee des Artenschutzzoos.
Thomas Ziegler, Aquariums-Kurator

„Zoos werden zu modernen Archen, indem sie bedrohte Arten aufnehmen. Diese Arten können dank der Expertise der Zoobeschäftigten vermehrt, weiterverteilt und wieder in die Ursprungsländer beziehungsweise in die Natur zurückgeben werden. Das ist die Idee des Artenschutz-Zoos“, sagte Aquariumskurator Thomas Ziegler. Möglich ist dies nur dank professioneller Partner und aufgrund eines internationalen Artenschutznetzwerks. So hat der Kölner Zoo bereits 2020 in Köln aufgezogene junge Philippinenkrokodile zur Auswilderung auf die Philippinen ausgeflogen. Sie stärken dort in einem Schutzgebiet die stark bedrohten Bestände und erweitern den genetischen Pool der ausschließlich dort vorkommenden Art.

„Der Aufbau von Reservepopulationen in Menschenhand, das heißt in Zoos und Zuchtstationen, sowie die Verteilung dieses Nachwuchses an verschiedene Institutionen sind wichtige Bausteine zur Erhaltung bedrohter Arten“, sagte Zoodirektor Theo B. Pagel. „Zusammen mit Artenschutzmaßnahmen vor Ort helfen sie, dem Artensterben entgegenzuwirken. Dies ist im Sinne des ,One Plan Approachs’ der Weltnaturschutzunion. Er sieht vor, Artenschutz in der Natur mit Artenschutz in Zoos, also der Erhaltungszucht dort, zu kombinieren.“