Reaktion auf AntisemitismusInitiatoren verteilten Kippas auf Kölner Wochenmarkt
Auf der Freitreppe vor der Kirche St. Engelbert konnte man sich eine Kippa abholen.
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Riehl – Ein ungewohntes Bild bot sich auf dem Riehler Wochenmarkt: Zahlreiche Marktgäste hatten spontan bei der Solidaritätsaktion mitgemacht, und sich um Punkt 11 Uhr eine blaue Kippa aufgesetzt und an den Ständen entlang des Riehler Gürtels verteilt. Die Kippas gab es vorher von den Organisatoren, vor dem Eingang der Kirche St. Engelbert oder direkt auf dem Markt. Um viertel nach elf endete die Aktion, mit einem gemeinschaftlichen Applaus.
Sie war eine Reaktion auf den antisemitischen Überfall vom 20. August in der Kölner Innenstadt, bei dem ein 18-Jähriger, der eine Kippa trug, im Park am Kaiser-Wilhelm-Ring von mehreren Tätern angegriffen und schwer verletzt worden war. Eingeladen hatten neben der Liberal-Jüdischen Gemeinde Köln-Riehl auch die evangelische, katholische und evangelisch-freikirchliche Gemeinde, sowie der Runde Tisch Riehl um Christa und Walter Eumann.
Der katholische Pfarrer Stefan Klinkenberg (l.) und Walter Eumann vom Runden Tisch Riehl
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Rund 60 Kippas in Köln verteilt
„Wir haben rund 60 Kippas verteilen können", bilanzierte Walter Eumann zufrieden. Bewusst hatten die Initiatoren darauf verzichtet, ihre Aktion anzukündigen – zum einen wegen des Überraschungseffekts, zum anderen, um Antisemiten oder Unruhestifter fernzuhalten. „Wir wollen zeigen, dass wir antisemitische Übergriffe nicht dulden, und jüdisches Leben zu Köln und zu Riehl dazugehört."
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Auch wenn es in Riehl derartige Zwischenfälle nicht gebe. „Wir sind hier auf einer Art Insel der Seligen; das sieht in manch anderen Stadtteilen ganz anders aus.“ Eine Mitstreiterin ergänzte: „Es ist erschreckend, dass judenfeindliche Sprüche immer häufiger unwidersprochen bleiben. Antisemitismus scheint schleichend wieder salonfähig zu werden.“ Auf dem Markt gab es mitunter lebhafte Diskussionen zwischen den Gästen und den Initiatoren. Am Tag der Deutschen Einheit, 3. Oktober, lädt das Aktionsbündnis – dann inklusive der Niehler Ahmadiyya-Moscheegemeinde – zu seiner nächsten Aktion ein: Im Rahmen der deutschlandweiten Reihe „Deutschland singt“ gibt es ab 19 Uhr ein Mitsingkonzert auf dem Riehler Naumannplatz.