Der Bistro-Betrieb im früheren Clouth-Werkstor 1 soll zum 30. September enden. Der Verein „Nachbarschaft Clouth“ setzt sich für den Fortbestand des Betriebs ein.
Pachtvertrag nicht verlängertNachbarschaft auf Kölner Clouth-Areal kämpft für Tor-1-Bistro
Die Nachricht der Kündigung für die Bistro- und Tapasbar „Tor 1“ von Inhaber Fernando Castanheira hat die Bewohnerschaft im Clouth-Quartier aufgeschreckt. Vor rund zwei Wochen hatte der Gastronom die Nachricht erhalten, dass sein Vertragsverhältnis nicht verlängert wird. Nur noch bis 30. September läuft sein Pachtvertrag. Wenn alles bleibt, wie es ist, müsste er danach mit seinem Betrieb ausziehen.
„Wir sind entsetzt und werden alles in die Waagschale werfen, was wir haben“, sind sich Bernd Blaschke, Regina Commerell und Wolfgang Kasper einig. Das Team vom Veedelverein „Nachbarschaft Clouth“ hat zum Monatsbeginn eine Online-Petition an die Eigentümer- und die Verwaltungsgesellschaft des Objekts gestartet – mit dem Ziel, die Kündigung rückgängig zu machen und das Bistro zu erhalten. Eigentümerin ist ein Firmenkonstrukt mit Sitz in Luxemburg, die Objektverwaltung sitzt in Pullach bei München.
Ein Anlaufpunkt für das Veedel
Das Bistro gibt es bereits seit 2021. „Ich hatte schon vier befristete Pachtverträge bekommen, der letzte lief jedoch nur über sechs Monate, mit einer Option auf Verlängerung, sollte er nicht gekündigt werden“, so Castanheira im Gespräch. Er habe sehr auf einen längerfristigen Vertrag gehofft, um Planungssicherheit zu haben. Warum dem Betreiber gekündigt wurde – beziehungsweise sein Vertrag nicht verlängert –, kann sich die Runde nicht erklären.
„Niemand weiß, was der Verpächter gegen den Betrieb haben könnte“, so Blaschke. „Es gab niemals Probleme, und der Laden wird gut angenommen.“ Zudem sei das Bistro mit seinem Frühstücksangebot eine gute Ergänzung zum Hotel im Clouth-104-Gebäude, das kein eigenes Frühstück anbietet. Es gibt Kuchen und Waffeln, die berühmten portugiesischen Pudding-Blätterteig-Küchlein Pasteis de Nata, abends eine Auswahl an mediterranen Gerichten und Tapas.
Sorge vor Systemgastronomie
„Es ist ein Hotspot für die ganze Nachbarschaft für Feste und Feiern. Nun befürchten wir, dass die Vielfalt hier kaputtgemacht wird.“ Der Gastronom habe nicht nur im Laden, sondern auch drumherum vieles auf die Beine gestellt und mitgeholfen, das Plätzchen direkt hinter Tor 1 mit Boule und Sitzgelegenheiten zu beleben. Die benachbarten Restaurant-Räume im Clouth-104-Gebäude stehen seit mehr als einem Jahr leer, seit dem Auszug des „XII Apostel“.
Castanheira war einst mit im Team des Restaurants dabei, nach dessen Ende übernahm er als Selbstständiger die Gastronomie in Tor 1. Die Runde fürchtet nun, dass eine Systemgastronomie am Standort – dem Tor 1, eventuell jedoch auch den Restauranträumen – angesiedelt werden könnte. Eine Filiale einer gastronomischen Kette engagiere sich jedoch erfahrungsgemäß viel weniger für das Veedel als ein inhabergeführter Betrieb, finden Blaschke, Kasper und Commerell einhellig.
Hohe Resonanz auf Online-Petition des Nachbarschaftsvereins
Bis zum Redaktionsschluss haben bereits knapp 350 Menschen die Petition online unterzeichnet. Die Wortmeldungen sprechen eine eindeutige Sprache. Das Bistro sei „eine Bereicherung für das ganze Quartier‘ und ein toller Treffpunkt für die Bewohner“, heißt es in den Kommentaren. Es habe im Veedel „die Funktion einer Dorfschenkeübernommen, ein Treffpunkt für Jung und Alt und soziales Zentrum eines neu entstandenen Stadtviertels“, so eine weitere Unterzeichnerin.
Wie aus Kreisen der Objektverwaltung verlautet, scheint eine Lösung schwierig zu sein. Die Situation stellt sich festgefahren dar. Zu den Gründen, warum der Vertrag nicht verlängert werden soll, sagen die Objektverwalter in Pullach nichts. Grundsätzlich sei es der Firma wichtig, „das Quartier mit Leben und neuem gastronomischem Angebot zu füllen“, heißt es.
Man sei an einem Konzept interessiert zwischen der leerstehenden Gastronomieeinheit und Tor 1 unter Leitung von Herrn Castanheira. Einige Rahmenbedingungen sprächen derzeit jedoch dagegen, die keine der Seiten zu verantworten habe. Man arbeite jedoch intensiv daran, eine gute Lösung für alle zu finden.