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Kreativer Umgang mit MedienMedienzentrum jfc in Nippes vermittelt Jugendlichen praktische Medienkompetenz

Lesezeit 4 Minuten
Achtung, Aufnahme! Auch Podcasts können die Jugendlichen im jfc Medienzentrum produzieren.

Achtung, Aufnahme! Auch Podcasts können die Jugendlichen im jfc Medienzentrum produzieren.

Das jfc Medienzentrum feiert 2026 fünfzigjähriges Bestehen, leistet NRW-weit bedeutende Arbeit in Jugendmedienarbeit. Es bietet Workshops an und veranstaltet das Cinepänz Filmfestival.

Smartphone, Smartphone in der Hand – wer ist die Schönste im ganzen Land? Influencerin Leonie alias leoobalys erobert die Social Media-Welt, Millionen folgen dem Teenie im Netz. Doch die permanente Selbstbespiegelung und Eigenvermarktung hat ihren Preis... „Es werden in dem Dokumentarfilm Girl Gang auch die Schattenseiten des Lebens gezeigt“, sagt Judith über einen ihrer Lieblingsfilme. „Er hat mich sehr beeindruckt“, erzählt die 17-Jährige, die sich einmal in der Woche im Medienzentrum jfc mit anderen Jugendlichen trifft und Filmkritiken schreibt. Im Workshop „Spinxx“ tauschen sie sich über Filme, Podcasts und andere Medien aus, diskutieren, produzieren Clips, führen Interviews, verfassen Texte.

Auch Keno ist mit von der Partie und in der Jury des Kinderfilmfestivals „Cinepänz“ aktiv. „Ich habe hier im jfc mein Schülerpraktikum gemacht“, sagt der 14-jährige Kinofan, der als Kind gern mit seinem Vater „Slowmo-Filme“ mit Lego gemacht hat. An diesem Tag möchte er im Workshop über einen Science Fiction-Streifen sprechen: Blade Runner 2049.

Jugendzentrum in Nippes vermittelt Medienkompetenz

Keno und Judith gehören zu den zahlreichen Teilnehmenden, die regelmäßig Angebote des Zentrums in Nippes nutzen. Es engagiert sich als Fachstelle für die Kinder- und Jugendmedienarbeit landesweit. Hörspiele und Podcasts produzieren, Roboter bauen oder mit der Kamera die Natur erkunden, Filme drehen, mit Künstlicher Intelligenz experimentieren und Fake News entlarven...: Die Palette der Angebote umfasst analoge wie digitale Medien. Die Nutzung des Smartphones sei für die Kids zwar allgemein ein Kinderspiel, aber mehr Information und die Vermittlung von Medienkompetenz sei in vielen Bereichen wichtig, betont jfc-Geschäftsführerin Patricia Gläfcke. Das trage auch zu einem verantwortungsvolle(re)n Umgang mit Social Media bei und sei sinnvoller als der Vorstoß in Australien, die Nutzung für unter 16-Jährige zu verbieten.

Was ist Wahrheit, was Fiktion? Wie erkennt man Desinformation? Wie entstehen Blasen und wie wird manipuliert? Auch das seien Fragen, die zur Sprache kommen „und ohne moralischen Zeigefinger für Aha-Effekte bei den Jugendlichen führen können“, so die jfc-Leiterin.

Direkte Ansprache und Integration der Jugendlichen

„Wir haben auch selbst mal Filme im Museum gedreht, das war cool“, berichtet Keno. Dabei gehe es nicht allein um Unterhaltung und Spaß, durch Filme könnten auch soziale Missstände aufgezeigt werden, betonen Keno und Judith und blicken auch selbstkritisch auf den Medienkonsum. Während der 14-Jährige oft Instagram nutzt, hat die 17-Jährige Ihre Accounts bei Instagram und TikTok wegen „Reizüberflutung“ gelöscht. „Ich wollte mich mehr auf die Schule konzentrieren“, sagt die Gymnasiastin, man beschäftige sich in den sozialen Medien sehr viel mit den Problemen anderer, vergleiche sich ständig. „Es ist sehr wichtig, sich bewusst zu machen, dass immer nur Ausschnitte gezeigt werden und viele ihr Geld damit verdienen!“

Selbst kreativ werden, mitgestalten: Das steht ganz oben auf der Agenda des medienpädagogischen jfc-Teams. In vielen Angeboten werden Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien direkt angesprochen, außerdem unterstützt der gemeinnützige Verein Träger und Mitarbeitende im Sozial-, Bildungs- und Kulturbereich. Er erhält eine Grundförderung durch das Land NRW und die Stadt Köln und wirbt Projektmittel ein.

Die insgesamt elf kulturpädagogischen Facheinrichtungen in Köln, darunter auch das jfc, betonen, dass sie „mit einem enormen Einsatz pro Jahr bis zu 47.000 Kinder und Jugendliche erreichen. Somit leisten sie eine bedeutende Arbeit nicht zuletzt in den Bereichen Demokratie- und Meinungsbildung“.

www.kulturpaedagogisch.de


jfc Medienzentrum

50jähriges Bestehen feiert das jfc Medienzentrum 2026. Gegründet 1976 als Jugendfilmclub und Träger der freien Jugendhilfe, zeigte das jfc zu Beginn vor allem Filmreihen und etablierte sich seitdem NRW-weit als Fachstelle für die Kinder- und Jugendmedienarbeit. Schon früh gehörten neben Workshops und Projekten auch Qualifizierungsseminare für Pädagoginnen und Pädagogen zum Programm.

Heute zählt das Zentrum 16 Angestellte sowie zahlreiche freie Mitarbeitende und erreicht mit einem umfangreichen Angebot rund um analoge und digitale Medien rund 13.500 Kinder und Jugendliche pro Jahr.

1989 startete das Kölner Kinderfilmfest, das seit 2003 unter dem Namen Cinepänz stattfindet. Multimedia- und Webangebote sowie interkulturelle Medienarbeit kamen hinzu. Wichtige Bausteine sind unter anderem auch die Cinepänz Kinderjury und das Kinder- und Jugendkritikerprojekt „Spinxx“, darüber hinaus medienkritische Seminare zur Auseinandersetzung mit Desinformation, der Macht der Sozialen Medien und Künstlicher Intelligenz sowie kulturpädagogische Projekte zum Mitmachen.

Neue Methoden der praktischen Medienarbeit werden in Fortbildungen vermittelt, zum Beispiel zu Blogs, Smartphones und Online-Plattformen. Soziales Engagement und faires Miteinander stehen im Zentrum vieler Projekte. Seit 2015 kamen immer mehr Angebote für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung hinzu.

2021bezog das Medienzentrum moderne Räumen im Clouth-Quartier samt Labor, Aufnahmestudio, Maker Space mit großer Werkstatt und Technik-Equipment sowie Multimediasaal im Seekabelhaus. (MW)

www.jfc.info

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