„Die Frauen sind auf dem Vormarsch”Kölner Damendreigestirn aus Longerich im Interview

Jungfrau Martina Wieland, Prinz Andrea Kierzek und Bauer Hedwig Schöpens (v.l.)
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Köln-Longerich – Bei der Karnevalsgesellschaft Blau Weiß Alt Lunke regiert in Longerich seit 2020 das Damendreigestirn. Geboren und aufgewachsen in Köln, schlagen die Herzen von Andrea Kierzek (Prinz), Hedwig Schöpens (Bauer) und Martina Wieland (Jungfrau) für den Fastelovend. Durch ihre jahrelange Mitgliedschaften im Musikcorps der Blau Weiß Alt Lunke sind sie karnevalserprobt. Der Prinz, Andrea Kierzek, besitzt zudem schon Dreigestirn-Erfahrung. Sie war bereits Bauer im Kinderdreigestirn.
Frau Kierzek, Mädchen wollen doch Prinzessin sein… Sie sind nun Prinz. Wollten Sie schon immer Prinz werden im Kölner Karneval?
Andrea Kierzek, Prinz (52): Nein, das war nie mein Ziel gewesen. Wir haben hier in der Alt-Longericher Kneipe oftmals nach dem Sonntagszug an der Theke gesessen und hin und her überlegt. Man merkt einfach, dass ein Dreigestirn mehr Publikum für die Veranstaltungen unserer Karnevalsgellschaft anzieht. Weil wir die letzten Jahre im Verein kein Dreigestirn hatten, haben wir überlegt, die Aufgabe anzugehen.
Hedwig Schöpens, Bauer (52): Dann haben wir beim Siedlerfest in Heimersdorf noch die Martina gefragt: Wie sieht’s denn aus? Und dann wollte sie erst nicht. Schließlich ließ sie sich doch für das Dreigestirn überreden. Unter einer Voraussetzung...
Martina Wieland, Jungfrau (58): Und die lautete: Ich bin die Jungfrau!Schöpes Und ich mach den Bauer, weil ich vor Publikum nicht reden kann! Wir haben den Antrag, Dreigestirn zu werden, auf einen Bierdeckel geschrieben und eingereicht. Am 13. November 2020 war die Proklamation von uns Dreien.

Auf einem Bierdeckel beantragten sie ihre Regentschaft.
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Wie kam Ihre Konstellation zustande?
Kierzek: Wir kennen uns alle schon von Kind an.Schöpes: Andrea und ich kennen uns vom Musikchor und da kam die Martina irgendwann mit. Und bei vielen Gesprächen in einem Eckchen der Alt-Longericher Kneipe entstand die Idee des Damendreigestirns. Doch die Idee war nicht ganz neu.Kierzek: Wir hatte vor zehn Jahren schon einmal ein Damen-Dreigestirn.
Dreigestirne im Kölner Karneval

Der Orden des Damendreigestirns aus Longerich
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Neben dem offiziellen Dreigestirn des Festkomitees Kölner Karneval von 1823 gibt es in mehreren Stadtteilen – meist sind es die, die später eingemeindet wurden – noch weitere Dreigestirne, so zum Beispiel im Kölner Süden, wo die Altgemeinde Rodenkirchen traditionell ihr Trifolium kürt, in Niehl oder in Porz, wo die Rolle der Jungfrau traditionell von einer Frau übernommen wird.
Trotzdem ist ein rein weibliches Dreigestirn ja auch in Köln noch was „Ungewöhnliches“. Welche Reaktionen erleben Sie darauf ?
Schöpes: Hier in Longerich war die Resonanz sehr gut.Kierzek: Bei der Proklamation hatte wir seit langen wieder ein ausverkauftes Haus.Schöpens: Von Jung bis Alt. Selbst meine Nichte, die ist 14, die war hellauf begeistert. Die jungen Leute fanden das alle super toll.
Würden Sie sagen, dass sich die Frauen im Kölner Karneval unterordnen müssen?
Kierzek: Traditionsgemäß gibt es eigentlich immer nur die Männerdreigestirne.Schöpens: Da steht ein Damen-Dreigestirn hinten an.Kierzek: Und wenn sich jetzt in der KG drei Männer für das Dreigestirn gemeldet hätten, wären sicher die direkt genommen worden.Schöpens: Und das Kinderdreigestirn auch. Das wird auch vorgezogen.
Wird es in Zukunft mehr Damen-Dreigestirne in Köln geben?
Schöpens: Mit Sicherheit, aber erst dann wenn sich die Herren nicht mehr melden.
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Wieland: Ich glaube nicht, dass es mehr weibliche Dreigestirne geben wird. Also in den Vororten kann sich das entwickeln. Aber für die ganze Stadt wird es kein Damendreigestirn geben.Kierzek: Ich glaube, wenn sich da keine Männer zur Verfügung stellen und es mehr Frauen gibt, die ihre Anträge stellen, wird es in den kleinen Vereinen in Köln mehr geben.Schöpens: Ich denke das ist eine Generationensache. Die Frauen sind halt auf dem Vormarsch.
Sollte sich im Karneval in Bezug auf Gleichberechtigung etwas verändern?
Schöpens: Eigentlich ist es gut, wie es war. Aber wenn sich keine Männer mehr bereitstellen dafür, geht ja auch eine Tradition kaputt und dann müssen wir Frauen sie aufrechterhalten.
Würden Sie sich wünschen, dass sich für die Rollen der Frauen im Kölner Karneval etwas verändert?
Schöpens: Ne, also die Frauen sind ja eigentlich integriert in den Karneval.Wieland: Aber, wenn das so ist, dass es in Köln ein Damendreigestirn gibt, dann ist das so. Dann guck ich mir das auch gerne an.